Rotzraketen, Samthandschuhe und Weichspüler

Ich war heute morgen mit Simone und Cathleen beim Schnellfahr-Training. Zwölf Kilometer auf einem Sportplatz – morgen merke ich jeden Muskel. Aber es hat gut getan. Nächste Woche möchte ich zwei Mal am Schwimmtraining teilnehmen. Das habe ich mir fest vorgenommen, auch wenn ich dafür einige andere Therapietermine umwerfen muss.

Für das Schnellfahrtraining kann ich vorübergehend einen alten Renn-Rollstuhl von dem Trainer ausleihen. Das ist zwar, da er nicht genau passt, eher sub-optimal (wie Cathleen sagen würde), aber 1000 Mal besser als gar nichts. Wenn nur das Wetter etwas besser gewesen wäre. Es tröpfelte zwischendurch immer mal und es wehte trotz der sonst angenehmen 15 Grad ein eher kühler Wind.

Ich weiß nicht, ob es der kalte Wind war oder die 5000 Pollen, die zur Zeit pro Kubikmillimeter Luft herumfliegen (oder beides), jedenfalls fing mitten in der Trainingssequenz meine Nase zu laufen an. Eine Zeitlang kann man sich ja noch mit Hochziehen behelfen, nur irgendwann wird es lästig. Ich fragte Simone, als wir etwa auf gleicher Höhe waren, wie ich das Problem lösen kann, ob es vielleicht beim Trainer irgendwo eine Rolle mit Küchenpapier gibt oder ähnliches, die er mir reichen könnte.

Simone antwortete: „Frag lieber nicht, der lacht dich aus! Kennst du keine Rotzraketen?“ – Ich so: „Bitte was?!“ – Simone grinste. „Rotzraketen! Frag mal Cathleen.“

Ich überlegte, ob das irgendein Hilfsmittel ist, das einem vom Trainer oder sonstwem zugeworfen werden kann, oder ob es sich eher um irgendeinen Schweinkram handelt. Simone, stets einen km/h schneller als ich, fuhr davon und Cathleen holte mich eine halbe Bahn später zum mindestens 15. Mal ein. Während sie überholte, fragte ich: „Sag mal, was ist eine Rotzrakete?“ – Im Vorbeifahren murmelte Cathleen: „Auf gerader Strecke Kopf zur Seite drehen, ein Nasenloch zuhalten und kräftig durch das andere ausatmen. Am besten, wenn keiner direkt hinter dir ist – oder höchstens dein Gegner.“

Igitt. Als Simone mich zum nächsten Mal überholte, sagte ich: „Das gibt doch eine riesengroße Sauerei.“ – Simone antwortete: „Triathlon ist kein Schönheitswettbewerb. Einfach ausprobieren. Im Wettkampf musst du das können.“ – „Und wenn es nicht klappt, hängt das alles in meinen Haaren oder was?“ – „Quatsch, dafür drehst du dich doch zur Seite. Falls es nicht klappt, schnodderst du halt in deinen Ärmel.“

Bääääh! Aber die beiden meinten das ernst. Eine Runde weiter, als ich auf der vom Trainer abgewandten Seite der Bahn war, drehte ich während der Fahrt meinen Kopf nach rechts, hielt mein linkes Nasenloch zu und … lecker. Funktionierte. Andere Seite auch. Drei Runden später fragte Cathleen: „Hat’s geklappt?“ Ich nickte etwas beschämt. „Siehst du, aus dir wird noch eine richtige Triathletin. Die erste Ekel-Lektion hast du gelernt.“

„Wieviele kommen denn noch?“ fragte ich erstaunt. Cathleen antwortete: „Mindestens 20. Aber auch deswegen liebe ich diesen Sport. Es ist kein Platz für Samthandschuhe und Weichspüler.“

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert