Wie wohl jeder inzwischen mitbekommen hat, haben sich ein paar Dinge verändert. Das war aus meiner Sicht zum Teil sehr, zum Teil weniger dringend erforderlich, aber wenn man schon schraubt, schraubt man gleich richtig, oder?
In allererster Linie habe ich die Kommentarfunktion verändert. Es kann zwar nach wie vor jeder einen Kommentar schreiben und ich freue mich auch nach wie vor über Kommentare zu meinen Texten (also bitte gleich was schreiben!), aber bisher war es so, dass ich regelmäßig bestimmte Kommentare wieder rausgelöscht habe. Einerseits die irgendwelcher Fetischisten, die auf Behinderungen, Rollstühle, Windeln oder Inkontinenz standen, andererseits die irgendwelcher Idioten, die Ansichten hatten, die ich nicht teilen möchte. Beides hatte meistens einen Rattenschwanz von anderen Kommentaren nachgezogen, die ich dann, um sie nicht ohne Bezug frei im Raum stehen zu lassen, auch löschen musste. Da man bei Blogger keine Kommetare editieren oder splitten kann,
war beim Löschen dann entweder alles weg oder gar nichts.
Künftig wird es so sein, dass ich (oder ein Moderator) die Kommentare schnellstmöglich freischalte. Dabei wird selbstverständlich kein Kommentar verloren gehen. Drei Dinge werde ich allerdings nicht mehr veröffentlichen: 1. Plumpe Fragen zu sexuellen Themen (gegen niveauvolle, ernst gemeinte Fragen aus Interesse habe ich nie etwas gehabt und werde ich auch nie was haben) – dazu wird es in Kürze eine dritte Seite geben, auf der man sich ausgiebig informieren kann, das muss reichen. 2. Werbung für irgendwelche Produkte oder Dienstleistungen
oder andere Webseiten, die ungefragt hier einfach eingestellt werden. 3. Kommentare, bei denen ein Jurist zu der Überzeugung gelangt, dass sie gegen geltendes Recht verstoßen, damit sind insbesondere Beleidigungen und Volksverhetzung gemeint. Es ist sehr bedauerlich, den dritten Punkt nennen zu müssen, aber wer die fortgesetzte Diskussion um Rassenhygiene und unwertes Leben vorgestern mitbekommen hat (und damit meine ich nicht
nur die drei für rund 12 Stunden veröffentlichten Kommentare, sondern auch die nach 10 Minuten wieder gelöschten und diejenigen, die Blogger über einen Filter gleich bis zur manuellen Freigabe in einen Spamordner vorläufig einsortiert hatte), wird für den Schritt vollstes Verständnis haben. Einige (Stamm-) Leser waren zum Teil schon auf diesen Mist eingegangen, dafür vielen Dank.
Dann habe ich das Layout der Seite verändert. Nach über drei Jahren war mal ein Tapetenwechsel erforderlich. Das Hintergrundbild zeigt den Ausblick in einer Sommernacht über die Elbe auf das Containerterminal Burchardkai (Hamburg), und zwar von einem Aussichtspunkt in der Elbchaussee zwischen Schulberg und Himmelsleiter, auf der anderen Elbseite. Dieses Bild habe ich zum ersten Mal bei meinem allerersten nächtlichen Straßentraining wahrgenommen. Es gibt einen einzigen Punkt in der kilometerlangen Elbchausse, an dem man von der Straße aus auf das Containerterminal schauen kann. Sicherlich gibt es romantischere Motive
als einen Containerhafen, aber ich verbinde mit diesem doch sehr eindrucksvollen Bild etwas sehr persönliches – daher ist das nun bis auf weiteres meine Blogtapete.
Und nein, ich ändere das nicht wieder zurück, auch wenn man noch so heftige Kraftausdrücke gebraucht. Es ist mein Blog, mein Tagebuch, meine Erinnerungen, mein Style. Gerne darf jemand etwas anregen, aber „Das sieht Scheiße aus, mach das andere wieder rein!“ imponiert mir auch dann nicht, wenn man es unter fünf verschiedenen Namen von ein und demselben Rechner schreibt..
Was noch? Ja, die rechte Seite neben dem Fließtext ist anders. Der Besucherzähler, die häufigsten Labels und die beliebtesten Posts sind neu, eine Linkliste soll auch noch kommen, mein Profil überarbeite ich auch nochmal. Allerdings wird es aus gutem Grund keine Fotos mehr geben, außer ein paar unpersönliche (die nicht unbedingt hässlich sein müssen, aber es werden halt keine Personen mehr darauf zu sehen sein). Ich habe mich, als ich vor über drei Jahren entschied, Tagebuch zu schreiben, ausschließlich auf Texte konzentriert. Ich hatte, zum Teil noch in einem Forum, als es diesen Blog noch gar nicht gab, einige wenige Leser, später mehr, dann Stammleser und dann auch welche, die unbedingt Fotos sehen wollten. Ich habe damals irgendwann nachgegeben und ohne groß nachzudenken Fotos eingestellt, diese aber nie angepasst und nie erneuert.
Je mehr Leute jedoch meinen Blog lesen, umso größer wird die Chance, auf der Straße erkannt zu werden, was ich bisher aus guten Gründen (meine Leute wissen, was ich meine) nie als Problem empfand. Nach den letzten Kommentaren, in denen es um Rassenhygiene ging, um unwertes Leben und Daseinsberechtigungen, um Kosten einer Behinderung und den Nutzen von behinderten Menschen für die Gesellschaft, hätte ich auch noch kein Problem gesehen. Den Auslöser gab aber eine Mitteilung des Einwohnermeldeamtes über eine durchgeführte intensive Recherche eines Bremerhavener Bürgers über meine Person (wegen meiner Mutter habe ich eine Meldesperre und erfahre, wenn jemand Auskunft über meine Adresse bei öffentlichen Stellen verlangt) – wenngleich die anfragende Person inzwischen namentlich feststeht und angeblich nichts im Schilde führte, sondern nur neugierig war. Sie hatte mit der aktuellen Rassendiskussion nichts zu tun, der Vorfall war bereits davor. Er hat sich für seine übertriebene Neugier entschuldigt, er wollte mir keine Angst machen. Ich habe auch keine Angst. Aber ich frage mich, was ein über 50 Jahre alter Mann mit meiner Adresse anfangen wollte, warum jemand den Aufwand auf sich nimmt und einen Antrag an das Einwohnermeldeamt stellt, um aus vorgegebenen wichtigen Gründen eine Auskunft zu erhalten. Wirklich aus Neugier?
Ich werde weiter schreiben und ich werde auch weiter öffentlich schreiben. Ich werde auch weiterhin über alles schreiben, was mich beschäftigt. Auch über meine Behinderung, meinen Rollstuhl, über Windeln und Inkontinenz, über Sex und über politisch sensible Themen. Ich werde auch die meisten Fragen beantworten, die mir unter „Ask questions III“ noch immer gestellt werden können (bei 100 ist übrigens Schluss). Aber ich werde dabei noch ein wenig besser auf mich aufpassen.
Ich freue mich nach wie vor über jeden, der mir etwas schreibt, der meinen Blog liest (das sind inzwischen ganz schön viele, ich bin sehr gerührt), der mir Fragen stellt, gerne auch kritische, gerne auch intime, gerne auch alberne. Ich freue mich für jeden, dem ich mit meinem Blog etwas Gutes tun kann. Und ich freue mich darüber, dieses Tagebuch begonnen und online gestellt zu haben.