Allgemein

Schlechter Mensch

Ich weiĂź nicht, warum ich zu FuĂź unterwegs bin. Mir fällt auch erst an der Ampel ein, dass ich gar keinen Rollstuhl dabei habe. Ich stehe an einer FuĂźgängerampel am Schulterblatt (so heiĂźt eine StraĂźe im Bezirk Sternschanze), will auf die andere Seite, zur Sparkasse. Weit und breit ist kein Auto, aber die Stinkesocke ist ja brav und wartet auf grĂĽn. Auch wenn sie gerade von der Polizei verfolgt wird und die beiden Uniformierten immer dichter kommen. Ein seltsames Katz-und-Maus-Spiel. Dann endlich wird die Ampel grĂĽn. DrĂĽben, am Geldautomaten, klicken die Handschellen. Die Polizisten lassen den Beweis, dass ich gerade… Weiterlesen »Schlechter Mensch

Arsch fĂĽr alles

Die obszöne Wortwahl der Ăśberschrift wäre nicht meine, fĂĽhlte ich nicht zum Ausdruck bringen zu mĂĽssen, wie mich eine aktuelle Sache so derbst ankotzt, dass jede sittliche Formulierung unangepasst wäre. Es geht um den Chef der Sportabteilung eines Vereins, der sich seit Jahren sprichwörtlich den Allerwertesten aufreiĂźt, um Hamburgs Rollisportlern einen organisierten Rahmen und damit vor allem die nötige Kohle zu verschaffen. Er selbst verdient mit seiner Arbeit keinen Cent, macht selbst aus gesundheitlichen GrĂĽnden keinen Sport (mehr) und ist vor allem bei den jĂĽngeren Leuten sehr beliebt. Ich habe kaum mit ihm zu tun, aber: Auch ich mag ihn… Weiterlesen »Arsch fĂĽr alles

Eine Woche Innere

Meinen letzten Monat Praktikum mache ich auf der Inneren. Gastroenterologie, um genau zu sein. Ich muss dafĂĽr zwar ganz an den Hamburger Stadtrand fahren und bin fĂĽr eine Strecke mit dem Auto 45 Minuten unterwegs, dafĂĽr bin ich in der Klinik jenes Profs gelandet, der mir bereits die Empfehlung und damit den Zugang fĂĽr das Studium gegeben hat. Im Alltag sehe ich ihn persönlich zwar so gut wie nie, aber trotzdem ist es dort mindestens 200 Mal besser als auf den bisherigen Stationen. An den ersten zwei Tagen bin ich zwar die ganze Zeit nur einer Schwester hinterher gerollt und… Weiterlesen »Eine Woche Innere

Falsche Freunde

Echte Freunde von falschen Freunden zu unterscheiden, sollte eigentlich nicht schwer fallen. Ein ganz wichtiger Anhaltspunkt sind mit Sicherheit die Intensität und die Tiefe der freundschaftlichen Beziehung. Mit Intensität meine ich dabei nicht, wie oft man miteinander kommuniziert, sondern eben wie intensiv. Und was ich mit Tiefe meine, ist eigentlich auch klar. Bestehende Freundschaften kann ich also nach diesen beiden Anhaltspunkten bewerten und mir dann schon ziemlich sicher sein, woran ich bin. Anders ist es freilich bei jungen, neuen, frischen Freundschaften. Diese können sofort sehr intensiv und tiefgrĂĽndig sein, jedoch merke ich etwas später, dass die Wellenlänge nicht stimmt oder… Weiterlesen »Falsche Freunde

Unterhosen und Feuer

Ob ich kĂĽnftig damit rechnen muss, dass mir ein Mitbewohner die Unterwäsche aus der Waschmaschine klaut, um sich darin oder damit zu befriedigen, konnte mir seit meinem Eintrag „Nicht kopfgesteuert“ niemand so richtig sagen. Auf jeden Fall sieht ein entspanntes Zusammenleben anders aus: Bei jedem verlegten KleidungsstĂĽck wird kĂĽnftig sofort der Verdacht bestehen, derjenige Mitbewohner hätte es gemopst. Oder gerade unter seine Jeans gezogen… Ich weiĂź, es ist eine ernste Sache und darĂĽber macht man keine Späße. Frank hat dem Bewohner eine Abmahnung erteilt und sich so fĂĽr einen Kompromiss zwischen Ignorieren und Rauswerfen entschieden. Die klare Ansage war: Noch… Weiterlesen »Unterhosen und Feuer

