Wer Haftet Für Eine Behinderung

Mit dieser Frage beschäftigen sich zur Zeit einige Experten. Und e ist aus meiner Sicht auch dringend notwendig, dass das diskutiert und klar bewertet wird.

Angenommen, jemand, der völlig gesund ist, wird plötzlich schwer krank. Braucht medizinische Behandlung, vielleicht regelmäßige Dialyse, vielleicht ein Spenderorgan. Da sind schnell Millionen Euro fällig. Wen dieser Mensch eine Krankenversicherung hat, bleibt sein privates Vermögen unangetastet. Hat er keine, wird er sein gesamtes privates Vermögen einsetzen und danach, wenn es aufgebraucht ist, zum Sozialamt gehen müssen.

Angenommen, jemand, der völlig gesund ist, wird plötzlich schwer verletzt. Von einem Dritten, bei seiner Arbeit, beim Besuch einer Schul oder eines Kindergartens. Da können ebenfalls schnell Millionenbeträge fällig werden. Für die Kosten muss der Schädiger aufkommen, bei einem Arbeitsunfall die Berufsgenossenschaft, beim Schulbesuch die Landesunfallkasse. Auch in diesem Fall bleibt das private Vermögen unangetastet. Mehr noch: Kann der Betroffene künftig nicht mehr arbeiten, bekommt er diesen Nachteil durch eine Rente ausgeglichen. Ist er dauerhaft verletzt, bekommt er Schmerzensgeld. Für Pflege und Assistenz muss ebenfalls der Schädiger aufkommen.

Angenommen, jemand erkrankt oder kommt mit einer Krankheit oder Behinderung zur Welt, ohne dass ein Verursacher ausgemacht werden kann. Angenommen, er benötigt Pflege und Assistenz. Dann werden dafür im Lauf von Jahren ebenfalls Millionenbeträge fällig. Für die Kosten, die nich durch die Pflegeversicherung abgedeckt sind (diese zahlt pro Monat maximal 1.918 €), muss der Betroffene selbst aufkommen. Mit seinem gesamten privaten Vermögen. Ist es aufgebraucht, wird er zum Sozialamt gehen müssen. Teilweise werden Angehörige in die Pflicht genommen. Versichern kann sich derjenige insbesondere bei angeborenen Krankheiten und Behinderungen nicht dagegen.

Immer mehr Menschen sehen in den Fällen, in denen so eine Erkrankung oder Behinderung ohne jedes Zutun des Betroffenen auftritt, eine Benachteiligung des Betroffenen, wenn er nicht nur mit einer Behinderun leben muss, sondern auch noch für seine Pflege und Assistenz mit seine Privatvermögen haften muss. Er ist damit vor allem nie in der Lage, zu sparen, zu verreisen, sich ein Auto zu kaufen, teuer essen zu gehen ode andere Dinge zu tun, die jeder andere Mensch ohne eine Behinderung tun könnte, wenn er genug Geld verdient. Und es gibt Menschen, die, obwohl sie von Pflege und Assistenz abhängig sind, tatsächlich Geld verdienen…

Es ist die Rede von einer Ungleichbehandlung aufgrund der Behinderung. Der Mensch, der nichts für seine Behinderung kann, hat ein Leben lang mehr Ausgaben als Einnahmen, nur weil er lebt. Und zufällig eine Behinderung oder schwere Krankheit hat. Es gibt nicht wenige Forderungen, dass die Gesellschaft, also der Steuerzahler, für diese Kosten aufkommen möge, ohne dass das private Vermögen des Betroffenen oder das seiner Angehörigen angetastet wird.

Ich verfolge diese Diskussion nun schon seit einiger Zeit. Mich betrifft sie nicht persönlich und mir ist das Thema auch zu komplex, um dazu eine bis ins letzte durchdachte Meinung haben zu können. Allerding finde ich es bereits schon jetzt unglaublich, wieviel Zündstoff hinter dieser Forderung steckt. Und wieviele Menschen sich gegen den Gedanken einer inklusiven Gesellschaft sträuben (vor allem, solange sie nicht selbst von Ausgrenzung betroffen sind). Und dass tatsächlich Menschen glauben, es wird auch nur ein gesundes Kind mehr geboren, wenn man der Bewohnerin eines Pflegeheims von den 300 €, die sie verdient, 240 € wegnimmt und sie in ihre Betreuung steckt, bevor sie sich davon ein paa vernünftige Schuhe kauft.

Ich bin nicht in der Lage, mit den entsprechenden Zahlen um mich zu werfen. In einem bin ich mir aber ziemlich sicher: Am Ende zahlt fast immer das Sozialamt. Und bei den meisten Menschen ist „am Ende“ schon i ersten Monat. Die Kohle, die hier aufgewendet wird, geht zu 100% in Arbeitskraft. Ließe sich da nicht ein vernünftiges System aufbauen, das ohne das (oft wenige) Einkommen der Betroffenen auskommt?

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