Behinderung

Ich bin keine Behinderte

Man könnte darüber streiten, ob es sinnvoll ist oder nicht, Rollstuhlfahrer im Regionalzug in einem Mehrzweckabteil einzuquartieren. Ich halte es für sinnvoll, dass die Stellfläche, die frei bleibt, wenn keine Rollifahrer mitfahren, auch noch von anderen Personen (zum Beispiel mit ihren Fahrrädern) genutzt werden kann. Oder von Leuten, die sich lieber auf Klappsitze setzen anstatt zu stehen. Ich halte es allerdings für sinnlos, darüber diskutieren zu müssen, ob die Rollstuhlstellplätze in einem Zug mit etwa 600 Sitzplätzen bei Bedarf vorranging für Reisende im Rolli oder doch vielleicht für Reisende mit Fahrrad zu verwenden sind. Der Regional-Express von Hamburg nach Schwerin… Weiterlesen »Ich bin keine Behinderte

Automatische Drängelfunktion

In Hamburg Bergedorf wird zur Zeit mit großem Aufwand der Bahnhof (einschließlich Busbahnhof) neu gebaut. Die Kosten haben den geplanten Rahmen bereits um mehr als 150% überschritten, wie bei allen öffentlichen Großprojekten. In diesem Zusammenhang hat der Bahnhof Bergedorf auch neue Aufzüge bekommen. Jene, die ich auch benutzen muss, wenn ich mit Öffis zur Therapie ins Krankenhaus fahre. Es ist kein Geheimnis und es stand auch mehrfach bereits in den Medien, dass die neuen Aufzüge permanent defekt sind. Ein Software-Fehler jagt den nächsten, in der letzten Woche funktionierte der Aufzug zum Gleis 3 und 4 wieder nur sporadisch. Ich würde… Weiterlesen »Automatische Drängelfunktion

Virtuell und real: Ein kleiner Vergleich

Wenn ich mir meine Kommentare und meine Mails mal so durchlese, darf ich selbstbewusst (und ohne den Anlass eines „runden“ Postings) zusammenfassen: Einigen meiner Leser imponiert mein Umgang mit meiner Behinderung. Andere begeistert meine Reife. Wieder andere lieben meinen Schreibstil, noch andere sind von meinem Urin fasziniert, sobald er nicht ins Klo läuft. Diese breite Mischung wurde, als ich noch nachts gechattet habe, noch ergänzt von den Träumen einiger sehr netter Jungs, die gerne mal mit mir fi***n wollten. Sogar auf dem Küchentisch. Ob ich das gerne getan hätte oder nicht, spielt, glaube ich, keine Rolle. Ich fand die (seriös… Weiterlesen »Virtuell und real: Ein kleiner Vergleich

Komm, tanz mit mir

Ich könnte ja schon wieder einen Beitrag darüber verfassen, dass ich heute schon wieder zugeparkt worden bin. Fast hätte ich es nicht gemacht, hätte da nicht einer meiner Lieblings-Stamm-Kommentatoren. auf ein Uralt-Posting einen neuen Kommentar verfasst. Mit einem genialen Link (fast) zum aktuellen Thema. Modern ist neuerdings, sich mittig auf zwei nebeneinander angeordnete Behindertenparkplätze zu stellen. Also quasi auf die mittlere Trennlinie. Und damit beide Behindertenparkplätze für diejenigen, die sie benötigen, unbrauchbar zu machen. Schlimm wäre es, wenn das jemand täte, während beide Behindertenparkplätze frei wären. Noch schlimmer ist es aber, wenn das jemand tut, während auf den Behindertenplätzen Autos… Weiterlesen »Komm, tanz mit mir

Begegnungsverkehr

In Holzminden (Niedersachsen, in der Nähe von Hameln) hat heute ein Elektrorollstuhl-Fahrer im Begegnungsverkehr, wie es im Polizeibericht so schön heißt, zwei Omas mit ihren Gehwagen von der Piste gebügelt und ins Blumenbeet geschickt. Die erste Dame (77) schob, genauso wie die zweite Dame (92), jeweils ihren Gehwagen vor sich her, als ein Mann in einem Elektrorollstuhl ihnen entgegen kam. Nachdem er die erste Oma umgenietet hatte, sollte man annehmen, dass er alles unternimmt, um die leicht verletzte Dame wieder aus dem Blumenbeet zu bekommen und den Schaden wiedergutzumachen. Stattdessen heizte er weiter und nietete noch eine zweite Oma um,… Weiterlesen »Begegnungsverkehr