Hättest du doch bloß

Ist schon doof. Ich weiĂź. Ich möchte öfter schreiben, aber ich bin im Moment so eingespannt – Wahnsinn. Das wird auch noch mindestens einen Monat so weitergehen. Ich bin noch immer mit meinem Pflicht-Pflege-Praktikum beschäftigt. Inzwischen habe ich einen weiteren Monat rum und darf noch ein weiteres Mal wechseln. Offiziell, weil ich gerne einmal bei jemandem Blutdruck gemessen haben möchte, bevor ich mein Studium anfange, inoffiziell, weil es mir in der Psychiatrie zu krass ist. Nein, nein, ich habe weder meine Haare abgeschnitten noch beiĂźe ich meine Fingernägel kurz oder entwickle irgendwelche Ticks, aber meine Freundinnen und Freunde empfehlen mir… Weiterlesen »Hättest du doch bloĂź

Nicht kopfgesteuert

Inzwischen haben wir alle uns in unserem neuen Zuhause recht gut eingelebt, die AufzĂĽge funktionieren nun zuverlässig, gemeinsames Essen, Fernsehen läuft problemlos, RĂĽcksichtnahme bei der Benutzung der Waschmaschine, beim Musikhören etc. ist auch okay – insgesamt stellt sich ein gewisser Alltagstrott ein. Ein Mitbewohner ist mit 15 von zu Hause ausgezogen, er sagt, es gebe Probleme mit den Eltern. Eine Sozialarbeiterin kĂĽmmert sich um ihn, kommt ihn regelmäßig besuchen. Ich selbst schätze ihn als sehr intelligent ein, allerdings fehlt es ihm, und das sage ich ohne gemein sein zu wollen, deutlich an emotionaler Reife. Er hat eine Gehbehinderung, verglichen mit… Weiterlesen »Nicht kopfgesteuert

Was fĂĽr ein Arbeitsklima

Wer bloggt, hat zu viel Zeit. Wer wenig Zeit hat, bloggt nicht seltener. Jule hat im Moment sehr wenig Zeit. Beziehungsweise … die Zeit ist dieselbe wie frĂĽher, aber gerade kĂĽmmere ich mich darum, möglichst schnell meine Pflegepraktika, die ich fĂĽr mein Studium benötige, fertig zu bekommen. In einem groĂźen Klinikkonzern, bei dem ich mich beworben hatte, bekam ich eine urologische Station in einem groĂźen Hamburger Krankenhaus zugewiesen – ich war gerade mal drei Stunden dort. Nicht, weil mir die Leute zu krank waren, weil ich mit meiner Arbeit ĂĽberfordert war oder weil mir meine Behinderung einen Strich durch die… Weiterlesen »Was fĂĽr ein Arbeitsklima

Krauel, Krauel

Ich hatte vermutet, dass ich meinen Partner mehr vermissen wĂĽrde. Die ersten paar Tage waren schon hart, weil mich einzelne Dinge und Gedanken immer wieder schmerzhaft an ihn erinnerten, an seine schönen und freundlichen Seiten, aber inzwischen ist es gut auszuhalten. Allerdings wundert es mich, wie sehr der Körper vermissen kann: FrĂĽher habe ich mich nie nach körperlicher Liebe gesehnt. Erst als mich alle möglichen Leute ermutigten, mal auszuprobieren, wie das mit meiner Behinderung klappt, habe ich damit angefangen. Einmal angefangen, so habe ich das GefĂĽhl, kann man damit nicht wieder aufhören. Ich habe zur Zeit niemanden, der mit mir… Weiterlesen »Krauel, Krauel

Behinderte Schweine

Es ist noch nicht lange her, als ich einen Grundriss von unserer neuen Wohnung / unserem neuen Wohnprojekt ins Netz stellte und mit Blick auf die ständig ausfallenden AufzĂĽge angemerkt wurde, es sei leichtfertig, Menschen mit Behinderung in einem Haus wohnen zu lassen, aus dem sie sich bei Feuer nicht aus eigenem Antrieb retten könnten. Das wurde bereits umfangreich diskutiert und letztlich wissen alle, die hier wohnen, worauf sie sich einlassen. Nämlich dass sie im Brandfall im Zweifel von auĂźen gerettet werden mĂĽssen. Ob man das besser hinbekommt, weiĂź ich nicht. Bestimmt, wenn man nicht inmitten Hamburgs dichter Bebauung eine… Weiterlesen »Behinderte Schweine