Öffentlichkeit

Nicht jeder Gast ist mein Freund

Eigentlich finde ich meinen jugendlichen Wahnsinn gar nicht so besonders. Was aber daran zu liegen scheint, dass ich von ihm umzingelt bin. Das finden zumindest meine Kolleginnen und Kollegen, als ich ihnen davon erzählt habe, dass ich mit Maria in einem öffentlichen Restaurant Essen gehen will. Zugegeben, ich habe mir Cathleen zur Unterstützung geholt, denn Maria hat weder einen E-Rollstuhl noch kann sie alleine fahren. Innerhalb der Einrichtung, wo alles ebenerdig ist, klappt es mit durchschnittlich 0,3 km/h, außerhalb der Einrichtung reicht für sie eine nicht ganz korrekt verlegte Gehwegplatte, um hängen zu bleiben. Und ebenfalls zugegeben: Ich war gespannt… Weiterlesen »Nicht jeder Gast ist mein Freund

Besoffener Rollifahrer

In Hagen (NRW) fuhr laut Pressemitteilung der Polizei (unter anderem) ein Rollstuhlfahrer (29) auf der dortigen Volmestraße ganz böse Schlangenlinien. Auf Nachfrage soll er angegeben haben, etliche Schnäpse getrunken zu haben. Eine Alkoholkontrolle ergab 1,5 Promille. Soweit sicherlich nichts besonderes. Es soll auch besoffene Rollifahrer geben. Nachdenklich stimmt mich allerdings der Satz: „Auf alle erwischten Verkehrsteilnehmer kommen empfindliche Strafen, Punkte in Flensburg und Fahrverbote zu.“ Dumm gelaufen, äh gerollt, würde ich sagen. Nächsten Monat wird der arme Behinderte also seinen Rollstuhl schieben müssen. Das kommt davon!

Rechtsfreier Raum

Es gibt noch einen Nachschlag in der Sache mit der fehlenden langen Leitung: Das Eisenbahn-Bundesamt, zuständig für die Aufsicht über die Eisenbahnen in Deutschland, hat die Überprüfung einer Beschwerde mehrerer Menschen aus Hamburg darüber, dass auf der Eisenbahnstrecke Hamburg – Rostock über ein Jahr lang keine Rollstuhlfahrer mitgenommen wurden, weil eine Heizungsstrippe zu kurz war und man den Zug nicht drehen wollte konnte, abgeschlossen. Leider kann auch die Aufsichtsbehörde nicht weiterhelfen, weil sie über diese „betrieblichen Gestaltungsprozesse“ nicht Aufsicht führen dürfe. Mit anderen Worten: Ob die Deutsche Bahn die Mitnahme von Rollstuhlfahrern ablehnen darf, entscheidet sie ganz alleine, solange sie… Weiterlesen »Rechtsfreier Raum

Keinen zweiten Raum

Es gibt Menschen, die schon mit einer Behinderung auf die Welt kommen, und es gibt welche, die sie im Laufe ihres Lebens bekommen. Das kann bereits während des Geburtsvorganges sein, das kann auch erst im hohen Alter sein. Die Gründe können vielfältig sein: Erkrankungen, Unfälle, Verbrechen, Selbstverletzung – um einige zu nennen. Es gibt Menschen, die kommen auf die Welt, entwickeln sich völlig unauffällig, tragen aber eine genetische Information in sich, die im Laufe ihres Lebens zu einer Behinderung führt. So kenne ich einen Menschen, der mit 12 Jahren anfing zu stolpern und unsicher zu gehen, bis er mit 20… Weiterlesen »Keinen zweiten Raum

Respekt und Autorität

Nachdem ich öffentlich erwähnt habe, dass die Schulaufsicht meine Schuldirektorin kurzfristig zu einem Gespräch in die Behörde eingeladen hat, und ich nicht bereit bin, diese Tatsache aus meinem Blog zu löschen, bin ich aufgefordert worden, mich mit dem Thema „Respekt“ auseinander zu setzen und auf mindestens zwei handschriftlichen DIN-A4-Seiten meine Haltung zu erörtern und in Frage zu stellen. Respekt, das Wort kommt aus dem Lateinischen und bedeutet ursprünglich „Zurückschauen, Rücksicht, Berücksichtigung“ und wird heute in Deutschland meistens mit Wertschätzung, Aufmerksamkeit und Ehrerbietung gegenüber einer anderer Person verknüpft. Es wird auch im Sinne einer Achtung, die Menschen grundsätzlich voreinander haben sollten,… Weiterlesen »Respekt und Autorität

Keine lange Leitung

Etwas länger als ein Vierteljahr ist es schon wieder her, als ich in meinem Beitrag „Kurve zu hoch“ darüber geschrieben habe, dass auf der Strecke Hamburg-Rostock zur Zeit keine Rollstuhlfahrer im Regionalexpress mitgenommen werden. Der 3. Leserkommentar ergänzte noch ein paar Fakten. Der Grund für die Nichtmitnahme ist so banal und gleichzeitig so bescheuert, dass man vermuten könnte, es sei Fasching oder erster April. Nein, es ist Aschermittwoch (also alles vorbei) und den ersten April haben wir auch noch nicht. Der Hamburger Hauptbahnhof ist bekanntlich nicht allzu breit, dafür recht lang. In einigen Gleisen halten daher zwei Züge gleichzeitig. Im… Weiterlesen »Keine lange Leitung

Nicht so doof wie es aussieht

Ich hatte heute morgen einen Termin in der Stadt, am Schlump, um genauer zu sein. Da bietet sich die Fahrt mit Öffis an. Da aber an meiner Station weder Aufzug noch Rolltreppe funktionierten, musste ich wohl oder übel wieder nach Hause und doch mit dem Auto fahren. Für den Bus wäre es zu spät gewesen. Ich fand auch spontan einen Parkplatz, einen für Menschen mit Behinderungen, als ich jedoch eine halbe Stunde später wieder zu meinem Auto zurück kam, stand ein Peugeot direkt hinter meinem Auto, so, dass ich nicht mehr rausfahren konnte. Ich kam nicht mal an meine Fahrertür,… Weiterlesen »Nicht so doof wie es aussieht

Tief und flach

Ich weiß noch ganz genau, wie es mir ging, als ich nach meinem Unfall im Krankenhaus von der Intensivstation auf die „normale“ Station verlegt wurde und mich so langsam an ein Leben im Rollstuhl gewöhnte. Eine ganz, ganz große Angst von mir war damals, dass ich keine Kinder mehr bekommen könnte. Auch wenn ich mir damals keine Gedanken darüber gemacht habe, ob ich jemals Kinder bekommen möchte, so war es für mich absolut wichtig, diese Entscheidung nicht durch diesen Unfall abgenommen bekommen zu haben. Diese Angst verstärkte sich damals und führte regelrecht zu schlaflosen Nächten, weil ich über ein halbes… Weiterlesen »Tief und flach

Die weiße Pest

Seit heute morgen ist das Garagentor, das einer unserer netten neuen Nachbarn in der letzten Woche kaputt gemacht hat, wieder repariert. Dieses Mal ging es wesentlich schneller als im letzten Winter, wo wir wochenlang auf die Beschaffung eines Ersatzteils warten mussten. Nach Murphys Gesetz geht das Ding natürlich immer dann kaputt, wenn man auf das Auto angewiesen ist. Zur Bahn oder auch nur zum Bus komme ich bei diesem Wetter nicht mehr. Der Grund ist sehr simpel: Es wird, wie auch schon im letzten Winter, nicht geräumt. Es ist lange nicht so schlimm wie im letzten Winter, denn da waren… Weiterlesen »Die weiße Pest

Nichts gelernt

Alles soll besser werden. Das haben die Verantwortlichen der Stadt nach dem letzten Winter versprochen, als auch das letzte Dickfell zugeben musste, dass man die Schneeräumung auf öffentlichen Wegen alles andere als im Griff gehabt hat. Man muss wohl ein sehr großer Träumer sein, wenn man das glaubt. Ich muss allerdings zugeben, ich hatte zumindest gehofft, dass man, nach diesem Versprechen, wenigstens die wichtigsten Fußwege irgendwann mal vom Schnee befreit. Nun gut. Immerhin funktioniert unser Rolltor zur Tiefgarage noch. So kann ich wenigstens mit dem Auto überall hinfahren. Und dass die Wege vom Schulparkplatz zur Schule wenigstens zwei Besen breit… Weiterlesen »Nichts gelernt