Aus der Wand

In unserem Schwimmbad, das Marie und ich immer mal wieder privat nutzen, ist seit Wochen das Behinderten-WC defekt. Die Tür ist abgeschlossen. Leider befindet sich in demselben Raum auch die Dusche, so dass alle die, die keine Stufen überwinden können, nun ungeduscht und
mit voller Blase ins Becken müssen, sofern sie nicht verzichten wollen.
Regelmäßig frage ich an der Kasse nach, ob die Sanitärräume wieder geöffnet sind, regelmäßig höre ich: „Ja, waren die gesperrt?“ und regelmäßig sehe ich dann, wenn ich vor dem Raum stehe, ein Schild, das mich auf die weitere Sperrung hinweist. Und jedes Mal sage ich beim Verlassen des Bades Bescheid, dass da mal was unternommen werden muss.

Heute ist mir der Kragen geplatzt. Ich habe einen kleinen Aufstand geprobt und mir den Chef vom Dienst geben lassen. Oder besser die Chefin. Defekt sei die Notrufeinrichtung und ohne die dürfe das Behinderten-WC nicht betrieben werden. „Aber die Dusche könnten Sie doch
wenigstens freigeben. Und wieso dauert es Wochen, bis die Notrufeinrichtung mal repariert wird?“ – „Das technische Problem ist halt größer.“

Eine andere Rollstuhlfahrerin, die auch vor Ort war, beschwerte sich gleich mit. Und als die Chefin weg war, nahm sie eine Münze und öffnete die Tür kurzerhand. Zum Vorschein kam eine aus der Dose gerissene Notrufstrippe. Die andere Rollstuhlfahrerin zog an der Strippe, löste damit Alarm aus, und quittierte ihn kurz danach am Ausgang. Die Anlage funktionierte also, es ging lediglich darum, dass mal jemand die Dose wieder in die Wand schrauben müsste. Da fragt man sich doch, warum das Wochen dauert, warum niemand Bescheid weiß, und wieso jemand, der daran zieht, das ganze Gerät aus der Wand holen kann. Oder?

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