Es gibt ja diejenigen, die bei diesem Wetter mit extrabreiten Sommerreifen und Heckantrieb unterwegs sind und nach jeder roten Ampel eine halbe Minute brauchen, um auf 30 km/h zu beschleunigen, wobei noch drei Mal das Heck seitlich ausbricht. So einen hatte ich heute in der Elbchaussee stadteinwärts 20 Minuten lang vor mir. Kurz vor der Kreuzung
Palmaille/Max-Brauer-Allee wird die Fahrbahn vierspurig. An dieser Stelle entschied sich dieser Fahrer (aus Stuttgart), die linke Spur in Richtung Bahnhof Altona zu wählen. Ich wählte die rechte in Richtung Hafen und gab Gas.
Zwei Sekunden später fiel ihm ein, dass er doch die rechte nehmen wollte. Immerhin hatte er noch gesehen, dass ich dort fuhr. Insofern bremste er und wollte hinter mir rechts einscheren. Was aber einem inzwischen direkt hinter mir fahrenden BMW nicht passte. Dieser gab Gas,
wechselte auf nasser, matschiger Straße auf die linke der beiden Linksabbiegerspuren, überholte den Stuttgarter, überholte mich, und scherte dann vor mir ein. Womit er nur nicht rechnete, war, dass mich in
diesem Moment auch noch jemand rechts überholte. Und der Rechtsüberholer musste sich ebenfalls beeilen, da seine Fahrspur in 50 Metern enden würde – und ich fuhr 50.
Palmaille heißt ein Ballspiel (auch unter Pall Mall) bekannt, das dem
Croquet ähnelt und um 1650 in dieser Straße gespielt worden sein soll. Irgendwas hatte dieser Kamikaze-BMW da wohl missverstanden, denn eigentlich schießt man dabei Kugeln und keine Autos durch die Gegend. Ich sah es schon vor mir scheppern, aber der Rechtsüberholer hatte den Kamikaze-BMW gesehen, bleib rechts und machte eine Vollbremsung, kam wenige Zentimeter vor dem Ende seiner Fahrpur zum Stehen. Ich musste ebenfalls scharf bremsen, ich wusste ja nicht, ob die beiden zusammendonnern. Zum Glück war der Stuttgarter mit seinen Sommerschlappen vorher so langsam geworden, dass er hinter mir zum Stehen kam. Der Kamikaze-BMW fuhr natürlich unbeeindruckt weiter.
Drei Minuten später, am St.-Pauli-Fischmarkt, stand der Kamikaze-BMW an einer abschüssigen Strecke an einer grünen Ampel. Vor ihm ein nagelneuer Passat, dem er hinten draufgefahren war. Nicht doll, aber … immerhin war er so noch zu seinem Pall-Mall-Spiel gekommen. Gleich den Lappen wegnehmen, so einem Dussel. Fordert die Stinkesocke, die zwar nicht lahmarschig, aber dennoch bedacht bei diesem Wetter fährt und gerne heil ans Ziel kommt.