Schweden, Zinsen, Eigentum

Heute, am 30. Februar … siehste, wenn ich meinen Eintrag so beginne, sind gleich alle Leserinnen und Leser hellwach. Nee, ich habe nichts geraucht, alle Pillen richtig dosiert und auch nicht zu tief in das Kapitel „kaufmännische Zinsrechnung“ geschaut, das, laut einem unserer Profs, tatsächlich in meiner in den nächsten Wochen anstehenden Zwischenprüfung abgefragt werden könnte.

Kleiner Einschub: Wofür muss eine Ärztin kaufmännische Zinsrechnung können? Ganz einfach. Wenn ich frühestens Ende 2018 mit meinem Medizinstudium fertig sein sollte, verdienen Hausärzte, sofern die aktuelle Entwicklung so weiter geht, nur noch so wenig, dass sie für die Berechnung ihres Überlebenskredits keine Arzthelferin mehr fragen können, denn die können sie sich dann schon lange nicht mehr leisten. Hausärztliche Versorgung auf dem Land oder sogar in ländlichen Gebieten innerhalb des Bundeslandes Hamburg ist kaum noch attraktiv. In dem Bezirk, in dem Maries Mutter ihre Praxis hat, liegt der „Versorgungsgrad“, also der Anteil von hausärztlich tätigen Medizinern pro einer bestimmten Anzahl von Einwohnern, bei unter 50. Angestrebt wird normalerweise ein Grad von 100, das bedeutet im Fall von Maries Mutter: Sie versorgt mehr als doppelt so viele Patienten als ihr eigentlich zuzumuten ist.

Eigentlich müsste sie sich freuen? Weit gefehlt. Ein Hausarzt sollte pro Tag bis zu 50 Patienten sinnvoll behandeln können, so war es vor Jahren, als man in der gesetzlichen Krankenversicherung kürzen und deckeln wollte, berechnet worden. Da chronisch kranke Menschen öfter zum Arzt gehen, manche sterbenden Menschen sogar täglich einen Hausarzt brauchen, ging man mal davon aus, dass pro Tag durchschnittlich etwa 15 Patienten zum ersten Mal in diesem Quartal kommen, bis zu 35 waren in diesem Quartal schon einmal da. So kommt ein durchschnittlicher Hamburger Hausarzt auf etwa 700 bis 800 verschiedene Patienten pro Quartal. Pro Patient bekommt Maries Mutter durchschnittlich etwa 32 bis 35 Euro, so dass sie im Idealfall zwischen 8.000 und 9.000 € monatlich mit ihrer Praxis erwirtschaftet. Auf den ersten Blick viel Geld, wenn man vergisst, dass davon auch die Angestellten und die laufenden Kosten bezahlt werden müssen.

Nun leben in dem ländlichen Gebiet, in dem ihre Praxis liegt, sehr viele Menschen, die nur selten zum Arzt gehen. So dass es gute Chancen gibt, dass von den etwa 2.800 Patienten, für die sie statistisch zuständig ist, tatsächlich auch mal 1.200 bis 1.500 im Quartal in ihre Praxis kommen. Statt der statistisch berechneten 700 bis 800. Ist auch so. Allerdings: Wer jetzt denkt, es gibt dafür auch doppelt so viel Geld, irrt. Maries Mutter kann als Kassenärztin pro Quartal nicht mehr Geld verdienen, als ein durchschnittlicher Hausarzt durchschnittlich verdienen würde. Und das sind nunmal diese 8.000 bis 9.000 €. Nun könnte man sagen: „Macht doch nichts. Sie ist mit dem Herzen Ärztin, dann arbeitet sie halt zum halben Preis.“ – Tatsächlich denkt sie auch so, nur verbrauchen doppelt so viele Patienten natürlich auch mehr Personal, Material und nicht zuletzt Medikamente, für die sie auch nur ein bestimmtes Budget hat, das sie trotzdem nicht überschreiten darf. Kurzum: Rein von ihrer Tätigkeit als Kassenärztin rentiert sich die Praxis nicht. Aus ihrer kassenärztlichen Tätigkeit bleiben ihr monatlich zwischen 1.500 und 2.000 € netto übrig. Es handelt sich also, obwohl hierfür die meiste Zeit beansprucht wird, nur um ein „kleines Zubrot“.

Nun war das aber ein großer Einschub. Zinsrechnung. Kaufmännische. Und der 30. Februar. Den es 1712 tatsächlich mal gegeben hat. In Schweden und (dem damals abhängigen) Finnland gab es 1712 einen zweiten Schalttag, weil man 1700 den 29. Februar hat ausfallen lassen und nun der Zeitrechnung einen Tag hinterher war. Am 1. März 1712 war dann in Schweden wieder alles so wie drum herum – wer hätte das gewusst? Dafür hätte Günther Jauch sicherlich eine Million Euro springen lassen!

Apropos Million: Zu Beginn dieses Jahres hat mir mein Finanzberater (nein, nicht der von der Bank) empfohlen, ein Teil meines Geldes in Wohneigentum zu investieren. Auch wenn ich es nicht selbst bewohnen sollte, solle ich bedenken, dass bei den derzeitigen Zinsen, die auf Spareinlagen gezahlt werden, mein Geld immer mehr seines Wertes verliert. Er hat mir dazu geraten, mich nach einer Eigentumswohnung umzusehen und diese gegebenenfalls zu vermieten. Wovon ich allerdings Abstand genommen habe, weil ich mich derzeit voll auf meine Prüfung konzentriere und nicht auf Wohnungssuche. Zumal ich eigentlich aus meiner WG auch nicht ausziehen möchte.

Allerdings gibt es zur Zeit unweit von dort, wo Marie wohnt, also noch im Hamburger Stadtgebiet, aber mit kilometerweitem Blick in die grüne Natur, ein Objekt samt Grundstück, das nach dem Tod des Käufers (gleichzeitig Bauherrn) zwangsversteigert wird. Mehrere Leute haben mich unabhängig voneinander bereits darauf aufmerksam gemacht, unter anderem Maries Eltern. Derzeit ist seit November Baustopp, fertig ist bisher das Untergeschoss (Rohbau) und ein Teil des Erdgeschosses. Das Grundstück und der Grundriss des Hauses sind so groß, dass es sich lohnen würde, nochmal neu zu planen und statt einer Luxusvilla ein Haus mit insgesamt fünf Wohnungen in drei Stockwerken (EG, 1. Etage, Dachgeschoss) zu bauen. Ich weiß, es hört sich verrückt an. Aber Frank, der sich das mit angesehen hat, sagte mir: „An deiner Stelle würde ich sofort zugreifen. So eine Chance bekommst du nie wieder.“ – Tatsächlich habe ich ihn gebeten, Details auszuarbeiten und konkrete Vorgespräche mit dem Bezirksamt zu führen, ob eine abweichende Baugenehmigung überhaupt erteilt werden würde. Als Idee sollen fünf barrierefreie Wohnungen entstehen, von denen ich in eine, maximal zwei investieren würde (je nach Zuschuss). Es müsste sich also noch mindestens ein weiterer Investor finden (nachdem ein weiterer bereits ernsthaftes Interesse angemeldet hat). Ich bin total aufgeregt und kann das eigentlich gar nicht gebrauchen. Daher verdränge ich es auch ganz schnell wieder.

So ist mein Leben im Moment. Viel los, wenig Zeit. Aber bloggen … na klar, das mache ich trotzdem. Oder gerade deswegen.


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