Polizei

Nebelschwaden, Dunkelheit

Nebelschwaden, Dunkelheit. Stille. Eine BundesstraĂźe am Stadtrand von Hamburg. Es ist Nacht, kurz nach zwei Uhr. Ein Auto liegt im Graben oder vielmehr in einem dicken Strauchwerk, die FahrertĂĽr ist offen, die Airbags auch, ein junger Mann liegt regungslos mit dem Kopf auf dem Gras, die Beine hängen noch halb im Fahrzeug. Der Motor ist zwar aus, aber die RĂĽcklichter leuchten. Der Beginn eines Horrorfilms? Oder nur eine langweilige Episode einer Low-Budget-Serie im privaten Fernsehen und gleich kommt erstmal Werbung? Weder noch. Realität. Aber eine andere Frage ist noch nicht beantwortet: Ist da wirklich ein Unfall passiert oder ist das… Weiterlesen »Nebelschwaden, Dunkelheit

Du Kommst Hier Nicht Rein

Ich habe das GefĂĽhl, man kann es nicht oft genug erzählen. Denn es ist jedes Mal unerträglich, und immer, wenn ich denke, da bessert sich mal was, werde ich aufs Neue enttäuscht. Gestern abend stehen Marie und ich an einer Bushaltestelle, wollen nach Hause. Es ist arschkalt, Schneetreiben, das Haltestellenhäuschen bietet nur wenig Schutz, da der eiskalte Wind selbstverständlich aus de Richtung kommt, wo die Glasscheibe fehlt. Endlich kommt der Bus, der u diese Zeit nur noch alle 30 Minuten fährt. Im Bus sind noch lange nicht alle Sitzplätze belegt und es stehen vielleicht acht bis zehn Leute im Gang.… Weiterlesen »Du Kommst Hier Nicht Rein

Halteverbot FĂĽr Behinderte

Sie gehört nicht zu meiner täglichen LektĂĽre, aber in der U- oder S-Bahn liegt öfter mal ein Exemplar einer Tageszeitung herum, die sowoh im östlich an Hamburg angrenzenden Schleswig-Holstein als auch in einigen östlichen Hamburger Stadtteilen zu bekommen ist. Heute bekam ic ein solches in die Finger und staunte nicht schlecht, dass ein groĂźer Artikel mit Foto die Leser aufklärte: „Halteverbot gilt auch fĂĽr Behinderte!“ Der Artikel handelt von einem Fahrlehrer, der auch behinderte Menschen schult und gestern gegen 14 Uhr einen Kunden im Rollstuhl hatte. Damit dieser einsteigen könne, habe der Fahrlehrer den Fahrschulwagen im absoluten Halteverbot vor der… Weiterlesen »Halteverbot FĂĽr Behinderte

Regen, Bedrohung und ein Kuss

Vor etwa einem Vierteljahr hatte ich von einem Typen erzählt, dessen Frau mit einem neuen Mann durchgebrannt ist, nachdem sie von diesem neuen Mann schwanger geworden ist. Sie hat ihn von heute auf morgen sitzen lassen (vorher noch ein Haus mit ihm zusammen gekauft) und ĂĽber die letzten Wochen und Monate versucht, ihm mit allen fiesen und megafiesen Tricks das Leben schwer zu machen. FĂĽr mich ist der Typ ein guter Kumpel, den ich sehr mag, und ich habe ein ums andere Mal ziemlich mitgelitten, wenn er mir erzählt hat, was sie alles veranstaltet, um ihn zu ärgern. Die Geschichten… Weiterlesen »Regen, Bedrohung und ein Kuss

Herr Buse und das Blinklicht

Am Montag kam ich nach Hause und mein im Festnetztelefon integrierter Anrufbeantworter blinkte ganz aufgeregt. Ich drĂĽckte auf Wiedergabe und traute meinen Ohren nicht: „Speicher voll! Sechsundzwanzig neue Nachrichten. Nachricht eins: Heute, elf Uhr einunddreiĂźig.“ Es folgte eine Minute lang: „Piep. Piep. Piep. Piep. Piep. Piep.“ „Nachricht zwei: Heute, elf Uhr sechsunddreiĂźig. Piep. Piep. Piep. Piep. Piep.“ Am coolsten ist, dass man die Nachrichten nicht löschen kann, bis man nicht wenigstens fĂĽnf Sekunden von ihnen gehört hat. Sechsundzwanzig mal Gepiepe. Jeweils zehn Mal im Abstand von jeweils 5 Minuten, dann zwei Stunden Pause, dann wieder zehn mal fĂĽnf … und… Weiterlesen »Herr Buse und das Blinklicht

