Einstellung

Ableismus und Stigma

Dass ich seit vielen Jahren versuche, den Menschen um mich herum einen Spiegel vorzuhalten, wenn mich jemand anschaut und mal wieder nur einen Rollstuhl sieht, ist nicht neu und haben alle, die meinen Blog regelmäßig lesen, wohl schon mitbekommen. Was heute „Able-ismus“ genannt wird, also die Beurteilung meiner Persönlichkeit anhand meiner Fähigkeiten, zieht sich seit jeher durch meinen Blog. Leider scheint diese Seuche nicht auszurotten zu sein. Ich finde es ja charmant, beispielsweise besonders schlau, besonders schnell, besonders kräftig oder auch besonders hĂĽbsch zu sein. Ich unterhalte mich gerne mit schlauen Menschen, fiebere sehr gerne mit tollen Sportlerinnen, lasse mich… Weiterlesen »Ableismus und Stigma

Ich heirate eine Cousine

Vorurteile zur Entstehung einer körperlichen Beeinträchtigung gibt es viele. Auch viele hartnäckige. So werde ich regelmäßig gefragt, ob ich kurz nach Erwerb des FĂĽhrerscheins einen Motorradunfall (oder ersatzweise einen selbst verschuldeten Autounfall) hatte. Teilweise getragen von Mitleid, teilweise aber auch von der BefĂĽrchtung, was diese junge Frau den Staat – und damit jeden einzelnen Steuerzahler – wohl alles kosten könnte. Dass diese Art von Fragen oftmals Menschen stellen, die sich abseits der Umsatzsteuer eher wenig an der Finanzierung des Allgemeinwohls beteiligen, ist natĂĽrlich auch ein Vorurteil. Wer in Bio aufgepasst hat, weiĂź, dass es nicht der Storch ist, der die… Weiterlesen »Ich heirate eine Cousine

Distanz macht einsam

Ich amĂĽsiere mich gerade ĂĽber eine Kommilitonin. Sie gehört zu jenen Menschen, die nur schwer andere Meinungen akzeptieren können. Und die leider auch ständig andere Meinungen haben. Nämlich im Zweifel die des GegenĂĽber. Soll heiĂźen: Sie redet ihren „Freunden“ nach dem Mund oder trifft sich nur mit jenen, die absolut ihrer Meinung sind. Wir haben uns anfangs mal ganz gut verstanden. Bis die Diskussion auf das Thema „Tatoos“ kam. Ich bin absolut dagegen, meinen Körper bemalen zu lassen. Weder dezent noch als LitfaĂźsäule. Ich akzeptiere es aber, wenn andere Menschen mit ihrem Körper etwas anderes machen. Jene Kommilitonin sah das… Weiterlesen »Distanz macht einsam

Poststreik

Eine Packstation ist fĂĽr mich als Rollstuhlnutzerin nur bedingt geeignet. Ich könnte zwar zu jeder Zeit mein Paket abholen, mĂĽsste dabei aber darauf hoffen, dass es nicht in einem Fach liegt, an das ich nicht heran komme. Ăśblicherweise lasse ich alles, was per Versand kommt, an die Praxisanschrift von Maries Mutter senden, dort ist im Zweifel auch dann jemand, wenn Marie und ich gerade in der Uni sind. Nun streikt ja bekanntlich gerade die Post. Und DHL. Der Postbote kommt zur Praxis seit inzwischen ĂĽber zwei Wochen nicht mehr, Laborwerte, Entlassungsberichte und ähnliches mĂĽssen in nervtötenden Telefonaten einzeln per Fax… Weiterlesen »Poststreik

Knallerei und Silvester

Ich bin froh, am Silverstertag nicht in der chirurgischen Notaufnahme zu sitzen. Und nicht bei der Feuerwehr zu arbeiten. Nennt mich eine Schisssocke, aber ich gebe nicht einen Cent für Knallerei und Feuerwerk aus. Ansehen werde ich mir das Spektakel aus sicherer Entfernung. Zusammen mit Marie und einigen anderen Leuten wollen wir morgen Silvester feiern und um Mitternacht auf gutes Wetter an der Elbe hoffen. Sieben Grad und Nieselregen sind vorhergesagt. Es könnte also besser sein – aber auch viel schlimmer!

Das Gute im Menschen

Wie es wieder funktioniert! Immer wieder die gleiche Masche, immer wieder die gleichen Leute, die darauf reinfallen und sich instrumentalisieren lassen. Ich begreife es nicht. Alles Reden nĂĽtzt nichts. Schon Martin Luther hatte Gutes im Sinn, als er empfahl, nicht alles zu glauben, was man hört, und nicht alles zu sagen, was man weiĂź. Ich weiĂź nicht, wie egoistisch und wie abgebrĂĽht man sein muss, um GerĂĽchte ĂĽber jemanden zu verbreiten, die geeignet sind, mal eben ganz groĂźen Schaden anzurichten: Ein Kommilitone soll Geld unterschlagen haben. Ă–ffentliches Geld, das ihm zu Forschungszwecken bewilligt wurde. So ein Vorwurf kann schlimmstenfalls eine… Weiterlesen »Das Gute im Menschen

Ein Kleines M

Wenn ich fast fĂĽnf Jahre lang Tagebuch schreibe und das auch noch online, dann wird es in dieser weiten Welt Menschen geben, die mich besser kennen als ich. Sagte mir kĂĽrzlich ein Kumpel aus dem Sportverein. Ob er damit richtig liegt, weiĂź ich nicht. Was ich aber weiĂź, ist, dass ich in den fĂĽnf Jahren nach meinem Unfall ĂĽber vieles nachgedacht habe und auch viele Verhaltensweisen, Werte und Einstellungen ĂĽberdacht, zum Teil auch angepasst und verändert habe. Nicht, weil ich das dringende BedĂĽrfnis hatte, mal durchzulĂĽften. Auch nicht, weil ich, frei nach den „Ärzten“, eine AttitĂĽde in mir kochen sah,… Weiterlesen »Ein Kleines M

Fleisch Oder Kein Fleisch

Gerade meine gestern in den Raum geworfene Forderung, alles was lebe, solle aus dem Leben auch ein Lebensrecht ableiten können, hat mir so viele Mails auf den Rechner gespĂĽlt, dass ich meine Gedanken dazu aufschreiben und festigen möchte. Besonders oft wurde ich gefragt, ob ich Vegetarierin sei. Das liegt nahe, denn auch wenn es in der Diskussion mit dem Vater eindeutig um Menschen ging, habe ich sehr bewusst nicht geschrieben, dass meiner Meinung nach „alle Menschen, die leben“ ein Lebensrecht haben, sondern eben „alles, was lebt“. Nein, ich bin keine Vegetarierin. Ich bin mir nicht sicher, ob ich zurzeit auf… Weiterlesen »Fleisch Oder Kein Fleisch