Geklautes Smartphone

Manchmal wünsche ich mir ernsthaft mehr Konsequenz, mehr Härte und weniger Gelaber. Vor allem, wenn sich Leute schlechtes Benehmen herausnehmen, um anderen zu schaden. Und erst recht, wenn ich die Geschädigte bin oder mich zumindest so fühle. Ich weiß, Eigennutz ist auch so etwas wie ein schlechtes Benehmen, aber wenn mir einer ans Bein pinkelt, möchte ich das zumindest nicht ungefragt ertragen müssen.

Die Rede ist von Andreas, einem wesentlich älteren Typen, der als Fußgänger in der parallel trainierenden Gruppe meines Triathlonvereins ist, also jene Leute, für die an einigen Wochenenden auf dem Elbdeich ein paar Straßen gesperrt werden und die sich dann mit uns Rollifahrern diese als Trainingsstrecke teilen. Eigentlich ist es anders herum, wir haben sie bekommen unter der Auflage, sie uns mit den Fußgängern zu teilen, aber … egal, darum geht es gerade nicht.

Dieser Andreas behauptet allen Ernstes und mit ziemlichem Nachdruck, ich hätte ihn beklaut. Angeblich hätte ich ihm sein Smartphone, Neuwert um 250 Euro, aus seiner Tasche entwendet. Direkt gesehen habe er es nicht, er mache es ausschließlich daran fest, so schrieb er, als er von unserem Häuptling aufgefordert wurde, die Vorwürfe zu konkretisieren oder zurückzunehmen, dass ich regelmäßig in den Taschen der anderen Leute wühlen würde. Das habe er beobachtet und dafür gäbe es Zeugen.

Richtig ist, dass ich manchmal andere Taschen öffne. Wenn mich beispielweise Cathleen bittet, ihr Trinken mitzubringen. Oder wenn ich Tape brauche und meine Rolle gerade weg oder in anderer Verwendung ist. Ich gehe grundsätzlich nur mit Zustimmung des Besitzers an fremde Taschen, wobei ich zum Beispiel Simone, Cathleen, Yvonne, Nadine, Kristina und Merle nicht fragen muss, wenn ich ein Taschentuch oder ein Pflaster oder Tape oder ähnliches suche. Wir sind alle gegenseitig damit
einverstanden, diejenigen dürfen auch an meine Tasche. Es ist wesentlich einfacher, vor allem, wenn man sonst bis zu 30 Minuten warten
muss, bis der Betroffene wieder zurück ist, nämlich dann, wenn derjenige gerade am anderen Ende der Strecke ist.

So etwas hat Andreas wohl beobachtet. Die Taschen von Fußgängern habe
ich allerdings noch nie geöffnet und natürlich klaue ich auch keine Smartphones. Egal … in der schriftlichen Stellungnahme von Andreas stand
wohl nur, dass dieser Schluss aufgrund seiner Beobachtungen naheliegend
ist, er aber nicht beweisen könne, dass ich es wirklich gewesen bin. Für ihn sei das damit aber trotzdem nicht erledigt. Auch wenn er es nicht beweisen könne, er sei sich sehr sicher. Und auch wenn ihm das sein Smartphone nicht zurück brächte, mir würde der „Ärger“ wegen dieser
Sache zumindest verdeutlichen, dass man künftig wachsam sei. Schreibt er.

Ich habe in Absprache mit Frank lediglich geschrieben, dass ich eine solche Tat nicht begangen hätte und die Anschuldigungen zurückweise. Inzwischen bekam ich eine schriftliche Antwort des Vereinsvorsitzenden persönlich, dass seitens des Vereins diese Angelegenheit nicht weiter verfolgt werde und man mir rate, anwaltliche Hilfe in Anspruch zu nehmen, sollte ich mich gegen weitere oder wiederholte Anschuldigungen des Andreas zur Wehr setzen müssen.

Na ganz klasse. Im Moment ist es echt genug, was so in meine Richtung
abgefeuert wird. Das ist echt so hohl – als wenn ich es nötig hätte, ein geklautes Smartphone irgendwo für 75 bis 100 Euro zu verticken. Frank meinte schon, sollte dieser Andreas das nochmal irgendwo wiederholen, wird es teuer. Aus einer Strafanzeige wegen übler Nachrede käme vermutlich nicht viel heraus, aber auf die Unterlassungsklage freue
er sich schon.

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