Wasser bis zum Hals

Die Diskussion um meine Sportnote
zieht mal wieder weitere Kreise als mir im ersten Moment lieb ist. Weil
ich nicht im Fokus stehen möchte. Im zweiten Moment möchte ich aber, dass sich etwas ändert. Ich überlege ernsthaft, ob mir dieser Schulbesuch gut tut und ob ich ihn fortführen möchte. Ein Jahr vor dem Abi. Wenige Monate vor der Fachhochschulreife. Ich überlege ernsthaft, ob ich das schmeiße. Das habe ich meinem Vertrauenslehrer so gesagt und mich für den Rest der Woche krank gemeldet. Es gibt Dinge, die muss ich mir nicht antun.

Und jetzt soll mir nur noch jemand sagen: „Du tust dir damit keinen Gefallen. Du verbaust dir deine Zukunft. Gib den anderen Idioten in deiner Klasse nicht indirekt Recht, wenn sie dich für behindert halten.“
Dann flippe ich aus. Ich bin wirklich geladen. Ich bin eigentlich kein nachtragender Mensch. Die meisten miesen Dinge kann ich über Nacht vergessen. Aber das hier ging zu weit, zu tief. Na klar, ich kann mein Ding durchziehen und die paar Idioten links liegen lassen und nicht beachten, aber geht es mir dabei gut? Ich bin harmoniesüchtig. Ich komme
in einem Raum voller Streit nicht zurecht. Wie soll ich mit mehreren Idioten auf Kursfahrt fahren?

Das ist doch gleich das nächste Ding, das beispielhaft für die ganze momentane Situation steht: Die Mehrheit der Leute will ins Ausland. Am liebsten dorthin, wo es schon im Frühling warm ist. Ans Meer. Und dann kamen so Sprüche wie: „Aber wir müssen ja Rücksicht nehmen auf unsere Behinderten und landen am Ende irgendwo an der Ostsee. Und weil sie nicht mit an den Strand können, sitzen sie den ganzen Tag in der Jugendherberge. Das (rumsitzen) könnten sie auch in Spanien. Aber da hätte der Rest von uns wenigstens Sonne.“ Es kann sich einfach niemand vorstellen, dass ich auch gerne am Strand bin. Dass wir jedes Jahr viele
Tage am Strand verbringen.

Ich vermisse die positive Grundeinstellung. Etwas konstruktives. Es wird nicht gefragt: „Wie bekommen wir das hin?“ Sondern: „Welche Einschränkungen gibt es?“ – Würde ich meinen Alltag so gestalten, würde ich mich wohl schon umgebracht haben.

Für Freitagnachmittag wurde eine Lehrerkonferenz einberufen. Das hat mir eine Mitschülerin am Telefon erzählt. Sie sagt, es brenne der Baum. Man habe sie mehrmals gefragt, ob sie Kontakt zu mir hätte, wie es mir ginge und ob ich Suizidgedanken hätte. Ob man mir die Schulpsychologin vorbeischicken müsse. Man, sind die hilflos. Ich bring mich doch nicht um. Wegen der Schule?!

Ich bin nicht schadenfroh, aber ich finde es richtig, dass da einigen
im Moment das Wasser scheinbar bis zum Hals steht. Dass das mal wieder weitere Kreise zieht als mir lieb ist. Es muss sein.

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