Diesel, Bratwurst und Muskelschwund

Was für eine dicke Suppe! Bis kurz vor Hannover war das Wetter noch
schön, von dort an wurde die Sicht immer schlechter. Als Marie und ich am Freitag in Hamburg aus dem Zug stiegen, kam man sich vor wie in einer
Waschküche. Stellenweise konnte man keine 50 Meter weit gucken. Und so schauten wir beispielsweise an der Tankstelle auch zwei Mal hin: Diesel für 1,17 € pro Liter? Tatsächlich.

Das Riesenrad auf dem Winterdom, dem Volksfest in Hamburg, drehte leer seine Runden. Was wohl daran lag, dass man von unten noch die ersten fünf Gondeln erkennen konnte, darüber aber alles in der grauen Suppe verschwand. Irgendwie unheimlich. Es war voll, aber es waren erstaunlich wenige Leute im Rollstuhl unterwegs. Cathleen, Marie und ich
waren (von zwei älteren Damen in ihren Alu-Shoppern abgesehen) die einzigen. Auf hohe oder schnelle Karussells hatten wir kaum Lust, denn es war kalt und nass. „Lass uns eine Runde im Autoscooter drehen“, meinte Cathleen. Doch daraus wurde nichts: „Es ist zu voll. Kommen Sie mit Ihren Rollstühlen einen anderen Tag wieder.“ – Danke für die Gastfreundschaft. Das hatten wir so auch noch nicht erlebt.

Die Bratwurst vom Schwenkgrill schmeckte dafür aber umso besser. Wenn
man vom Preis absah: 3,80 € fand ich reichlich happig. Aber dafür gab es den Senf gratis dazu. Und wir hatten ja immerhin schon günstig getankt. Vom freitäglichen Höhenfeuerwerk war natürlich auch absolut nichts zu sehen. Kurz vor Mitternacht waren wir wieder bei Marie zu Hause. Auf dem Küchentisch lag ein Zettel: „Wir saunieren im Garten. Bitte stört uns nicht. Danke und gute Nacht!“

Ich tippte auf den Zettel und kommentierte: „Vögel im Nebel?“ – Marie
antwortete: „Will ich gar nicht wissen. Sollen sie machen. Wenigstens warnen sie vor.“ – Ich grinste. Marie schüttelte den Kopf.

Gestern abend durfte ich einen Arbeitskollegen von Maries Vater (und seine Frau) kennenlernen, die bei Maries Eltern zu Abendessen eingeladen
waren. Es gab Fondue, Marie und ich waren auch eingeladen und durften unsere Gabeln in den heißen Topf halten. Es war lecker und die Gäste waren sehr nett.

Nach einem kurzen Besuch bei unserem Haus, das noch steht und immer besser aussieht, sind wir nun wieder auf der Rückreise. Morgen früh muss
ich über 45 Minuten lang die Ergebnisse einer recht umfangreichen Hausarbeit vorstellen. Ich bin nicht wenig aufgeregt. Ich durfte mich zusammen mit drei Kommilitoninnen und Kommilitonen mit Muskelschwund, wie es im Volksmund heißt, befassen. Ich bin mit meinen 45 Minuten als erste dran und stelle das Thema vor. Um den Umfang der Arbeit kurz anzureißen: Es gibt rund 800 Erkrankungen, die mit einem Abbau der Muskelmasse einhergehen können. Diese lassen sich in 23 Gruppen untergliedern. Mein Job ist es morgen, die 23 Gruppen vorzustellen und abzugrenzen. Also im Durchschnitt zwei Minuten pro Gruppe, und das alles
so aufbereitet, dass niemand der Zuhörer etwas durcheinander bekommmt und nach der 22. Gruppe noch alle folgen können. Hurra. Aber ich freue mich – es ist ein sehr interessantes Thema!

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