Das waren aufregende 10 Tage, die seit meinem letzten Eintrag vergangen sind. 10 Tage für 10 gute Nachrichten – das ist doch ein guter Deal. Wo fange ich an?
1. Ich bin endlich aus dem Krankenhaus entlassen worden. Und zwar noch am Mittwoch, es hat quasi in letzter Sekunde noch geklappt. Erst hieß es, es sei so viel zu tun, dass die Entlassung auf Donnerstagvormittag verlegt werden sollte, aber dann habe ich sie alle so um meine Finger gewickelt, dass es gerade so eben noch funktioniert hat. Endlich wieder zu Hause! (Erste gute Nachricht.)
2. Meine Bude steht noch. Mein Zimmer wurde nicht verkauft, abgerissen oder neu vermietet, die WG ist noch die alte und es ist schön, wieder zu Hause zu sein. Wenn man im Alltagstrott ist, merkt man schnell nicht mehr, wie gut man es eigentlich hat und wie froh man eigentlich sein müsste, wenn man nette Leute um sich hat. Die habe ich jetzt wieder um mich und ich bin froh, dass es so ist! (Zweite gute Nachricht.)
3. Ich werde versetzt! Hamburg hat zwar inzwischen Schulferien, aber eine knappe Woche durfte ich noch durch Anwesenheit und ein dummes Gesicht glänzen. Man hat bei einer Konferenz beschlossen, mich nach 12 zu versetzen und mich mit durchzuziehen, fasse ich die Informationen, die man mir gab, mal grob zusammen. Es ist sehr problematisch, da mein Studenkontingent wegen meiner Behinderung schon auf das Minimum heruntergefahren worden ist und ich eine Mindest-Stundenzahl haben muss, um zum Abitur zugelassen zu werden. Das steht nach einem Vierteljahr Krankenhaus auf jeden Fall auf der Kippe – aber meine bisher gezeigten Leistungen hätten den Ausschlag gegeben, bei der Landesbehörde eine Genehmigung zu beantragen. Ohne dass ich davon überhaupt etwas mitbekommen habe (Frank sagte, so etwas gibt es mal wieder nur in Hamburg), wurde mein nie gestellter Antrag bewilligt. Scheiß egal, ich muss 11 nicht wiederholen und das ist das einzige, was für mich zählt. (Dritte gute Nachricht.)
4. Ich habe meine Leistungsbeurteilung bekommen. Zu beurteilen waren nur die Leistungen, die ich bis zur April erbracht habe, und da sieht es nun so aus (in Klammern die Werte vom Halbjahr):
Deutsch 14 (13)
Mathematik 10 (10)
Englisch 13 (14)
Pädagogik 13 (12)
Psychologie 12 (12)
Französisch n.e. (n.e.)
Spanisch n.e. (n.e.)
Biologie: 09 (09)
Chemie: 09 (06)
Politik, Gesellschaft, Wirtschaft: 08 (07)
Kunst: befreit
Musik: befreit
Darstellendes Spiel: befreit
Religion: n.e.
Philosopie: n.e.
Sport: befreit
Das heißt, ich bin in allen Fächern gleich geblieben oder habe mich verbessert, in Chemie sogar um eine ganze Note – lediglich in Englisch bin ich um 1 Punkt schlechter geworden. Im kommenden Jahr darf ich nun Bio oder Chemie abwählen, bekomme aber Religion oder Philosophie hinzu. Ansonsten bleibt alles beim Alten, außer dass es zwei Stunden Psychologie weniger gibt, dafür zwei Stunden Pädagogik mehr. Am 19. August geht es wieder los. Mit meinen Leistungen bin ich sehr zufrieden.
(Vierte gute Nachricht.)
5. Ich war am letzten Wochenende an der Ostsee, in der Nähe von Kiel, und habe mich spontan einer Gruppe angeschlossen, die grillen, zelten, Spaß haben und vor allem im Meer baden wollte. Mit dabei waren Sofie und
Frank, Simone, Jana und ich sowie noch 7 mir bis dahin noch nicht bekannte Fußgänger. Allerdings kannten Frank und Sofie einige von ihnen.
Es war super toll. Wir hatten ein großes THW-Gruppenzelt unter einem Baum aufgestellt bekommen, konnten bei einem der Leute im Carport auf einer Leinwand die Fußballspiele gucken, es gab super leckeres Grillfleisch und Salate – und ich durfte endlich in der Ostsee schwimmen! Ich bin Bananenboot gefahren, habe mich auf einem Surfbrett durch die am Sonntagmittag recht hohen Wellen tragen lassen und hatte super viel Spaß mit meinen Leuten. Ich bin so glücklich, sie wieder an meiner Seite zu haben, hätte sie das ganze Wochenende lang nur umarmen und gar nicht wieder loslassen wollen. In 14 Tagen ist noch ein solches Strandwochenende geplant, dann werden auch noch einige andere Leute dabei sein, ich freue mich schon drauf. Es war ein super Wochenende. (Fünfte gute Nachricht.)
