Öffentlichkeit

Ein Fragezeichen

Erneutes Outdoor-Schwimmtraining im See bei zwar sommerlichen Luft-Temperaturen und piwarmem Wasser, aber dennoch dem einen oder anderen heftigen Regenguss: Die letzten Tage der Ferien muss man ausnutzen, dachte sich Tatjana und bekam sogar jede Menge Resonanz. Es war aber trotzdem noch unerwartet voll an diesem See. Viele Langstreckenschwimmer, Triathleten und whatever nutzten diesen Nachmittag zum Trainieren. Und es gab einen Spanner. Zum ersten Mal in meinem Leben wurde ich Zeuge, wie sich jemand im Gebüsch versteckt hatte und sich einen runterholte. Nicht, dass mich das jetzt verwundert, dass es solche Leute gibt. Nicht, dass es mich jetzt sonderlich interessiert. Und… Weiterlesen »Ein Fragezeichen

Ich bin keine Behinderte

Man könnte darüber streiten, ob es sinnvoll ist oder nicht, Rollstuhlfahrer im Regionalzug in einem Mehrzweckabteil einzuquartieren. Ich halte es für sinnvoll, dass die Stellfläche, die frei bleibt, wenn keine Rollifahrer mitfahren, auch noch von anderen Personen (zum Beispiel mit ihren Fahrrädern) genutzt werden kann. Oder von Leuten, die sich lieber auf Klappsitze setzen anstatt zu stehen. Ich halte es allerdings für sinnlos, darüber diskutieren zu müssen, ob die Rollstuhlstellplätze in einem Zug mit etwa 600 Sitzplätzen bei Bedarf vorranging für Reisende im Rolli oder doch vielleicht für Reisende mit Fahrrad zu verwenden sind. Der Regional-Express von Hamburg nach Schwerin… Weiterlesen »Ich bin keine Behinderte

Automatische Drängelfunktion

In Hamburg Bergedorf wird zur Zeit mit großem Aufwand der Bahnhof (einschließlich Busbahnhof) neu gebaut. Die Kosten haben den geplanten Rahmen bereits um mehr als 150% überschritten, wie bei allen öffentlichen Großprojekten. In diesem Zusammenhang hat der Bahnhof Bergedorf auch neue Aufzüge bekommen. Jene, die ich auch benutzen muss, wenn ich mit Öffis zur Therapie ins Krankenhaus fahre. Es ist kein Geheimnis und es stand auch mehrfach bereits in den Medien, dass die neuen Aufzüge permanent defekt sind. Ein Software-Fehler jagt den nächsten, in der letzten Woche funktionierte der Aufzug zum Gleis 3 und 4 wieder nur sporadisch. Ich würde… Weiterlesen »Automatische Drängelfunktion

Trainings-Camp Hamburg

Endlich darf ich wieder richtig trainieren. Und endlich gibt es dafür auch wieder die richtigen Möglichkeiten. Am letzten Wochenende hat mein Verein endlich mal wieder ein Trainingslager veranstaltet. Und zwar, völlig unüblich, direkt in Hamburg. Allerdings mit der Bedingung, dass nur Leute teilnehmen dürfen, die die gesamte Zeit dort bleiben. Also das, was man sonst dadurch erreichen will, dass man weiter weg fährt, hat man dieses Mal durch eine freiwillige Verpflichtung aller Teilnehmer erreicht und auch gleich mit den entsprechenden Konsequenzen gedroht, falls jemand doch meint, mal schnell nach Hause zum Computerspielen fahren zu müssen: Wer einmal wegfährt, darf zwar… Weiterlesen »Trainings-Camp Hamburg

Komm, tanz mit mir

Ich könnte ja schon wieder einen Beitrag darüber verfassen, dass ich heute schon wieder zugeparkt worden bin. Fast hätte ich es nicht gemacht, hätte da nicht einer meiner Lieblings-Stamm-Kommentatoren. auf ein Uralt-Posting einen neuen Kommentar verfasst. Mit einem genialen Link (fast) zum aktuellen Thema. Modern ist neuerdings, sich mittig auf zwei nebeneinander angeordnete Behindertenparkplätze zu stellen. Also quasi auf die mittlere Trennlinie. Und damit beide Behindertenparkplätze für diejenigen, die sie benötigen, unbrauchbar zu machen. Schlimm wäre es, wenn das jemand täte, während beide Behindertenparkplätze frei wären. Noch schlimmer ist es aber, wenn das jemand tut, während auf den Behindertenplätzen Autos… Weiterlesen »Komm, tanz mit mir

