Falsche Leute

Irgendwie lerne ich immer die falschen Leute kennen. Ich weiß nicht wieso, aber ich habe dabei kein glückliches Händchen.

Die Rede ist von jemandem, der wirklich und ernsthaft Interesse an einer Partnerschaft mit mir hat. Und mit dem ich mir gleichzeitig auch etwas vorstellen kann. Vielleicht sind meine Ansprüche einfach unerfüllbar. Ich weiß es nicht.

Es hatte alles so toll angefangen. Ich hatte endlich mal wieder eine Verabredung mit einem knackigen Kerl, zwar sechs Jahre älter als ich, aber das muss ja nichts heißen. Ich kenne ihn aus der Uni, er studiert nicht Medizin. Er meinte, er wäre ebenfalls Triathlet und ob wir nicht mal zusammen trainieren wollen. Nach zwei, drei Terminen zusammen mit Marie fragte er mich, ob wir uns nicht mal zu zweit treffen wollen.

Marie war schon klar, dass es in die Richtung ging. Ich habe ihr natürlich ehrlich gesagt, dass er sich mit mir alleine treffen möchte. Sie antwortete, dass sie sich schon gedacht habe, dass er was von mir wollte, jenseits des Trainings. Bis dahin hat noch alles so gut gepasst Marie hat mir sogar noch viel Glück gewünscht. Er war so toll, so stark, so nett, er sah gut aus, war sehr einfühlsam (und damit meine ic nicht mitleidig, sondern damit meine ich, dass er mich einfach so gesehen hat, wie ich bin, mit meiner Behinderung, aber eben nicht mit ihr im Vordergrund) und dann stellt sich am Ende heraus, dass es ihm nu um das eine ging. Und dass er von einer Sekunde auf die nächste alle seine positiven Eigenschaften vergessen konnte.

Wir sind zusammen im See geschwommen, trotz relativ kalter Wassertemperatur ohne Neo, und plötzlich, wie aus heiterem Himmel, kam von ihm: „Ich habe eine ganz schöne Erektion. Das kann nur an dir liegen.“

Ein wenig kam ich mir vor wie in einem Déjà-vu. Und zuerst habe ich das noch mit Humor genommen und geantwortet: „Na, du gehst ja ganz scho ran.“

Aber dann sagte er: „Du kannst froh sein, dass das Wasser so kalt ist, das relativiert vieles. Sonst wäre ich schon vor 10 Minuten über dich hergefallen. Nimmst du eigentlich die Pille?“

Hätte er es anders angestellt, ich kann nicht mal ausschließen, dass ich mich nicht zu irgendwas hinreißen lassen hätte. Aber so plump? Da bin ich froh, dass ich das rechtzeitig gemerkt habe.

Ich habe geantwortet: „Nee.“ – Woraufhin er meinte: „Als angehende Ärztin müsstest du doch problemlos an die ‚Pille danach‘ kommen, oder?“

Meine Antwort: „Vielleicht findest du erstmal heraus, ob ich das überhaupt möchte?“

„Die Chance bekommst du nie wieder.“ – Und nein, es war kein Scherz. Er meinte es ernst und fand sich toll. Ich bin dann raus aus dem Wasser und bekam eine Badehose präsentiert, die viel zu klein war. Zwischenzeitlich bekam ich es ernsthaft mit der Angst zu tun, ob er das alles noch im Griff hat. Als ich hinterher Marie anrief, um ihr zu erzählen, was los war, habe ich erst mal bitterlich geweint. Anschließend habe ich mich von Cathleen auch noch trösten und ein bißchen den Nacken kraulen lassen. Und nun inzwischen habe ich die Kröt runtergeschluckt. Ich weiß, nicht alle Männer sind so. Irgendwann treffe ich den Prinzen schon noch.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert