Schlümpfe und Massage

Das schönste Eiland weit und breit,
wir haben hier die schönste Zeit,
die Sonne scheint, es gibt kein Grau,
der Himmel über uns ist blau.

Die Felder, sie sind reif und grün,
so weit kann kaum ein Auge sehn,
wir wolln für immer hier nur sein
und uns den ganzen Tag nur freu’n!

Ich bin weder unter die Dichter noch unter die Pöten gegangen. Poeten meine ich. Grund: Ich kann nicht gehen. Habe ich amtlich bescheinigt bekommen. Meine Gehfähigkeit ist auf unbestimmte Zeit außergewöhnlich eingeschränkt. Man könnte es auch so ausdrücken wie ein älterer Herr gestern in der U-Bahn: „Sind Sie absolut geh-untauglich?“ – App solut. Und ganz dicht bin ich auch nicht. Aber ich will nicht vom Thema ablenken: Diese schönen Verse sollten meine älteren Leserinnen und Leser vielleicht noch kennen. Jene, die in den frühen 1980er Jahren Kind waren und wussten, dass die Schlümpfe nicht deshalb so nach Helium klingen, weil jemand den Schallplattenspieler verkehrt eingestellt hat (45 rpm statt 33).

Eine Mitbewohnerin meiner WG hat gerade einen vierjährigen Neffen zu Besuch, soll auf ihn aufpassen, und während Mama und Papa im Musicaltheater sind, lauscht er gespannt auf die „Hitparade der Schlümpfe“ und träumt vermutlich von dem Stückerl heile Welt, das da beschrieben wird.

Ein anderes Stückerl heile Welt hatten wir gestern abend beim Marie im Pool. Oder anders angefangen: Wir haben uns zur Abwechslung einen heißen Feger aus einer Schwimmgruppe eingeladen, die immer parallel zu unserer trainiert. Ein Typ, den ich richtig auf 22 geschätzt habe, gut aussehend mit knackiger Figur, fiel mir zum ersten Mal auf, als er seinen Corsa so blöde geparkt hatte, dass ihn – den jungen Mann, nicht den Corsa – jemand aus dem Becken geholt hat und ihn nur mit einem Handtuch um die Badehose hängend sein Auto umparken ließ. Ich habe ihn, aufdringlich wie ich nunmal bin, immer mal wieder durch meine Schwimmbrille angeblinzelt und ein schüchternes Hallo zugemurmelt, und neulich kamen wir vor der Rolli-Umkleide ins Gespräch, als ich nämlich frierend auf jemanden wartete, der die Rolli-Dusche unberechtigterweise blockierte und er mir quasi im Vorbeigehen sein großes Handtuch über die Schultern legte, damit mir warm werden würde. Als ich es ihm später zurück gab, meinte er, ich sollte mir mal überlegen, ob ich nicht nach dem Schwimmen noch 10 Minuten in die Sauna gehe, wenn ich dann so friere.

Ich sagte, dass ich normalerweise ja gleich die warme Dusche hätte, nur ausnahmsweise im Kalten warten musste, und dass mir der Preisaufschlag (5,99 €) für 10 Minuten Sauna zu teuer ist. Im selben Moment kam Marie um die Ecke. Als er fragte, ob wir denn mit den Rollstühlen überhaupt in die Sauna rein kommen würden, oft sei da ja eine Schwelle, ergab es sich nach einigen Minuten so, dass wir ihn für gestern abend eingeladen haben. Zu einem Saunaabend mit Marie, Cathleen und mir. Er war sozusagen Hahn im Korb (hin und wieder auch mal Hähnchen
auf dem Grill), und wir waren, obwohl wir ja aus der Pubertät schon raus sind, sehr gemein.

Sehr gemein deshalb, weil wir uns vorher darauf geeinigt hatten, dass wir ihn alle drei maximal umwerben würden. Um nicht „anbaggern“ sagen zu müssen. Es war in erster Linie ein Spielchen, ihm den Kopf zu verdrehen. Nein, wir haben ihm keine falschen Hoffnungen gemacht, so gemein waren wir dann doch nicht. Wir haben von vornherein mit offenen Karten gespielt. Aber wir haben immerhin Maries Mutter gebeten, uns nicht besuchen zu kommen.

Mir hat am besten gefallen, als ich im Pool auf seinem Schoß saß und er mir den Rücken massiert hat. Nackt. Und ich dabei meine Augen zugemacht habe und vor mich hin träumte, was er vielleicht noch so alles mit mir machen könnte. Was er aber nicht gemacht hat. Aber alleine die Gedanken daran war schon sehr reizvoll. Allerdings muss man es ja nicht gleich übertreiben. Nicht gleich. Und er kommt nochmal wieder. Wir haben
schon eine neue Verabredung in dieser Viererrunde.

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