Blinklicht und Chirurgie

Guten Morgen, die Uni hat mich wieder. Der Tag fing bereits so gut an, dass er nur besser werden kann. Ausgerechnet in meiner Straße standen heute morgen ein Rettungswagen und ein Notarzt-Einsatzfahrzeug. Es war dunkel, es war kalt, niemand zu sehen, nur die beiden Autos blinkten leise vor sich hin. Die standen natürlich ausgerechnet so, dass
Marie und ich nicht mit unserem Auto vorbei kamen. Und ausgerechnet dreißig Minuten vor jener Veranstaltung, in der darüber entschieden wird, wer wohin ins Praktikum geht. Oder vielmehr: Wo ich als Rollstuhlfahrerin meine Wünsche äußern kann, bevor verteilt wird. Und „verteilen“ könnte bedeuten, dass eben keine Rücksicht genommen wird. Das war in Hamburg anders gelöst, dort konnte man vorher schriftlich Anträge stellen. An dieser Uni gibt es einen Termin, zu dem man erscheinen, mündlich vortragen und begründen muss, warum man einen besonderen Platz haben möchte – wer nicht kommt, wird „zwangsverplant“.

„Wer weiß, wie lange das jetzt hier noch dauert“, murmelte Marie. Ich
antwortete: „Vielleicht fünf Minuten, vielleicht auch eine Stunde. Das ist mir zu riskant. Wenden und dann sehen, dass wir da vorne ein Taxi kriegen?“ – Marie nickte. Wir fuhren zurück, luden alles wieder aus und machten uns per pedes per sedis mobiles auf den Weg. Auf Höhe der
noch immer blinkenden Fahrzeuge kam uns ein Nachbar im Auto entgegen, der vier Eingänge weiter wohnt. Er kam wohl aus dem Nachtdienst und pöbelte lautstark durch die Straße, ob es sein müsste, dass die hier so beknackt parken. „Zwei Meter weiter vorne und man hätte wenigstens über den Gehweg vorbeifahren können“, regte er sich auf. Und sprach uns an: „Wisst ihr, wo die sind?“ – Ich schüttelte den Kopf. Selbst wenn ich es gewusst hätte, hätte ich es ihm bestimmt nicht erzählt. So ein bos demens
Spinner. Anstatt sein Auto zwei Straßen weiter in die Parklücke zu stellen und es nach dem Ausschlafen in die Garage zu holen. Oder wie auch immer – ohne Grund wird der Krankenwagen da ja nun nicht so vornehm
parken.

Mit dem Taxi haben wir es gerade so eben noch pünktlich geschafft. Marie und ich bekamen die Kurse und die Praktika, die wir haben wollten,
im ersten Anlauf. Beim vorgesehenen praktischen Teil darf ich mir die Chirurgie im nächsten Halbjahr verstärkt antun. Das wird ein Spaß und fast noch lustiger als die fachbezogene Terminologie, die wir in Hamburg
auch schonmal hatten. Wir satteln auf. Ick freu mir schon!

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