Am letzten Samstag war ich mit Marie und ihren Eltern unterwegs. Wir wollten abends grillen und brauchten Grillkohle. Ein Baumarkt lag auf der Strecke. Maries Vater hielt an. Vor dem Eingang des Baumarktes war ein Stand aufgebaut, daneben ein Glücksrad und eine Musikanlage. Zwei Frauen in Hasenkostüm laberten irgendwas von einem Jubiläum und irgendwie waren sie so ziemlich alleine. Ich befürchtete schon, dass sie
uns gleich ansprechen und zum Glücksrad-Drehen auffordern würden.
Aber es kam viel schlimmer. Die Musikanlage startete in Disko-Lautstärke und es wurde gesungen. Ich versuchte, den englischen Text ins Deutsche zu übersetzen. „Schwenkt überall eure Hände in die Luft, beweg deinen Körper und spring herum zu diesem Sound, steht alle auf und singt es laut, das ist der Sound, der euch stolz macht!“
Ähm. Nein. Bestimmt nicht. „Jeder bewegt seine Füße zum Rhythmus des Taktes, jeder singt dieses Lied und alle haben Spaß!“
Eine der beiden Häsinnen mischte ihre Stimme in den Song. Erst sang sie mit, dann tanzte sie mit, dann schrie sie förmlich: „Wer zuerst hierher zu mir kommt und mir sagt, welcher Interpret diesen Song singt, gewinnt einen Gutschein!“
Maries Vater zückte sein Smartphone und tippte und scrollte. Maries Mutter sagte: „Nee, oder? Ich kenn Dich nicht. Ist das nicht dieser Schweizer Eurodance-DJ?“ – „Ist er“, sagte Maries Vater grinsend. Und fügte hinzu: „Mal sehen, was der Gutschein wert ist.“
Wir kamen an dem Stand vorbei. Maries Vater gab der Häsin die Hand und sagte: „Ich glaube, ich weiß die Lösung.“ – „Oh, da ist jemand sehr schnell mit der Lösung, die einen Gutschein wert ist, den Sie noch heute
hier direkt im Baumarkt einlösen können. Ich bin gespannt. Wer ist es?“
Maries Vater bekam das Mikro unter die Nase gehalten und sagte: „Ich glaube, es ist Peter Baumann.“ – „Wer?“ – „Peter Baumann. Oder?“
Maries Mutter klopfte sich lachend auf die Schenkel und verschwand im
Baumarkt. Die Häsin trällerte ins Mikro: „Das ist leider falsch, aber das macht nichts, es kann weiter geraten werden. Sie bekommen einen Trostpreis von mir und weil ihre Frau und ihre Kinder so nett aussehen, bekommen auch sie den Trostpreis, es sei denn, sie wissen, wer das singt!!!“
Es wurden einzelne Fruchtbonbons verteilt. Jeder durfte einmal in ein
Glas greifen, in dem Orange- und Zitronenbonbons einzeln verpackt aufbewahrt wurden. Maries Vater scrollte in seinem Handy und hielt es der Häsin unter die Nase. Die Häsin guckte irritiert. „Ich nehme alles zurück, der Herr hat doch recht gehabt! Ich nehme alles zurück und behaupte das Gegenteil! Peter Baumann ist der bürgerliche Name des Künstlers! Herzlichen Glückwunsch, Sie haben richtig geraten! Hier ist der Gutschein!“
Während Maries Mutter sich das Spektakel aus sicherer Entfernung von drinnen anschaute, erzählte die Häsin mit strahlenden Augen, dass besagter Künstler auch schon einmal live mit ihr auf der Bühne gestanden
hätte und so toll sei. Anschließend bekamen wir noch einen Bonbon, nimm
2 sozusagen, und durften endlich auch in den Baumarkt. Der Gutschein war mit 10 Euro aufgeladen – das war ja mal schnell verdientes Geld.