Fahrstuhl-Ersatzverkehr

 

Kommt ein Mann zum Arzt: „Herr Doktor, ich hab seit einer Woche Durchfall!“ – Der Arzt verschreibt ihm Tabletten. Nach einer Woche kommt der Mann wieder zum Arzt. „Na, haben Sie noch immer Durchfall?“ – „Nein, aber jetzt habe ich Rollstuhl!“

Haha. Als Querschnittgelähmte habe ich regelmäßig das Problem, dass mir Niveau auf die Füße fällt. Jeder andere würde sie rechtzeitig wegziehen können, nur ich bin halt ein bißchen lahm. Um nicht zu sagen: Behindert. Womit wir schon wieder beim Thema wären: Den Witz hat mir heute einer in der S-Bahn frei von der Leber erzählt. Und ich konnte nicht weglaufen. Und wusste nicht, ob ich lachen oder weinen sollte. Am Ende habe ich mal wieder nett gelächelt.

Und wo wir schon dabei sind: Neulich waren wir mit fünf Rollifahrern in einem Lokal. Die Bedienung hatte gerade alle Hände voll zu tun, als sich einige Männer aus einer gemischgeschlechtlichen Freitagabendgruppe herauslösten und uns zuliebe die Holzstühle, die um den Tisch herum standen, an den wir uns setzen wollten, wegräumten. „Ey, Erik“, brüllte der eine lautstark seinem Kumpel zu, „die Mädels wollen hier sitzen. Lass mal Stuhlgang machen!“ – Stuhlgang, damit war das Wegtragen der Sitzmöbel gemeint. Spätestens jetzt glotzten auch die, für die ansonsten
ein Haufen Rollifahrerinnen nicht unbedingt den Grund zum Gaffen liefert.

Ansonsten liebe ich ja Wortspiele. Mehr als andere. Also Leute. Leute! „Mehr als andere Leute“, wollte ich sagen. Nicht „als andere Spiele“. Du Ferkel. Also zum Beispiel das Spiel mit dem Fahrstuhl. Das Wortspiel. Ist es überhaupt ein Wortspiel?

„Fahrstuhl“, das bezeichnet im Behördendeutsch einen Rollstuhl. Ein Krankenfahrstuhl ist also nicht der Aufzug in Bettengröße, der im Hospital die Patienten direkt in die Notaufnahme oder in die Operationssäle bringt, sondern das, was der Ottonormalverbraucher als „Rollstuhl“ bezeichnen würde. Das andere wäre ein Aufzug oder ein Lift. Nicht zu verwechseln mit dem Lifter, mit dem man Rollstuhlfahrer aus dem Rollstuhl hebt. Also aus dem Fahrstuhl. Aber nicht aus dem Lift. Du weißt schon.

Wenn nun also jemand an einen Fahrstuhl, also an einen Lift, mit dem am Tag ganz viele Rollstuhlfahrer, also Fahrstuhlfahrer, also Behinderte, die mit ihrem Fahrstuhl im Fahrstuhl in eine andere Etage geliftet werden wollen, einen Zettel klebt, dass es einen Fahrstuhl-Ersatzverkehr gebe …

… dann ist das doch eine tolle Sache!!! Endlich hat mal jemand mitgedacht.

Oder in einem Satz: Am Bahnhof Bergedorf war über Weihnachten der Aufzug defekt, was das dortige Busunternehmen veranlasst hatte, einen Busshuttle für Rollstuhlfahrer einzurichten!

Als Ortsunkundiger muss man wissen, dass der ZOB in Hamburg-Bergedorf eine Art Insel auf dem Dach eines Parkhauses ist, die nur über Aufzug oder Treppe erreicht werden kann. Oder eben mit dem Bus. Ein Fußweg über
Rampen etc. ist nicht vorgesehen. Im Notfall könnte man noch von dieser Insel auf die Fahrbahn springen (was etwas schwierig ist, weil die Bordsteine so hoch sind, dass man ohne Höhenunterschied in die Busse einsteigen kann) und müsste dann über eine der Rampen, über die die Busse dorthin gelangen, nach unten fahren. Das wäre nur sehr gefährlich, da es auf diesen Rampen, wie gesagt, keine Fußwege gibt, man also auf der Fahrbahn fahren müsste – und zu allem Überfluss ist in diesem Bereich auch noch Linksverkehr…

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