Begegnungsverkehr

In Holzminden (Niedersachsen, in der Nähe von Hameln) hat heute ein Elektrorollstuhl-Fahrer im Begegnungsverkehr, wie es im Polizeibericht so schön heißt, zwei Omas mit ihren Gehwagen von der Piste gebügelt und ins Blumenbeet geschickt. Die erste Dame (77) schob, genauso wie die zweite Dame (92), jeweils ihren Gehwagen vor sich her, als ein Mann in einem Elektrorollstuhl ihnen entgegen kam. Nachdem er die erste Oma umgenietet hatte, sollte man annehmen, dass er alles unternimmt, um die leicht verletzte Dame wieder aus dem Blumenbeet zu bekommen und den Schaden wiedergutzumachen. Stattdessen heizte er weiter und nietete noch eine zweite Oma um,… Weiterlesen »Begegnungsverkehr

Leute wie ich

Immer mal wieder erzähle ich gerne von den besten Sprüchen, die man sich als Rollstuhlfahrerin der Öffentlichkeit so anhören muss. Über die Ursachen und Hintergründe, warum Menschen in für sie unbehaglichen Situationen (als unbehaglich empfinden halt viele Menschen, wenn etwas in ihrer Nähe ist, was für sie nicht alltäglich ist und sie verunsichert) merkwürdig reagieren, habe ich schon sehr oft nachgedacht und auch das eine oder andere Mal schon etwas dazu geschrieben, viel mit Freundinnen und Freunden darüber diskutiert – aus meiner Sicht bleibt es ein sonderbares Phänomen. So komme ich aus einem Geschäft auf die Straße, als mich eine… Weiterlesen »Leute wie ich

Bitte keinen Spagat

„Wie sollten sich deiner Meinung nach die Fußgänger gegenüber den Rollis verhalten? Wie soll man den Spagat zwischen aufdringlichem Betütteln und blankem Ignorieren machen?“ Ja, es ist mal wieder Zeit, Leserbriefe zu beantworten. Nein, ich möchte nicht überheblich wirken. Aber bei 30.000 Besuchern bleibt schonmal der eine oder andere Kommentar hängen (die ich auch immer sehr gerne lese, auch wenn ich nicht immer alles nochmal kommentiere) – und auch die eine oder andere Zuschrift per Mail. Manches beantworte ich direkt, manches möchte ich auch nicht beantworten, manchmal fehlt mir auch die Zeit, manches ist mir zu intim. Auf wieder anderes… Weiterlesen »Bitte keinen Spagat

Der muhende Helmut

„Dreh dich nicht um, sondern küss mich und du wirst geheilt.“ Für einen Moment überlegte ich, ob ich die Frauenstimme kannte und mir nur irgendwer einen blöden Scherz spielte. Aber ich kannte die Frauenstimme nicht und auch die Hand auf meiner Schulter war mir unangenehm. Ich drehte mich um, schaute nach oben und sah ein ziemlich ranziges Geschöpf, eine vermutlich obdachlose Frau Mitte 40, schmutzige Fingernägel, Zahnlücken und speckige Haare. Sie trug eine abgewetzte dunkelrote Jacke und um den Hals ein graues Tuch. Es war 20 Sekunden vor dem Halt im Hamburger Hauptbahnhof und ich stand direkt an der Tür,… Weiterlesen »Der muhende Helmut

Wahrnehmbare Häufung

Als ich vorgestern auf dem Weg zum Schwimmtraining mal wieder nicht mit einem öffentlichen Bus fahren durfte, weil schon ein weiterer Rollstuhlfahrer drinnen stand und der Busfahrer den Aufstand probte (er habe eine Vorschrift zu beachten, wonach nur ein Rollstuhlfahrer mitgenommen werden dürfe), wusste ich noch nicht, dass ich einen Stein ins Rollen bringen würde. Jedes Mal, wenn mir so etwas passiert, schreibe ich inzwischen einen (auf meinem PC bereits fertig gespeicherten und nur noch mit den aktuellen Daten zu füllenden) Brief an den jeweiligen Verkehrsbetrieb – mit Durchschrift an die zuständige Verkehrsbehörde. Alle anderen Rollstuhlfahrer aus der WG und… Weiterlesen »Wahrnehmbare Häufung