Behinderung

Der Hund im Gang

Man kann fast darauf warten: Irgendwann kommt sie, die nächste Reportage ĂĽber ausgegrenzte Behinderte. Und so gab es in der letzten Woche seitenfĂĽllend einen mit fetten Lettern ĂĽberschriebenen Artikel in einem in Hamburg täglich erscheinenden Boulevardblatt: „Konzertverbot fĂĽr Blinde.“ Wie fast immer ging es um die Teilhabe eines Menschen am gemeinschaftlichen Leben, wie fast immer wurde die Sicherheit des behinderten Menschen oder seiner Umwelt vorgeschoben und wie noch häufiger ist die Unbeholfenheit, mit der Menschen (mit und ohne Behinderungen), die bei ihrem Job mit Menschen (mit und ohne Behinderungen) zu tun haben, agieren, kaum noch zu toppen. Da will ein… Weiterlesen »Der Hund im Gang

Wer was sagen will, muss aufstehen

Ich will mich hier ja nicht zur Moralapostola aufspielen, möchte aber dennoch erwähnen, dass es in meiner Umwelt einige Menschen gibt, die extrem schlechtes Benehmen haben, das vermutlich noch nicht einmal merken – und sich dabei auch noch cool vorkommen. Ich bin wirklich erschrocken. Die Rede ist von meinem Sportverein, ĂĽber den ich ja schon ein paar Mal geschrieben habe. Dass sich dort einige Chaoten tummeln, die mit intrigantem Verhalten und Mobbing auf sich andere aufmerksam machen, hatte ich ja schon mehrmals erwähnt. Die gestrige Mitgliederversammlung schoss jedoch mal wieder den Vogel ab. Das ging so weit, dass wir uns… Weiterlesen »Wer was sagen will, muss aufstehen

Doppelt so behindert

Irgendwie fĂĽhle ich mich gerade ein biĂźchen falsch verstanden. Und wenn ich es noch einmal durchlese, verstehe ich auch, warum. In meinem Posting fehlen mindestens zwei entscheidende Sätze. Ich fand nicht krass, dass das geschätzt 6-jährige Mädchen in meiner „Kollegin“ eine Hexe gesehen hat, weil die Körperproportionen nicht die sonst ĂĽblichen waren. Ich fand es auch nicht krass, dass das Kind das geäuĂźert hat. Ich weiĂź auch noch nicht einmal, was dieses Kind mit dem Wort „Hexe“ verbindet, mit Sicherheit nicht alle geschichtlichen, kulturellen und religiösen HintergrĂĽnde, die ich damit verbinde. Das meinte ich gar nicht. FĂĽr mich ist es… Weiterlesen »Doppelt so behindert

Hexen und Vibratoren

Kurz vor meinem letzten Aufenthalt in der Klinik saĂź ich mit einer anderen Rollstuhlfahrerin zusammen in einem öffentlichen Linienbus, genauer gesagt in der Linie 232. Die Frau, geschätzt etwas älter als ich, saĂź in einem elektrisch angetriebenen Rollstuhl. Auch wenn ich nicht automatisch jede Rollstuhlfahrerin und jeden Rollstuhlfahrer, der in öffentlichen Verkehrsmitteln neben mir steht, anspreche, und auch selbst keinen gesteigerten Wert darauf lege, dass sie oder er mich anspricht, kamen wir ins Gespräch. Ich erfuhr eher beiläufig von ihrer Erkrankung, einer spinalen Muskelatrophie. Es war davon auszugehen, dass diese Frau niemals laufen, vielleicht sogar niemals alleine sitzen lernen konnte.… Weiterlesen »Hexen und Vibratoren

Fahrtkosten und Rückwärtsgang

Meine Triathlonsaison ist fĂĽr dieses Jahr beendet, vielleicht kommt noch irgendwas spontanes im Schwimmen oder eine Ergometer-Party, aber richtige Wettkämpfe – eher nicht. Also hatte ich am Samstag einem „Funktionär“ (mir fällt gerade kein anderes Wort fĂĽr jemanden ein, der sich im Ehrenamt um seine Freizeit bringen lässt, damit es allen Mitgliedern gut geht) aus unserem Sportverein geschrieben, dass ich gerne meine Fahrtkosten einreichen möchte. Man muss dazu wissen, dass das Land Vereine dabei unterstĂĽtzt, wenn sie ihren Sportlern im Amateurbereich die Aufwendungen, die sie im Wettkampfbetrieb haben, bezuschussen. Nicht, dass ich auf finanzielle Hilfe angewiesen bin, aber ich fände… Weiterlesen »Fahrtkosten und RĂĽckwärtsgang