6. Ich war an diesem Wochenende beide Tage an einem Badesee in Bergedorf, zusammen mit Jana und Sofie, und habe mal so richtig die Seele baumeln lassen. Nicht stressen lassen, schön unter einem Baum liegen und jeden kühlen Windhauch genießen (der See hatte 27 Grad, das war keine wirkliche Abkühlung) und einfach nur mal quatschen und ein paar Leute beobachten. Ich weiß, es ist fies, aber ich beobachte gerne Leute. Ich bilde mir ein, ich dürfe das, so oft, wie auch ich wegen meiner Behinderung angegafft werde. Nur mache ich es diskret und sehe nur beiläufig, wie ein Mann mit Erektion mindestens fünf Mal an mir vorbei läuft (warum er sie hatte, interessiert mich nicht, denn er war nicht attraktiv) oder wie eine Vier-Zentner-Frau bis zum Wasser nicht merkt, dass sie ein Stück Klopapier mit dem Fuß hinter sich herzieht. Und es ist erstaunlich, dass sowohl Jana als auch Sofie ohne jede Absprache immer in dieselbe Richtung geschaut haben. Dass wir uns richtig gut verstehen und wohl annähernd dieselbe Wellenlänge belegen, soll meine sechste gute Nachricht sein.
7. Wie mir am letzten Freitag schriftlich mitgeteilt wurde, ist gegen diejenige aus meiner Klasse, die vor einem Vierteljahr die Teetasse umgeworfen hat, das Hauptverfahren vor dem Jugendrichter eröffnet worden. Es soll eine mündliche Verhandlung noch im Juli geben und ich soll als Zeugin erscheinen (sonst werde ich in Gewahrsam genommen und vorgeführt). Ich werde meinen Anwalt, der mich auch schon bei meiner Unfallsache vertreten hatte, mitnehmen. Er sagte mir am Telefon, dass bei der ganzen Sache nichts rauskommen wird, er schätzt, dass die Sache mit einer Verwarnung eingestellt wird. Gegen die Schülerin, die die Teetasse so bescheuert dorthin gestellt hatte, ist auch ermittelt worden, allerdings wurde hier bereits das Verfahren von der Staatsanwaltschaft eingestellt, und zwar wegen geringer Schuld, wie es in einem Brief aus dem Juni heißt. Beide haben sich bei mir mit Handschlag entschuldigt, allerdings nicht aus Überzeugung, sondern wohl aus einer „Verpflichtung“ heraus, ist mir aber auch egal. Es war keine Absicht, es ist passiert, sie werden wohl daraus gelernt haben. Allerdings fand ich es schon dreist, dass ich mir anhören musste, dass sie es fies fanden, dass ich sie angezeigt habe. Bei gefährlicher Körperverletzung (so nennt die Staatsanwaltschaft das, weil die Körperverletzung mit einem Werkzeug begangen worden ist, wobei man sich wohl das heiße Wasser als „Werkzeug“ vorstellen muss) ermittelt die Staatsanwaltschaft ohne Anzeige, ob man das als „Opfer“ will oder nicht. Aber wir haben uns so weit „angenähert“, dass wir uns nicht künftig aus dem Weg gehen müssen. (Siebte gute Nachricht.)
8. Die Haftpflicht-Versicherung der Tee-Verschütterin hat mir ein Schmerzensgeld von 5.000 € angeboten, wenn wir uns außergerichtlich einigen. Mein Anwalt hat denen zurückgeschrieben, dass wir 15.000 € für angemessen halten, woraufhin auf knapp über 9.000 € einschließlich Zinsen erhöht wurde. Der Anwalt hat denen dann mitgeteilt, dass ich das so annehme und gestern kam ein Scheck über 9.022 Euro und 10 Cent. (Achte gute Nachricht.)
9. Wie schon hier mal erwähnt, möchte ich mir einen Viano kaufen. Er ist billiger als das vergleichbare „Angebot“ von VW. Meine Gründe habe ich in dem Blog-Eintrag vom März schon erklärt und inzwischen bin ich mir immernoch sicher, dass ich das immernoch möchte. Ich hätte ihn gerne so schnell wie möglich, aber ich darf einen solchen Vertrag nicht vor meinem 18. Geburtstag unterschreiben. Es sei denn, mein Vormund, die Frau Bummel, stimmt zu. Aber die darf nicht zustimmen, ohne dass das Familiengericht das überprüft – und bevor ich die alle frage, bin ich bereits 18. Wie schön, dass der Mercedes-Händler mir vertraut und sagt: „Wir bestellen ihn jetzt, und wenn Sie 18 sind, unterschreiben Sie die Bestellung mit aktuellem Datum noch einmal – bis dahin kann ich immernoch stornieren. Und sonst werde ich ihn mit Sicherheit auch anders los.“ Das werde ich nächste Woche zusammen mit Frank in Angriff nehmen. Neunte gute Nachricht, denn ich freue mich wahnsinnig und weiß nicht, wie ich die Wartezeit von der Bestellung bis zur Auslieferung überstehen soll…
10. Gute Nachricht: Mir geht es gut und ich bin glücklich!