Behinderung

Kein Triathlon I

Es war schon lange geplant, und ich habe lange darauf trainiert und mich vorbereitet. Nicht professionell trainiert, sowas mit zehn Einheiten pro Woche; aber schon etwas mehr als freizeitsportlich. Also mit Trainingsplan und bei jedem Wetter, drei bis vier Mal pro Woche. Ich wollte an diesem Wochenende endlich mal wieder an einem Triathlon teilnehmen. Marie hat mich zwar hin und wieder beim Training begleitet, aber da an diesem Wochenende eine gute Freundin von ihr heiratet, war klar, dass sie nicht dabei sein wĂĽrde. Helena hatte sich fĂĽr dieses Wochenende mit Kiara bei einem Reit-Camp angemeldet: Also alle ausgeflogen. Am letzten… Weiterlesen »Kein Triathlon I

Elftes Gyrosbaguette

Ich stelle mir gerade vor, ich hätte Geburtstag. Nicht meinen richtigen, der in meiner Geburtsurkunde steht, sondern den anderen. Also den Zweitgeburtstag. Den ich immer an dem Tag berolle, an dem ich einst dem Sensenmann erst die Hand geschĂĽttelt, dann aber nochmal „Auf Wiedersehen“ gesagt habe. Der Tag, an dessen Jährung ich frĂĽher immer Gyrosbaguette gegessen habe. Was mir inzwischen aber keinen SpaĂź mehr macht, weil erstens Gyrosbaguette so viele Zwiebeln enthält, dass ich davon in einer Tour laut pupsen muss, zweitens es den Imbiss nicht mehr gibt, an dem sich die Heli-Crew an meinem Unfalltag sowas geholt und dann… Weiterlesen »Elftes Gyrosbaguette

Marmelade

Eigentlich wollte ich heute ganz viel Positives schreiben, einige schöne Ostseefotos posten … nee. Ich warne schonmal vor: Wer ohnehin schon genervt ist, sollte sich vielleicht vorher und rechtzeitig eine Tischkante zum ReinbeiĂźen suchen. Ich bin auch Tage danach noch schwer genervt. Marie auch. Helena sowieso. Es macht einfach nur fassungslos. Helena kam am Freitag vom Einkaufen zurĂĽck. Es war ihr irgendwie wichtig, das alleine zu machen. Also zum Wochenende noch alles das zu holen, was wir nicht vorher einkaufen konnten. Das Meiste hatten wir schon mit dem Auto geholt, aber Frisches und Vergessenes fehlte noch. Zudem hatten sich Susi… Weiterlesen »Marmelade

Klassenfahrt

Seit heute ist Helena wieder da. Am Mittwoch war sie mit ihrer Klasse nach Bayern gefahren. Auf Klassenfahrt. Zusammen mit einer Parallelklasse. Und vier Lehrkräften. Diejenige Lehrkraft, mit der wir vorher alles besprochen haben, war kurzfristig nicht dabei. Als ich Helena am Mittwoch zum Bahnhof brachte, hieĂź es, dass die eine Lehrerin „sich mit dem Fahrrad gemault“ hätte und mit Gipsarm nicht arbeitsfähig sei. NatĂĽrlich erfuhren wir das erst bei Abfahrt. Ich will ja nicht immer nur meckern, zumal Helena die Klassenfahrt sehr gut gefallen hat. Andererseits finde ich aber auch, dass es nicht sein kann, dass Menschen mit Behinderung… Weiterlesen »Klassenfahrt

Keine Mobilität

Am Pfingstwochenende mĂĽssen Marie und ich in diesem Jahr nicht arbeiten. Gar nicht. Alle Tage frei. Wahnsinn. Nein, wir verreisen nicht. Wir bekommen auch keinen Besuch. Sondern wir chillen. Garten, Sonne, Handbike, Strand. Mehr bitte nicht. Und Kontaktpflege. Und Bloggen. Und ausnahmsweise kann ich heute Kontaktpflege und Bloggen mal gleich miteinander verbinden: Ein langjähriger Freund erzählte mir heute am Telefon seine Story, die eigentlich exklusiv zu meinem Idiotenmagneten passen wĂĽrde. Vielleicht mĂĽssen wir inzwischen darĂĽber nachdenken, ob alle Menschen mit Behinderung einen solchen Magneten haben, denn auch dieser Freund sitzt im Rollstuhl. Vielleicht wird dadurch aber auch nur einmal mehr… Weiterlesen »Keine Mobilität