Rollstuhl-Eingang

Wie öde kann eine Welt doch sein, wenn zwei Wochen lang eine Rollstuhl fahrende Stinkesocke keine Kuriositäten in ihr Online-Tagebuch postet? Wenn man in einem so einigermaĂźen kuscheligen Bettchen liegt und von einigermaĂźen niedlichen Krankenschwestern gepflegt wird, kommt mir hin und wieder die Ăśberlegung in den Kopf, mein Idiotenmagnet könnte doch irgendwo am Rollstuhl montiert sein. Bisher bin ich immer davon ausgegangen, er ist in meinem Körper direkt mit meiner Behinderung verwachsen. Vielleicht könnte eines Tages ein neues Rollimodell, garantiert ohne Idiotenmagnet, eine MarktlĂĽcke schlieĂźen und zum Verkaufsschlager werden. Nein, im Ernst: Die Kuriositäten hielten sich in Grenzen. DafĂĽr hat… Weiterlesen »Rollstuhl-Eingang

Menschen im Hier und Jetzt

Unsere Bevölkerung wird immer älter, vor allem durch höhere Lebenserwartung und niedrige Nachwuchsraten. Damit nimmt automatisch auch die Anzahl der an Demenz erkrankten Menschen zu. Schon heute fehlt es bei ihrer Versorgung an allen Ecken und Kanten. Die Neuordnung der Pflegeversicherung, aus der bezahlt werden soll, dass sich jemand um diese „Menschen im Hier und Jetzt“ kĂĽmmert, war ĂĽberfällig. Allerdings: Eine ehrgeizige Suche nach nachhaltigen Lösungen habe ich mir anders vorgestellt. Selbst die von den Finanzierungsproblemen losgelöste Suche nach einer respektvollen Bezeichnung fĂĽr eine Gruppe mit Menschen, die an Demenz erkrankt sind, hat man in den Monaten intensiver Suche nicht… Weiterlesen »Menschen im Hier und Jetzt

Herzinfarkt

„Pizza selbst machen“ lautete das Motto fĂĽr unseren DVD-Abend. „Zutaten selbst kaufen“ geht dem selbstverständlich voraus. „Gemeinsam dafĂĽr losfahren“ war der Vorschlag von Maries Mutter, die ebenfalls noch einkaufen wollte und uns damit anbot, beim Einkaufswagen schieben behilflich zu sein. Und beim Tragen. Und beim Herunterholen der besten Sachen aus den obersten Regaletagen. (Was sind Regale-Tage?!) Mal nicht selbst fahren zu mĂĽssen, kann auch entspannt sein, und so blödelten wir auf der RĂĽckbank herum, während Maries Mama die Familienkutsche in Richtung Einkaufscenter lenkte. Während wir an einer Kreuzung auf grĂĽn warteten, fiel mein Blick auf einen Typen, geschätzte 50 Jahre… Weiterlesen »Herzinfarkt

Opfer einer Fallpauschale

Die Fallpauschale bringt es mit sich: Während vor ein paar Jahren frische Querschnitte noch lange genug im Krankenhaus und vor allem in der anschlieĂźenden Reha verbrachten, bekommt die Behandlungseinrichtung heute von der Krankenkasse in der Regel nur noch eine pauschale Summe. Was dazu fĂĽhrt, dass einige Kliniken, die sich eigentlich auf Querschnittlähmungen spezialisiert hatten, den „Standard-Querschnitt“ auf Krankenkassenrechnung gar nicht mehr aufnehmen, sondern nur noch komplizierte Fälle (beispielsweise hoch gelähmte Patienten, die dauerhaft beatmet werden), behandeln. Privatpatienten haben, ebenso wie Unfallopfer, bei denen eine Unfallversicherung das Krankenhaus anhand der tatsächlichen Behandlungsdauer vergĂĽtet, ebenfalls noch eine Chance. Der Rest wird in… Weiterlesen »Opfer einer Fallpauschale

Stiekum und nonchalant

Einen hab ich noch! Der letzte Paratriathlon fĂĽr mich in diesem Jahr. Wie immer: Bis kurz vorher war nicht klar, ob er wirklich stattfindet, und ob unsere Wettkampfklasse starten darf, und dann ging wieder alles ganz schnell. Weil es bis ins sĂĽdliche Niedersachsen nicht ganz so weit zu fahren ist wie die letzten Male, als wir nach Nordrhein-Westfalen oder Rheinland-Pfalz mussten, waren auch mehr Hamburgerinnen und Hamburger am Start als sonst. Die Hinfahrt mit dem Auto verlief komplikationslos, die Nacht in einem Vierbettzimmer einer jugendherbergsähnlichen Unterkunft auch, aber das FrĂĽhstĂĽck war grausam: Hart gekochte Eier an Karotten, zu trinken gab… Weiterlesen »Stiekum und nonchalant