Mücken

Wann kommt im Norden eigentlich der Sommer? Ich möchte mich gerne an den Strand legen. Nicht, weil ich noch mehr Bräune brauche. Sondern weil ich gerne vom Seewind gestreichelt werde, während mir die Sonne den
Körper wärmt. Hin und wieder mal in die Ostsee zu hüpfen und mich von sanften Wellen hin und her schaukeln zu lassen, ist ganz nach meinem Geschmack. Aber nein, irgendwer hat was falsch verstanden, denn wir hatten zwar 30 Grad, aber 15 davon am Samstag und die anderen 15 am Sonntag. Maries Eltern waren kurz davor, ihre Sauna wieder einzuschalten.

Philipp und ich waren stattdessen an einem einsamen Waldsee. Wunderschön gelegen, rund herum Bäume, der Geruch von feuchtem Waldboden, relativ feste Wege und zwei oder drei Stellen, an denen man ohne großen Höhenunterschied ins Wasser kommt. Wo feuchter Waldboden ist, ist auch was anderes: Mücken. Ich habe mir jeden einzelnen Stich von Philipp behandeln lassen. Bei 45 hat er aufgehört zu zählen. Es gab eine einzelne Stelle auf dem Weg, wo sich die Plagegeister versammelt hatten. Ich würde mal behaupten: Hunderte sind über alles hergefallen, was sich irgendwie bewegt hat. Massenangriff der Killermücken. Dass es bei mir nur am halben Körper juckt, macht es nicht viel besser, denn auf
der anderen Körperhälfte heilt es nur schwierig ab. Ich schätze, von einzelnen (am Fußgelenk, auf einem Zeh) werde ich noch zwei oder drei Monate was haben.

Aber das Schwimmen war genial. Nackt. Wir waren nicht die einzigen, die nackt geschwommen sind. Ein älterer Mann war auf der anderen Seite des etwa 1.000 Meter breiten Sees ebenfalls ohne Kleidung im Wasser. Aber wir waren die einzigen, die die Abgelegenheit genutzt haben, um … boa, war das schön! Am Anfang habe ich immer noch ängstlich in die Gegend geguckt, ob uns jemand beobachtet oder jemand den Weg entlang kommt. Irgendwann habe ich aber nur noch dieses absolut schöne Gefühl genossen. Inzwischen weiß Philipp genau, was mir gefällt. Er ist zwar manchmal noch ein wenig unbeholfen, wenn meine Beine im Weg sind oder ich zu wenig Rumpfkontrolle habe, aber er übernimmt gerne Regie und ich spiele gerne mit. Es scheint, als hätte ich endlich mal Glück. Aktuell ist nichts kompliziert. Und ich habe das Gefühl, ihm genug, vielleicht sogar mehr als nur genug, bieten zu können.

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