Todesfall

Aufräumen, Anfall

Am Freitag muss ich unters Messer. Na gut, Messer ist übertrieben. Aber geschnibbelt wird schon. Oder vielleicht auch nur gestanzt. Unter meinem Fuß habe ich einen Pigmentnävus, also einen Leberfleck, den meine Hautärztin gerne entfernen möchte. Genauer genommen sind es zwei in einem, von denen einer asymmetrisch und in seiner Begrenzung unscharf ist. Für mich ist das unter dem Fuß weniger ein kosmetisches Problem, sondern ein gravierendes, was die Heilung der Wunde angeht. Da meine Füße weniger durchblutet sind und kaum bewegt werden, wird der Heilungsprozess wohl keine 10 bis 14 Tage, sondern eher zwei Monate dauern. Aber was sein… Weiterlesen »Aufräumen, Anfall

Ganz viel Müll

Paula und ich sind am letzten Freitag rechtzeitig um 4.30 Uhr bei mir losgefahren, um Emma vom Bahnhof abzuholen. Sie hatte einen Nachtzug genommen und wir hatten vereinbart, uns um 7 Uhr morgens am bisherigen Wohnort unseres verstorbenen Vaters zu treffen. Weil noch kein Berufsverkehr war, hoffte ich, mit zweieinhalb Stunden für die rund 300 Kilometer auszukommen. Da es fast nur Autobahn war, müsste es funktionieren. Eine Baustelle kam nach der nächsten, kaum fuhren wir mal 120 km/h, wurden wir auch schon wieder auf Tempo 80 oder sogar nur 60 km/h ausgebremst. Schon für die ersten 100 Kilometer brauchten wir… Weiterlesen »Ganz viel Müll

Selbsternannter Alles

Da könnte man mal einen Tag ausschlafen. Einen Tag seit langer Zeit. Marie hat sich um Helena gekümmert, Helena war in der Schule und um halb neun bimmelte es an der Haustür. Einmal, zweimal, dreimal. Helena ist krank und sie hat ihren Haustürschlüssel vergessen? Nee, ein osteuropäischer Mensch stand vor der Tür und bat um Spenden. War angetrunken und erklärte: „Ich bin selbsternannter internationaler Menschenrechtler und selbsternannter Alles. Sie müssen mir Geld geben.“ Dann allerdings gerieten seine Gedanken aus der Spur: „Was hast du gemacht, sitzen im Rollstuhl. Unfall gehabt?“ – „Hören Sie, ich möchte nicht, dass Sie hier klingeln.… Weiterlesen »Selbsternannter Alles

Liebend getan

Vielleicht hat der Eine oder die Andere gedacht, dass ich heute ein Gyrosbaguette essen würde. Und lag damit richtig. Allerdings nicht dort, wo sich die Crew, die mich vor zehn Jahren von der Straße gekratzt hat, am Tag meines Unfalls ihr Gyrosbaguette geholt hat. Denn den griechischen Imbiss gibt es nicht mehr. Und auch „meine“ Notärztin, die mich vor zehn Jahren im Heli begleitete und vermutet hatte, dass ich meine Verletzungen nicht überleben werde, gibt es leider nicht mehr. Sie ist, wie ich gestern erfuhr, im September letzten Jahres verstorben. Warum, wieso, weshalb, weiß ich nicht. So alt, dass man… Weiterlesen »Liebend getan

Lotte

Ich kannte Lotte vom Triathlon, hatte lange keinen Kontakt mehr, umso überraschter war ich, als ich heute eine Mail von Lottes Schwester bekommen habe. Am Vortag abends von Lottes Account abgesendet. Lotte habe den Mann ihrer Träume geheiratet, lässt sie mich wissen. Ich freute mich, überlegte, ob ich gerne eingeladen worden wäre, las weiter. Sie sei schon seit Jahren mit ihm befreundet gewesen und sei nun in kleinster Runde und aus einem eher ernsten Anlass den Bund der Ehe eingegangen. Aus demselben Anlass arbeite sie auch seit einiger Zeit nicht mehr. Sie schreibt, dass Lotte inzwischen in einer Klinik liege,… Weiterlesen »Lotte

Tod einer Sozialtherapeutin

Seit meiner Entlassung aus dem Krankenhaus hilft mir – bis ich 18 bin – eine Sozialtherapeutin, in ein selbständiges Leben zu finden. Frau W. habe ich zuletzt vor 14 Tagen gesehen, letzten Dienstag fragte mich eine andere Mitarbeiterin der Einrichtung am Telefon, ob ich eine Woche ohne diese Hilfe auskommen würde, da Frau W. krank sei. Selbstverständlich komme ich mal eine Woche ohne Frau W. aus, selbstverständlich auch zwei oder drei. Ich bin ohnehin dafür, diese Besuche zu meinem 18. Geburtstag einzustellen, da ich mich selbstständig genug fühle. Im Gegensatz zu Cathleen, die ihre Sozialtherapeutin (von einer anderen Einrichtung) sehr… Weiterlesen »Tod einer Sozialtherapeutin