Erschrocken und entsetzt

Manchmal ist die Schulbehörde ja sehr schnell. Ich hatte bereits heute eine (erste) Antwort auf meinen Brief vom letzten Donnerstag. Ich möchte sie meinen Lesern nicht vorenthalten: „Sehr geehrte Frau …, vielen Dank für Ihr Schreiben vom 01.04.10, gerichtet an die Senatorin Christa Goetsch. Frau Goetsch hat mich gebeten, Ihnen zu antworten. Bitte erlauben Sie mir zunächst, Ihnen mein Mitgefühl für Ihre Behinderung und meinen Respekt vor Ihrer Willensstärke auszudrücken. Selbstverständlich dürfen Sie davon ausgehen, gerade von staatlichen Stellen nicht wegen Ihrer Behinderung benachteiligt oder gar diskriminiert zu werden. Über Ihre Schilderung bin ich gleichermaßen erschrocken und entsetzt. Ich habe… Weiterlesen »Erschrocken und entsetzt

Wer sucht, der findet

In den ersten beiden Wochen im Juni müssen wir von der Schule aus ein Praktikum machen. Also in zwei Monaten, allerhöchste Zeit, loszuziehen, nach möglichen Stellen zu fragen und sich zu bewerben. Es muss etwas aus dem Bereich Pädagogik / Psychologie sein. Als erstes habe ich mich in zwei Schulen für Menschen mit Lernbehinderungen umgesehen. In der ersten Schule hieß es, dass man grundsätzlich keine Schülerpraktikanten nehme, in der zweiten ging man sogar noch einen Schritt weiter. Die Mitarbeiterin im Sekretariat erklärte: „Wir sind eine Schule für Lernbehinderte, nicht für Körperbehinderte.“ Ich fasste noch einmal nach: „Nein nein, mir geht… Weiterlesen »Wer sucht, der findet

Leute wie ich

Immer mal wieder erzähle ich gerne von den besten Sprüchen, die man sich als Rollstuhlfahrerin der Öffentlichkeit so anhören muss. Über die Ursachen und Hintergründe, warum Menschen in für sie unbehaglichen Situationen (als unbehaglich empfinden halt viele Menschen, wenn etwas in ihrer Nähe ist, was für sie nicht alltäglich ist und sie verunsichert) merkwürdig reagieren, habe ich schon sehr oft nachgedacht und auch das eine oder andere Mal schon etwas dazu geschrieben, viel mit Freundinnen und Freunden darüber diskutiert – aus meiner Sicht bleibt es ein sonderbares Phänomen. So komme ich aus einem Geschäft auf die Straße, als mich eine… Weiterlesen »Leute wie ich

Bitte keinen Spagat

„Wie sollten sich deiner Meinung nach die Fußgänger gegenüber den Rollis verhalten? Wie soll man den Spagat zwischen aufdringlichem Betütteln und blankem Ignorieren machen?“ Ja, es ist mal wieder Zeit, Leserbriefe zu beantworten. Nein, ich möchte nicht überheblich wirken. Aber bei 30.000 Besuchern bleibt schonmal der eine oder andere Kommentar hängen (die ich auch immer sehr gerne lese, auch wenn ich nicht immer alles nochmal kommentiere) – und auch die eine oder andere Zuschrift per Mail. Manches beantworte ich direkt, manches möchte ich auch nicht beantworten, manchmal fehlt mir auch die Zeit, manches ist mir zu intim. Auf wieder anderes… Weiterlesen »Bitte keinen Spagat

Wahrnehmbare Häufung

Als ich vorgestern auf dem Weg zum Schwimmtraining mal wieder nicht mit einem öffentlichen Bus fahren durfte, weil schon ein weiterer Rollstuhlfahrer drinnen stand und der Busfahrer den Aufstand probte (er habe eine Vorschrift zu beachten, wonach nur ein Rollstuhlfahrer mitgenommen werden dürfe), wusste ich noch nicht, dass ich einen Stein ins Rollen bringen würde. Jedes Mal, wenn mir so etwas passiert, schreibe ich inzwischen einen (auf meinem PC bereits fertig gespeicherten und nur noch mit den aktuellen Daten zu füllenden) Brief an den jeweiligen Verkehrsbetrieb – mit Durchschrift an die zuständige Verkehrsbehörde. Alle anderen Rollstuhlfahrer aus der WG und… Weiterlesen »Wahrnehmbare Häufung