Nein.

Nein. No. Nothing. Na. Nada. Nao. Ne. Nee. Nei. Nema. Net. Nic. Niente. Niets. Nihil. Nincs. Non. Nu. Ei. Hayir. Ingen, ingenting, intet. Kee. Rien ne va plus.

Verarschen kann ich mich alleine. Es hätte mir gleich komisch vorkommen müssen, wenn eine Klinik mich so umwirbt. Im Aufhebungsvertrag, den mein Anwalt mit meinem ersten und inzwischen ehemaligen Arbeitgeber ausgehandelt hat, legt die Klinik sehr viel Wert darauf, dass über die Gründe Stillschweigen bewahrt wird. Daher hat er mir empfohlen, nicht öffentlich zu schreiben, was genau mich bewegt hat, dort sofort alles hinzuschmeißen und mir einen neuen Job zu suchen.

Soviel kann ich aber sagen: Man muss sich nicht alles gefallen lassen. Ich bin ja einiges gewohnt und auch (inzwischen) bestimmt nicht (mehr) auf die Klappe gefallen, aber am Arbeitsplatz möchte ich mich auf
meine eigentliche Arbeit konzentrieren und nicht die meiste Zeit damit verbringen müssen, innerbetriebliche Führungsprobleme auszubügeln.

Eigentlich wollte ich einen Monat frei machen, nun hatte ich nur wenige Tage frei und bin seit heute in einer anderen Klinik. So nah an meinem Wohnort, dass ich pendeln kann. Pädiatrie, also Kinderheilkunde. Stationsalltag, Schichtdienst, auch nachts. 200 Euro monatlich mehr, aber das war gewiss nicht der Grund, warum ich mich dafür entschieden habe. Hier ist wesentlich mehr Stress, dafür aber freundliche Kolleginnen und Kollegen. Zumindest dem ersten Eindruck nach. Das Haus ist wesentlich moderner ausgestattet, dafür sind aber auch viele Abläufe
übermäßig strukturiert und es herrscht eine viel größere Anonymität.

Acht Ärzte teilen sich einen PC, im Ruheraum stehen zwei Betten, der Kühlschrank für Personal-Getränke wurde aus dem Aufenthaltsraum verbannt, weil er irgendwelche betrieblichen Normen nicht erfüllt und in
meinem schnurlosen Telefon ist permanent der Akku leer. Dafür bekomme ich meine Klamotten wieder gestellt, ich muss erfreulicherweise keinen Kittel tragen, sondern nur Hemd und Hose. Leider keine weißen Jeans, sondern dunkelblaue Einheits-Baumwoll-Hosen, die entweder unten zu kurz oder oben zu weit sind.

Richtig spektakulär war am ersten Tag nichts. Meine Chefin wollte mir zuschauen, wie ich einem Kleinkind einen Venenzugang lege. Lief anschließend rund zwei Stunden, immer wieder telefonierend, hinter mir her. Sie war begeistert, als ich beim routinemäßigen Abhören einer Fünfjährigen einen Herzfehler im Stethoskop gehört habe und erwähnte das auch gleich, als der Chefarzt sich nach mir erkundigte. Er tauchte plötzlich auf, winkte meine Chefin nach draußen, ich konnte es aber trotzdem hören: „Wie macht sie sich?“ – „Gut bislang. Sehr gut sogar, würde ich sagen. Hat Ohren wie ein Luchs und hört eine klickende Herzklappe drei Meilen gegen den Wind.“

Er kam herein, steuerte direkt auf mich zu, nahm meine rechte Hand in seine beiden Hände und sagte betont freundlich und fröhlich: „Aaaaach, die neue Kollegin, schon mit ersten Erfolgen, hab ich gehört. Ich bin …,
wir hatten noch nicht das Vergnügen. Weiter so, ja?! Und falls Sie irgendwelche Fragen haben oder auch Probleme, ich stehe Ihnen selbstverständlich immer zur Verfügung.“

Ich bedankte mich artig. Knicks ging nicht. Er nickte und verschwand genauso schnell wie er gekommen war.

Als ich Marie, die jetzt im letzten Drittel ihres Praktischen Jahres ist, von meinem ersten Tag erzählte, meinte sie: „Klingt doch erstmal ganz gut. Vielleicht finde ich dort ab Januar 2019 ja auch eine Stelle.“
Ich glaube, die Chancen sind wohl gut.


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