Wetlook-Shopping

Ist es eigentlich normal, dass Männer auf enge Hosen stehen? Jetzt mal ganz im Ernst. Eine Kommilitonin von mir erzählte mir kürzlich, ihr Schatzi fände es toll, wenn sie in Strumpfhosen im Bett liege. Nach Möglichkeit noch verbunden mit der Legende, dass sie sich die Dinger nicht extra seinetwegen angezogen habe, sondern sie sowieso getragen hat. Wobei Feinstrumpfhosen genauso faszinierend seien wie Woll- bzw. Strickstrumpfhosen… Ich selbst habe inzwischen ja einige Männer kennengelernt, die auf hautenge Leggings, knackige Sportkleidung oder sogar Neoprenanzüge stehen. Also nicht selbst tragen (oder?), sondern bei einer Frau anschauen. Oder vielleicht sogar anfassen. Wollen. Manchmal auch dürfen.

Okay, wenn es weiter nichts ist, könnte es ja sogar Spaß machen. Also auch für die Partnerin, selbst wenn ich solche Präferenzen erstmal nicht habe. Die Vorstellung, dass ich für ihn auf eine bestimmte Weise besonders attraktiv bin, ist ja schon reizvoll. Und sie schafft eben auch gute Verhandlungsspielräume. Oder Überraschungsmomente. Zu wissen, was der Partner besonders gerne mag, oder wo er sogar aus dem Häuschen gerät, halte ich, zumindest nach einiger Zeit, für sehr wichtig.

Ich glaube, ich würde sogar einige solche Kinks aktiv unterstützen. Alles, was irgendwie verspielt ist, nicht extrem weh tut, nicht super eklig ist, kann für sich betrachtet schon sehr erotisch sein. Auch hat Unanständiges und Verborgenes einen gewissen Reiz, wie ich finde. Solange eben niemand anderes belästigt wird. So war ich beispielsweise kürzlich mit Philipp in einer Therme. Im dortigen Whirlpool kann man, solange es blubbert und niemand taucht, eben nicht sehen, was sich so alles unter der Wasseroberfläche abspielt. Man muss natürlich sicher sein, die Hand in der richtigen Badehose … okay. Übertreiben sollte man es nicht, denn die anderen Leute sind ja nicht doof, und wie gesagt, es ist dann nicht mehr okay, wenn andere belästigt werden. Also haben wir den Rest in die Dusche verlegt.

Eigentlich wollte ich aber über enge Hosen schreiben. Wie gesagt, Philipp ist nicht der erste Mann in meinem Leben, der auf knackenge Hosen steht. Und irgendwie bekomme ich so langsam das Gefühl, das betrifft ganz schön viele. Männer. Ich hatte es bisher noch gar nicht sooo realisiert. Er ist auch bisher nie sooo deutlich geworden, bis in einer Fuzo (also Fußgängerzone) ein Mädel an uns vorbeistöckelte und seinen Blick magnetisierte. Ich bekam das mit und als sie an uns vorbeigestolpert war, ließ ich seine Hand los und klatschte ihm eine auf seinen Po. „Was ich wirklich nicht leiden kann, ist, wenn jemand mit mir unterwegs ist, meine Hand festhält und dabei anderen Frauen hinterher schaut“, machte ich ihm eine kleine Szene. Nein, ich bin nicht
eifersüchtig und in Wirklichkeit beschwere ich mich nicht. Dafür habe ich auch keinen Grund und dazu habe ich auch nur wenig Muße.

Immerhin war es auch nicht die andere Frau, sondern offenbar ihr Beinkleid, das faszinierte. „Du trägst sowas ja nicht“, versuchte er, sich vorwurfsvoll zu rechtfertigen. Ehrlich gesagt gehören schwarze Wetlook-Leggings, die ausgerechnet jene Körperteile betonen, die ich wegen ihrer Lähmung nun nicht zu meinen attraktivsten zähle, eher nicht zu meinem Stil. Und Stöckelschuhe finde ich im Rollstuhl auch eher unpraktisch. „Allerdings muss sowas eng anliegen und darf keine Falten werfen. Weder weil auf Zuwachs gekauft, wie bei der Frau eben, noch weil
zu geringe Kompression die Speckrollen durchschimmern lässt. Was das Zweite angeht, habe ich bei dir aber, ehrlich gesagt, keine Bedenken.“

„Na dann ist es ja gut“, versuchte ich, einigermaßen amüsiert das Thema in eine andere Bahn zu lenken. Zumal ich das alles schon irgendwoher kannte… Erfolglos. Ich antwortete irgendwann: „Wenn du willst, dass frau sowas anzieht, musst du frau sowas schenken.“ – Kaum hatte ich diesen Satz ausgesprochen, lief er mir beim Abbiegen in ein einschlägiges Klamottengeschäft fast vor meinen Stuhl. Ich verstand: Es wird nicht lange gefackelt.

Jule hat jetzt eine Wetlook-Legging. Quietsch-eng. Und neue weiße Chucks. Den hellblauen Jeans-Blouson habe ich mir selbst gekauft, das letzte Ding an der Einzelteile-Stange war ausgerechnet in meiner Größe und von 119 € auf 29,90 € reduziert. Es hat auf mich gewartet und rief mir zu, als ich dran vorbei rollte. Ein passendes Top und ein hübsches Halstuch finde ich zu Hause – der nächste Partysamstag kann kommen!

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