Ein paar Lichtblicke

Gestern abend kam Cathleen noch zu mir ins Zimmer, hat mich noch eine halbe Stunde in den Arm genommen und gekrault. Sehr lieb von ihr. Sie meint, wir schaffen das schon alles, es seien ja verschiedene Ziele in Sicht und so lange müsse man halt durchhalten. Es brenne ja nichts an. Wenn sie meint… glaube ich ihr das mal.

Zum Thema Rollstuhlreparatur gibt es auch eine tolle Neuigkeit: Gegen
17.30 Uhr bekam ich plötzlich eine SMS, ich möge bitte einen Basketballspieler mal auf dem Handy anrufen, er hätte meine Nummer nicht, einen Fußgänger, der hätte eine Lösung für meine lockeren Speichen und die Acht im Rad. Hab ich natürlich gemacht, er meinte: „Wo genau in der …-Straße wohnst du denn? Die ist ja ziemlich lang. Bist du gerade zu Hause?“

Ich nannte ihm die Hausnummer, zehn Minuten später stand er vor der Tür, meinte, er sei auf dem Weg von der Arbeit nach Hause und nehme jetzt meine Räder mit, in zwei Stunden stellt er sie mir ins Taxi und dann hab ich sie wieder. Er könne das nicht mit ansehen. Ich muss nur das Taxi bezahlen und er kriegt zwei Flaschen Bier, so lange dauere das Einspeichen und Zentrieren. Ich fragte: „Hast du die Speichen denn überhaupt da? Das ist eine Hohlkammerfelge und zwei sind schon wieder gebrochen.“

„Solange es keine Spinergy-Speichen sind, hab ich alles da. Mein Kumpel hat einen Fahrradladen, das passt schon. Ich zentriere dir das und dann hast du sie in zwei Stunden wieder.“

Er guckte sich die Räder an und sagte: „Was haben die denn damit gemacht? Wie kann man denn da so eine Acht reinkriegen? Waren die besoffen oder was?“

Keine Ahnung. „Was sage ich denn jetzt meinem Kostenträger? Offiziell
verlangt er ja, dass das Sanitätshaus nachbessert.“ – „Die hatten ja nun mehr als eine Chance. Ist doch nicht dein Problem. Wenn einer rummotzt, sagst du einfach, dass sich das Leben nicht immer nach der Bürokratie richten kann, sondern sich die Bürokratie auch mal nach dem Leben richten muss. Du brauchst zum Studienbeginn einen funktionierenden
Rollstuhl, fertig. Sollen sie halt sich was überlegen, wie sie das ausbuchen oder abheften oder sonstwas.“

Tja, was soll ich sagen? Halb acht hatte ich meine Räder wieder. Schnurgerade zentriert, alle Speichen stramm, nichts knarzt, vernünftig aufgepumpt, Decken in Laufrichtung montiert (das war beim Sanitätshaus auch anders), 17 Euro musste ich für das Taxi zahlen – meinetwegen. Ich hätte auch 34 bezahlt. Wenn dann damit jetzt endlich Ruhe ist. Ich könnte den Typen knutschen. Warum tut er das? Der ist fast 20 Jahre älter als ich und ich kenne den kaum. Höchstens mal vom Sehen.

Und noch eine Lösung zeichnet sich ab: Marie, meine Fast-Kommilitonin, hat am 22. ihr Auto bekommen, einen alten Passat Kombi, und hat angeboten, meine jeweiligen Trainingsgeräte zum Straßentraining mitzunehmen. Das ist natürlich ein geniales Angebot, mit
dem ich nie gerechnet hätte. Ich war inzwischen auch davon ausgegangen,
dass sie nicht mehr so intensiv trainieren wollte, sondern eher nur schwimmt. Aber ich sage natürlich nicht „Nein“ – allerdings möchte sie nach einem Nachttraining (wir trainieren ja meistens nachts auf einer gesperrten Straße) bei mir regelmäßig schlafen und am nächsten Morgen ein Frühstück bekommen – als Entschädigung…

Damit ist mir auf jeden Fall das größte belastendste Problem abgenommen worden. Ich habe mir übrigens noch einmal den Spaß gemacht, und bei einem Autoportal im Internet gesucht. Es gibt in ganz Deutschland keinen einzigen gebrauchten Wagen, der passend umgebaut ist für Handbedienung. Und einen Gebrauchten umzubauen, kommt nicht in Frage, da der Umbau rund 4.000 Euro kostet und das Auto anschließend komplett zum TÜV muss. Da müsste es schon ein sehr guter Gebrauchter sein – das lohnt sich wirklich nicht. Ich hoffe dann lieber, dass einer der beiden doch noch schneller fertig wird.

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