Nochmal Gastroenterologie

Ja, ich habe den Praktikumsplatz. Ich darf nun für vier Wochen in einer gastroenterologischen Abteilung eines großen Krankenhauses den nächsten Block meiner Famulatur ableisten und bekomme dafür neben Arbeitskleidung auch noch 400 € Aufwandsentschädigung. Das hört sich doch gleich sehr viel besser an. Wenngleich ich lieber etwas anderes gemacht hätte, aber ich will nicht meckern. Ich bin mehr als zufrieden.

Der Tag begann mit: „Hast du schonmal eine Kanüle gelegt?“ – „Ja.“ – „Kannst du das?“ – „Ja.“ – „Zeigen!“ – Die erste Patientin wurde gefragt, ob ich sie legen dürfte. „Das ist eine Famulantin, aber sie sagt, sie kann das bereits. Ich bleibe aber dabei.“ – „Dann mal los.“ – Zitter, zitter, zack, saß. Auf Anhieb. Der Doc, der mir dabei zusah, hob
seinen Daumen.

Mein Job heute: Jeder, der ein Schmerzmittel oder eine Kurznarkose bekommt, braucht eine Kanüle. Ich frage ihn, ob ich eine legen darf und weise ihn darauf hin, dass ich nur Famulantin bin. Ich rufe bei Fragen oder einer Sauerei sofort den Arzt aus dem Nebenraum. Ergebnis: Zweiundzwanzig Kanülen in zweiundzwanzig Armvenen, alle saßen auf Anhieb
richtig. Ohne Fragen, ohne Sauereien. Ich muss gestehen, dass niemand mit schwierigen Venen dazwischen war und alle sehr entspannt waren. Es handelte sich überwiegend um chronisch kranke Patienten, die sehr routiniert und teilweise fast lässig in die Untersuchung gingen.

Schön war allerdings, als ich ein Gespräch belauschte, das der Chefarzt im Nebenraum mit meinem „Vorturner“ führte. Die Tür war nicht ganz zu und so ließ es sich nicht vermeiden, dass ich die Unterhaltung in Fetzen mitbekam, während ich einen Schrank auffüllen sollte: „Wie macht sich das Mädel im Rollstuhl?“ – „Sie hat heute fleißig Armvenen punktiert.“ – „Oha. Und?“ – „Perfekt.“ – „Und ernsthaft?“ – „Nein, ernsthaft: Perfekt. Völlig routiniert.“ – „Schön. Dann finden Sie morgen
mal heraus, ob sie Herz-Kreislauf, Sauerstoffsättigung und so weiter begriffen hat. Anschließend soll sie das Pulsoximeter überwachen und protokollieren. Und dann erklären Sie ihr übermorgen mal das Endoskop. Also trocken. Sie soll bei uns ja auch was lernen.“

Ich werde es langsam angehen, ihm aber erzählen, dass ich schon rund ein Dutzend Mal selbst das Ding führen durfte. Ich bin gespannt, was mich erwartet. Langsam insofern, als dass es nicht schaden kann, noch einmal bei Null anzufangen. Die Basics kann man nicht oft und genau genug lernen. Jedenfalls geht es mir hier erheblich besser.

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