Allgemein

Fünf Goldhamster

Meine Hausärztin hatte es wohl richtig gemacht. Heute bekam ich von meiner Unfallkasse die Mitteilung, dass sie die Kosten für einen neuen Rollstuhl übernehmen werden. „Eine entsprechende Mitteilung haben wir heute Ihrem Lieferanten übersandt.“ Ich hatte meine Zweifel, ob meine Hausärztin meinen Kostenträger damit eher verärgert als überzeugt, aber sie scheint zu wissen, was sie tut. Auf jeden Fall hat es geklappt. Bei meinem Anruf beim Sanitätshaus erfuhr ich dann, dass mit einer Lieferung frühestens im Juni zu rechnen sei. Solange muss ich noch mit dem Zweitrollstuhl von Sofie herumfahren, der 100 Mal besser ist als die Mühle, die mir… Weiterlesen »Fünf Goldhamster

Justitia braucht eine dritte Chance

Eigentlich wollte ich es mir nicht nehmen lassen, bei der Verhandlung gegen die Crash-Oma, die mich in 2008 auf dem Schulweg umgenietet hatte, in 2009 zu einem Fahrverbot von 3 Jahren verurteilt worden und anschließend wieder beim Autofahren erwischt worden ist, als Zuschauerin dabei zu sein (siehe auch hier). Ich hatte regelmäßig meinem Anwalt, der damals den Stein ins Rollen gebracht hat, eine Mail geschrieben, dass ich unbedingt den Termin wissen möchte. Inzwischen habe ich erfahren, dass die Verhandlung schon im Januar 2010 stattgefunden hat. Ohne mich als Zuschauerin. Ich will es nicht spannend machen: Die 20 Monate Freiheitsstrafe auf… Weiterlesen »Justitia braucht eine dritte Chance

Ausblick auf einen Stern

Zur Zeit bin ich sehr glücklich mit meinem Golf Kombi. Er ist zwar schon etwas älter, aber er fährt, verbraucht nicht viel Benzin äh Diesel – ich bin zufrieden. Am liebsten würde ich ihn noch einige Jahre fahren. Wir haben sogar schon drin geschlafen. Ladefläche umgeklappt, Luftmatratzen rein, das funktioniert. Sogar zu zweit, sogar zu dritt. Man liegt zwar wie ein paar Ölsardinen in der Dose und die Rollstühle müssen draußen bleiben, aber es funktioniert. Schlecht wird es nur, wenn ich künftig wirklich meinen Sport machen möchte und zu einigen Wettkämpfen fahren will. Meine Ausrüstung bekomme ich nicht in den… Weiterlesen »Ausblick auf einen Stern

Viel Lärm um meinen Rollstuhl

Das Gute an den Ferien ist ja, dass man morgens frei hat. So kommt auch eine Schülerin mal morgens zum Arzt. Ich brauche ja immernoch ein Rezept für meinen Rollstuhl. Die Unfallkasse wartet dringend darauf, meine Hausärztin war in Urlaub und ihre Vertretung, Frau Doktor Zicke, wollte mir keins ausstellen. Vor dem Praxiseingang, auf dem Grundstück, waren zwei gepflasterte Parkplätze. An der Hauswand davor hingen zwei Rollstuhlfahrersymbole. Entweder waren die neu oder ich hatte sie beim letzten Mal übersehen. Die Parkplätze waren schon länger dort, aber die Schilder wären mir sicherlich aufgefallen. So kam ich ohne große Kunststücke direkt in… Weiterlesen »Viel Lärm um meinen Rollstuhl

Wie eine Mutter

Eine Erfahrung, die ich aus dem Leben vor meinem Unfall auch nicht kannte, mache ich seit einiger Zeit. Vor meinem Unfall habe ich ein wenig Reitsport gemacht, wie viele Mädchen. Davor habe ich mich beim Kinderturnen und bei Leichtathletik nicht wirklich wohl gefühlt, beim Schwimmen konnte ich nie einen Blumentopf gewinnen. In allen vier Sportarten gab es nicht nur einen ungeheuren Konkurrenzdruck, sondern kaum richtiges Miteinander. Man kam zum Sport, hatte dort seinen Trainingstermin, anschließend fuhr man wieder nach Hause. Die Leute aus den anderen Gruppen kannte man nicht, höchstens vom Namen – oder von irgendwelchen Bestenlisten her. Beim Reiten… Weiterlesen »Wie eine Mutter

