Cathleen möchte bleiben

Nach einer Woche Probewohnen steht für Cathleen die Entscheidung fest. Bei uns ist es 1.000 Mal besser als in ihrem Internat. Sie möchte bei uns bleiben und hofft nun, als 15jährige bei uns einziehen zu dürfen. Sie würde dann hier wohnen, von einem ambulanten Sozialdienst einmal täglich für eine halbe Stunde betreut werden, würde auf eine Gesamtschule gehen (die sie in dieser einen Woche auch toll fand) und ihr Leben alleine oder mit unserer Hilfe managen.

Am Montag findet ein weiterer Termin mit dem Sozialarbeiter statt, diesmal ist auch die Mutter dabei. Ich bin sehr gespannt, wie es ausgeht. Auch Sofie aus unserer WG wird noch einmal dabei sein. Zusammen
mit der Mitarbeiterin vom ambulanten Sozialdienst, der Cathleen über die Woche hier betreut hat, haben wir uns heute zusammengesetzt und darüber gesprochen, ob wir das Experiment (und das ist es) wagen wollen.

Cathleen ist ein wenig angesäuert, weil sie verständlicherweise lieber heute als morgen aus dem Internat und der Sonderschule raus möchte und sich natürlich nicht ernst genommen fühlt, wenn man gewisse Bedenken äußert: Sie ist aber gerade erst 15 und normalerweise wohnen Gerade-erst-15-Jährige nicht alleine in einer WG, auch dann nicht, wenn einmal am Tag jemand nach dem Rechten sieht. Selbst bei mir, als ich fast 17 war, war man ja schon sehr vorsichtig.

Aber Cathleen hat in der einen Woche alles dran gesetzt, um allen zu beweisen, dass sie es kann. Deutlicher kann man nicht darum betteln, eine Chance zu bekommen. Ich würde mich sooooo sehr freuen, wenn es klappen würde, aber ich habe eben auch sehr viel Angst um sie. Ich kann die Zukunft nicht vorhersehen und ich möchte sie so ungern enttäuschen. Was, wenn es wirklich Schwierigkeiten gibt, die wir alle jetzt noch nicht kennen?

Ich hoffe, dass es am Ende klar war, dass die Zurückhaltung von allen
(nicht nur von mir) nicht damit zu tun hat, dass wir sie nicht mögen. Sie ist meine liebste Freundin. Sondern damit, dass wir für sie das Beste wollen und dass das Beste wohl überlegt sein will. Wir haben uns entschieden, es zu wagen. Die Sozialarbeiterin wird mit einer entsprechenden Empfehlung in das Gespräch am Montag gehen. Was Cathleen will, ist sowieso klar – müssen nur noch die Eltern (in erster Linie die
Mutter) und die Behörden mitspielen.

Ich drücke Cathleen beide Daumen!

Schlagwörter:

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert