Yes. Erstes nächtliches Straßentraining 2011 heil überstanden. Es gibt einige Veränderungen: Wir trainieren künftig verstärkt im Hamburger Südwesten, im Bereich der Elbe, weil dort gute Straßenverhältnisse sind, nachts dort absolut tote Hose ist und man das Training im Sommer auch gleich mit Outdoor-Schwimmen verbinden kann. Nein, nicht in der Elbe. Bäh. In einem großen Baggersee.
Die Straße ist sehr übersichtlich und sehr lang, man kann also mehrmals hin und her fahren und hat nicht das gefährliche Stadtgebiet zu durchkreuzen. Wir dürfen sogar im Rahmen einer Sondernutzung die Straße auf einer Länge von knapp 10 Kilometern für den Durchgangsverkehr sperren. Nicht jedes Wochenende, auch nicht jedes zweite, aber so etwa 15 Mal im Jahr sei es okay. Weil da eben nachts kein Durchgangsverkehr ist, und wenn doch, dann könnte dieser das Gebiet auch weiträumig umfahren oder eine Parallelstraße nutzen und so zu seinem Ziel kommen. Der Typ vom zuständigen Bezirksamt und ein Typ von der Polizei (in zivil) waren vor Ort, war sehr nett und haben sich das alles angeschaut. „Das ist sehr toll, was Sie hier machen, das unterstützen wir auf jeden
Fall.“ Wir müssen uns allerdings mit zwei anderen Triathlon-Vereinen (Fußgänger) arrangieren, die hier nachts ebenfalls trainieren wollen und dürfen. Mit denen sollen wir uns absprechen. Das sollte nicht das Problem sein. Diese hatten schon Jahre lang um eine Sondernutzungs-Erlaubnis gebeten, sie aber nie bekommen. Erst als jetzt der Antrag für die Rollstuhlsportler kam, wurde bewilligt. Das finde ich irgendwie super klasse.
Lisa gehört ab sofort fest zu unserem Trainingskader. Und wir bekommen noch einen zusätzlichen Trainer, allerdings nur aushilfsweise. Aber das ist doch schonmal was. Und wir dürfen am Ende in einer Sporthalle duschen, für die unser Verein einen Transponder (Schlüssel) bekommt. Manchmal bin ich richtig erstaunt, wie unbürokratisch Hamburg dann doch sein kann. Wenn man die richtigen Leute anspricht.
Und es wurde ein Sponsor gefunden, der uns mit Funktionskleidung für das Training versorgt. Wir dürfen zwei Mal pro Jahr bestellen (einmal Sommer, einmal Winter), die Teile werden auf Maß angefertigt. Es handelt sich dabei um einteilige „Ganzkörperkondome“, die halt ideal sowohl für den Rennrolli als auch zum Handbiken sind. Die Maßanfertigung ist besonders wichtig (und eigentlich sehr teuer), da einige Sportler seit Geburt ihre Querschnittlähmung oder andere Behinderung haben, noch nie gelaufen sind und somit keine normal langen Beine haben. Oder nur sehr dünne. Einteilig ist wichtig, weil es sonst hoch- bzw. runterrutscht und viele das nicht merken, weil der Übergang von Hose zum Oberteil in einem Bereich liegt, den sie nicht spüren. Die Nähte sollten so platziert sein, dass sich keine Scheuerstellen ergeben. Es sollte sich nicht mit Schweiß oder Pipi vollsaugen, es sollte einigermaßen strapazierfähig sein, leicht, und trotzdem warm. Zumindest im Winter.
Die Firma, die das jetzt liefert, sitzt im Erzgebirge und berechnet für das erste Stück 30 Euro, für jedes weitere 60 Euro, allerdings kann nur einmal pro Halbjahr gesammelt bestellt werden. Wenn jemand einzeln nachbestellt, liegt man bei etwa 120 bis 150 Euro, je nach Aufwand. Und man kann wirklich alles angeben: Oberschenkellänge und Dicke, auch noch rechts und links verschieden, wenn es sein muss, Unterschenkel, Arme, Oberweite, Oberkörpergröße, Hüftbreite – wirklich alles. Das passt dann auch wie angegossen. Man kann kurzen Arm wählen oder langen, Beinlänge, mit Fuß oder ohne, die nähen einem bei Bedarf sogar einen überlappenden Mini-Schlitz in den Schritt (Reiß- oder Klettverschluss würde ja schon wieder Druckstellen machen), falls man kathetern will ohne das ganze Ding ausziehen zu müssen. Ich weiß, too much information, ich finde es dennoch erwähnenswert, weil einzigartig.
Obwohl es Synthetikfaser ist, sieht es gar nicht mal schlecht aus, da die Oberfläche matt und angerauht ist. Komplett schwarz, nur auf dem Rücken sind so silberne Reflektoren eingearbeitet oder aufgebügelt, keine Ahnung. Und von innen sind die Dinger absolut flauschig, selbst dann noch, wenn sie nassgeschwitzt sind, was mich sehr beeindruckt hat. Für den Winter hat man eine Stoffstärke von 240 g/m² gewählt, ein T-Shirt hat etwa 60 bis 150 g/m², wobei man bei 60 durchgucken kann und 150 sehr dick ist. Jedenfalls bekamen wir das Zeug endlich ausgegeben, wir haben alle gleich getestet und: Es waren draußen 2 bis 3 Grad, also ar…kalt, es hat zeitweilig genieselt und ich habe nicht gefroren. Auch nicht, als nach zwei Stunden alles verschwitzt war. Ich bin begeistert.