Frau Doktor Zicke

Spätestens seit diesem Tag weiß ich, dass ich einen neuen Rollstuhl brauche, da der alte (so alt ist er zwar noch nicht, aber eben auch nicht mehr nagelneu) diesen Winter leider nicht überlebt hat. Allenfalls als „wirtschaftlicher Totalschaden“ durch Schnee, Salz, Split und scharfkantige Eisplatten auf den Gehwegen. Die Unfallkasse rief mich an und bat mich, mir von meinem Hausarzt einen neuen Rollstuhl verordnen zu lassen. Das war mir nicht ganz schlüssig, denn immerhin hatte die Unfallkasse doch bereits ein Gutachten des von ihnen selbst beauftragten Sachverständigen, wonach eine Reparatur unwirtschaftlich sei. „Wir brauchen aber trotzdem eine neue Verordnung, sonst… Weiterlesen »Frau Doktor Zicke

Bitte keinen Spagat

„Wie sollten sich deiner Meinung nach die Fußgänger gegenüber den Rollis verhalten? Wie soll man den Spagat zwischen aufdringlichem Betütteln und blankem Ignorieren machen?“ Ja, es ist mal wieder Zeit, Leserbriefe zu beantworten. Nein, ich möchte nicht überheblich wirken. Aber bei 30.000 Besuchern bleibt schonmal der eine oder andere Kommentar hängen (die ich auch immer sehr gerne lese, auch wenn ich nicht immer alles nochmal kommentiere) – und auch die eine oder andere Zuschrift per Mail. Manches beantworte ich direkt, manches möchte ich auch nicht beantworten, manchmal fehlt mir auch die Zeit, manches ist mir zu intim. Auf wieder anderes… Weiterlesen »Bitte keinen Spagat

Der muhende Helmut

„Dreh dich nicht um, sondern küss mich und du wirst geheilt.“ Für einen Moment überlegte ich, ob ich die Frauenstimme kannte und mir nur irgendwer einen blöden Scherz spielte. Aber ich kannte die Frauenstimme nicht und auch die Hand auf meiner Schulter war mir unangenehm. Ich drehte mich um, schaute nach oben und sah ein ziemlich ranziges Geschöpf, eine vermutlich obdachlose Frau Mitte 40, schmutzige Fingernägel, Zahnlücken und speckige Haare. Sie trug eine abgewetzte dunkelrote Jacke und um den Hals ein graues Tuch. Es war 20 Sekunden vor dem Halt im Hamburger Hauptbahnhof und ich stand direkt an der Tür,… Weiterlesen »Der muhende Helmut

Wahrnehmbare Häufung

Als ich vorgestern auf dem Weg zum Schwimmtraining mal wieder nicht mit einem öffentlichen Bus fahren durfte, weil schon ein weiterer Rollstuhlfahrer drinnen stand und der Busfahrer den Aufstand probte (er habe eine Vorschrift zu beachten, wonach nur ein Rollstuhlfahrer mitgenommen werden dürfe), wusste ich noch nicht, dass ich einen Stein ins Rollen bringen würde. Jedes Mal, wenn mir so etwas passiert, schreibe ich inzwischen einen (auf meinem PC bereits fertig gespeicherten und nur noch mit den aktuellen Daten zu füllenden) Brief an den jeweiligen Verkehrsbetrieb – mit Durchschrift an die zuständige Verkehrsbehörde. Alle anderen Rollstuhlfahrer aus der WG und… Weiterlesen »Wahrnehmbare Häufung

Winterspuren

Endlich komme ich wieder alleine aus dem Haus. Weil die Gehwege und Nebenstraßen noch vereist sind (teilweise 10 bis 15 Zentimeter dick), kam ich nicht „zu Fuß“ vor die Tür. Zumindest nicht alleine. Ich hätte mit dem Auto zur Schule, zum Einkaufen, zur Therapie fahren können, denn am jeweiligen Ziel wäre mit Sicherheit irgendeine Stelle besser geräumt gewesen als vor unserer Haustür (wo wir zu allem Überfluss auch noch dafür selbst bezahlen) – wenn nicht das elektrische Rolltor zur Tiefgarage seit Wochen defekt wäre. Andere Mieter haben ihr Auto so lange nach draußen gestellt, nur zu den Parkplätzen wäre ich… Weiterlesen »Winterspuren