Korrekt aber kalt

Ich glaube, fast alle Menschen sind sich einig, dass es absolut abscheulich ist, wenn ein Täter (oder eine Täterin) bei einem gewaltsamen Ăśbergriff die körperliche Unterlegenheit eines Opfers ausnutzt. Das fängt nicht bei den Leuten an, die einem am Boden liegenden Menschen gegen den Kopf treten und es hört gewiss nicht bei einem Fall auf, der ausgerechnet Maria widerfahren ist, die ja bereits in der Pflegeeinrichtung, in der sie lange Jahre wohnte, bevor sie zu uns kam, Erfahrungen mit gewalttätigen Mitarbeiterinnen machen musste. Maria hat sich in den Monaten bei uns echt gemausert. Sie hat es nach jahrelanger Isolation geschafft,… Weiterlesen »Korrekt aber kalt

Herzinfarkt

„Pizza selbst machen“ lautete das Motto fĂĽr unseren DVD-Abend. „Zutaten selbst kaufen“ geht dem selbstverständlich voraus. „Gemeinsam dafĂĽr losfahren“ war der Vorschlag von Maries Mutter, die ebenfalls noch einkaufen wollte und uns damit anbot, beim Einkaufswagen schieben behilflich zu sein. Und beim Tragen. Und beim Herunterholen der besten Sachen aus den obersten Regaletagen. (Was sind Regale-Tage?!) Mal nicht selbst fahren zu mĂĽssen, kann auch entspannt sein, und so blödelten wir auf der RĂĽckbank herum, während Maries Mama die Familienkutsche in Richtung Einkaufscenter lenkte. Während wir an einer Kreuzung auf grĂĽn warteten, fiel mein Blick auf einen Typen, geschätzte 50 Jahre… Weiterlesen »Herzinfarkt

Stiekum und nonchalant

Einen hab ich noch! Der letzte Paratriathlon fĂĽr mich in diesem Jahr. Wie immer: Bis kurz vorher war nicht klar, ob er wirklich stattfindet, und ob unsere Wettkampfklasse starten darf, und dann ging wieder alles ganz schnell. Weil es bis ins sĂĽdliche Niedersachsen nicht ganz so weit zu fahren ist wie die letzten Male, als wir nach Nordrhein-Westfalen oder Rheinland-Pfalz mussten, waren auch mehr Hamburgerinnen und Hamburger am Start als sonst. Die Hinfahrt mit dem Auto verlief komplikationslos, die Nacht in einem Vierbettzimmer einer jugendherbergsähnlichen Unterkunft auch, aber das FrĂĽhstĂĽck war grausam: Hart gekochte Eier an Karotten, zu trinken gab… Weiterlesen »Stiekum und nonchalant

Meine Viertelstunde

Ich hatte die Augen schon zu, träumte von stinkenden Stinkesocken knackigen Jungs mit knackigem Popo, als es plötzlich an meiner ZimmertĂĽr wummerte. Dem Geräuschpegel nach musste irgendjemand etwas hochgradig wichtiges mitzuteilen haben. Vielleicht lag eine Bombe in der WaschkĂĽche? Oder Elvis Presley hockte in unserem Gruppenraum und aĂź Popcorn? Als es ein zweites Mal aufgeregt klopfte, schälte ich mich aus dem Bett und rollte zur TĂĽr. Cathleen stand drauĂźen: „Dein Handy ist aus. Steh auf, zieh dich an, in einer Stunde ist Training angesetzt. Tatjana hat eine SMS geschickt und Marie ist auch schon ganz aufgeregt, weil sie dich nicht… Weiterlesen »Meine Viertelstunde

Paranoide Behinderte

Wer glaubt, ich hätte irgendwann alles erzählt und alles erlebt, zieht den Sinn und die Zukunft meines Internetblogs, meines Online-Tagebuchs, in Zweifel. Gerade wenn ich in alten Beiträgen blättere (vorhin habe ich einen gesucht), freue ich mich plötzlich ĂĽber Details, die ich zwischenzeitlich schon wieder vergessen oder gar verdrängt hatte. Gestern wollte ich mit Marie (nicht Maria) zur Uni. Ab April beginnen regulär unsere Vorlesungen, wir sind beide schon extrem aufgeregt. Vorher ist noch etlicher Papierkram zu erledigen, fĂĽr den wir auch noch persönlich in die Verwaltung eiern mĂĽssen, einiges davon hängt mit unseren Behinderungen zusammen. Aber: Wir sind zum… Weiterlesen »Paranoide Behinderte