Elternabend

Ich war kĂĽrzlich beim Elternabend. Ich hätte nicht vermutet, dass ich so schnell einmal selbst zum Elternabend gehen wĂĽrde. Der letzte fiel krankheitsbedingt komplett aus, zum allerersten dieses Schuljahres war Marie dort, da waren allerdings nur fĂĽnf weitere Personen vor Ort. Dieses Mal musste Marie arbeiten, also war ich vor Ort. Helena war spĂĽrbar verunsichert an dem Nachmittag davor, ich fragte sie noch, ob wir vorher noch ĂĽber irgendwas reden wollen, aber sie sagte: „Das Schwierige ist, dass ich nie so genau weiĂź, ob ich alles richtig gemacht habe.“ Ich erklärte ihr dann nochmal, dass sie nicht alles richtig machen… Weiterlesen »Elternabend

Trampolin

Helenas Krankenkasse ist halbwegs zur Vernunft gekommen und will ihre Insulinpumpe nun doch vollständig ĂĽbernehmen. Also zumindest den verordnungsfähigen Teil des Systems. Die Zuzahlung, die anfallen sollte, weil die Insulinpumpe angeblich einen Gebrauchsgegenstand des täglichen Lebens ersetzen soll, soll entfallen. Die Krankenkasse hat den Bescheid trotz angezeigter Vertretung nicht an den Anwalt geschickt, sondern direkt an (die minderjährige) Helena. Die Kohle werde auch nicht an uns ĂĽberwiesen, die ja die Rechnung bereits bezahlt haben, sondern an die Firma, die uns die Pumpe verkauft hat. Es steht ein Satz im Bescheid: „Bitte setzen Sie sich zwecks Abrechnung Ihrer Vorleistung direkt mit… Weiterlesen »Trampolin

Nur noch peinlich

Was habe ich nicht so alles vermisst in der einen Woche, in der ich flach lag: Menschen! Vollmond! Menschen bei Vollmond?! Ich habe den heutigen dienstfreien Morgen zum Einkaufen genutzt. Also Lebensmittel und so. Wir haben bei uns im Ort fĂĽnf verschiedene Supermärkte, davon zwei Discounter und drei relativ groĂźe Läden mit Vollsortiment. Am häufigsten bin ich bei dem, der Lebensmittel liebt, vor allem, weil der so schöne Behindertenparkplätze vor der TĂĽr hat. Und weil ich die eine Kassiererin so gerne mag. Oder sie mich. Oder beides. Ich nenne sie mal Gabi. Ich kannte sie schon aus dem Supermarkt, als… Weiterlesen »Nur noch peinlich

Eulenspiegel

„Quäle stets ein Tier mit Schmerz, denn es fĂĽhlt wie du den Scherz.“ – Diesen verballhornten Spruch hörte ich kĂĽrzlich von Jugendlichen, die versuchten, im Bus eine Fliege mit einem Feuerzeug anzukokeln. Der Busfahrer hat die Jugendlichen auf offener Strecke rausgesetzt, ob wegen der Tierquälerei oder aus Sorge, dass demnächst sein Bus brennt, weiĂź ich nicht. Vielleicht auch aus beiden GrĂĽnden. Keinen Brummer, sondern einen lebendigen Hund hat der Ăśberlieferung nach Till Eulenspiegel, der vor 700 Jahren lebte und in Mölln in Schleswig-Holstein senkrecht begraben sein soll, beim Bier brauen in einen heiĂźen Kessel geworfen. Der Hund hieĂź Hopf, und… Weiterlesen »Eulenspiegel

Porsche und Strumpfhose

Leider „konnte ich nichts mehr von dem Typen schreiben, dem ich da begegnet bin.“ So lautete der drittletzte Satz meines letzten Eintrags. Während ich im Feuer Foyer des Hotels saĂź, um abzuwarten, dass eine der angestellten Personen nochmal eben den MĂĽll vom Vornutzer aus meinem Zimmer holt und mein Bett bezieht, setzte sich jemand zu mich mir. Ein Mann, geschätzt zehn Jahre älter als ich, geschätzt ĂĽber 190 cm groĂź, sportliche Figur, gepflegtes Ă„uĂźeres, dunkelblonder Kurzhaarschnitt, kein Bart, bekleidet mit dunkelblauer Jeans, Poloshirt und schwarzen Halbschuhen. StĂĽtzte sich beim Sitzen mit seinen Unterarmen auf seinen Oberschenkeln ab und guckte mich an,… Weiterlesen »Porsche und Strumpfhose