Alptraum

Schokolade zu mir

Hallo? Hallo Welt? Ach, du bist noch da. Wie schön. Bin ich auch im Hier und Jetzt? Ja, doch, so langsam erscheint die Welt wieder real. Und mir geht es zum ersten Mal seit etwa zehn Tagen wieder richtig gut. Wenngleich auf einem eher bescheidenen Niveau, aber beim Befinden zĂ€hlt ja bekanntermaßen vorrangig das GefĂŒhl. Seit Freitag bin ich wieder zu Hause. Entlassen. Nicht aus dem Knast. Sondern aus einer anderen Einrichtung, die mit demselben Buchstaben beginnt. Ja, Klinik. Oder Krankenhaus. Eigentlich war fast nichts los. Aber es war trotzdem mal wieder unnötig dramatisch. Hatte ich nicht mehrfach laut herumgetönt,… Weiterlesen »Schokolade zu mir

Vollmond oder Orkan

Es war der erste große Orkan in diesem Jahr. Einer von jenen, die jedes Jahr im Januar ĂŒber Hamburg hinweg fegen. Mit Sturmflut. Nicht wirklich bedrohlich, es wurden zwar einige Fluttore geschlossen, aber die Deiche hatten noch locker vier Meter Luft nach oben. Fester im Griff hatten Hamburg umgestĂŒrzte BĂ€ume, die auf Gleise oder Oberleitungen fielen. Am gestrigen spĂ€ten Nachmittag kam der gesamte Fern- und U-Bahnverkehr zum Erliegen, im Hauptbahnhof stapelten sich die Reisenden, nichts ging mehr. Zu unserem großen GlĂŒck waren wir rechtzeitig vorher angekommen und konnten uns gerade noch so aus dem Staub machen, bevor das wirkliche Chaos… Weiterlesen »Vollmond oder Orkan

Handtuch und Kamera

Ich stehe mit einer Frau, mit der ich locker befreundet bin und die ich vom Sport kenne, im Aufzug. Sie ist in meinem Alter. Einmal war ich bei ihr zu Hause, ich glaube zu ihrem 20. Geburtstag. Auch die Eltern kenne ich. Die Frau hat noch keinen FĂŒhrerschein, die Eltern fahren sie hĂ€ufig zum Sport oder holen sie ab. Alle sind immer sehr nett und freundlich. Wir reden oft miteinander. Ob es wĂ€hrend der Geburtstagsfeier war oder spĂ€ter einmal, weiß ich nicht mehr genau. Ich habe aus ihrem Bad ein Handtuch mitgehen lassen. Aus der gleichen Serie, die ich auch… Weiterlesen »Handtuch und Kamera

Sie haben nur noch genervt

Lange ist sie schon nicht mehr zum Training gekommen. Von einem Tag auf den anderen fehlte sie. Niemand wusste, warum. Eine ĂŒber diese oberflĂ€chliche sportkameradschaftliche Bindung hinaus gehende Beziehung hatte ich zu ihr nie. Ob es nun altruistische oder in meiner Neugierde begrĂŒndete BeweggrĂŒnde waren, die mich dazu veranlasst haben, ihr einen unangekĂŒndigten Hausbesuch aufs Auge zu drĂŒcken, finde ich nachtrĂ€glich nicht mehr heraus. Fakt ist, dass jede Kontaktaufnahme ohnehin scheiterte: Meine zahlreichen SMS beantwortet sie nicht, ans Handy geht sie nicht, auf der Festnetz-Leitung kommt nur noch „kein Anschluss unter dieser Nummer“. Ich hatte es schon lange im GefĂŒhl,… Weiterlesen »Sie haben nur noch genervt

Atomlocken

Jaja, sollen mich ruhig alle meine Probleme fĂŒr lĂ€cherlich erklĂ€ren. Sie haben mich in der letzten Nacht stundenlang verfolgt! Ich rede schreibe von ĂŒbergroßen Erdnussflips. Ja, ich bin heute schon genug ausgelacht worden. Das ist aber wenige witzig. Ich hatte in der letzten Nacht einen Alptraum, der mich völlig durchgeschwitzt und total verstört hat aufwachen lassen. Ich hatte vor dem Einschlafen ĂŒberlegt, dass ich auf jeden Fall noch in den Supermarkt muss, um SĂŒĂŸigkeiten fĂŒr Halloween zu kaufen. Und irgendwann muss ich im SĂŒĂŸwarenregal mal etwas gesehen haben, was ich i meinen letzten Traum eingebaut habe. Ich war in einem… Weiterlesen »Atomlocken

Aura und Spielverderber

Diese letzten 24 Stunden hĂ€tten gerne anders verlaufen dĂŒrfen. Was fĂŒr ein schrĂ€ger, heftiger und vor allem unheimlicher Mist! Irgendwelche Typen, die ich nicht kenne und vermutlich noch nie in meinem Leben gesehen habe, warfen mir aus heiterem Himmel und ohne einen Zusammenhang auf dem Nachhauseweg vor, ich hĂ€tte an mindestens drei Tagen durch drei verschiedene Handlungen, die sie aber erstmal nicht nĂ€her benennen wollten, Cathleen sexuell belĂ€stigt. Ich dachte mir so: Das lĂ€sst sich ja ganz schnell klĂ€ren, fragen wir doch Cathleen selbst, die rollt zehn Meter hinter mir. Cathleen sagt dazu gar nichts, auf einmal haben diese Leute… Weiterlesen »Aura und Spielverderber

Schlechter Mensch

Ich weiß nicht, warum ich zu Fuß unterwegs bin. Mir fĂ€llt auch erst an der Ampel ein, dass ich gar keinen Rollstuhl dabei habe. Ich stehe an einer FußgĂ€ngerampel am Schulterblatt (so heißt eine Straße im Bezirk Sternschanze), will auf die andere Seite, zur Sparkasse. Weit und breit ist kein Auto, aber die Stinkesocke ist ja brav und wartet auf grĂŒn. Auch wenn sie gerade von der Polizei verfolgt wird und die beiden Uniformierten immer dichter kommen. Ein seltsames Katz-und-Maus-Spiel. Dann endlich wird die Ampel grĂŒn. DrĂŒben, am Geldautomaten, klicken die Handschellen. Die Polizisten lassen den Beweis, dass ich gerade… Weiterlesen »Schlechter Mensch

Das Monster im Rollstuhl

Wie sie hierher gekommen war, wusste ich nicht. Wie ich hierhin gekommen war, wusste ich auch nicht. Das spielte auch keine Rolle. Wir waren zur selben Zeit am selben Ort und redeten miteinander. Sie hatte ihr Fahrrad gestoppt, ein einfaches Damenrad, war vom viel zu hoch eingestellten Sattel noch vorne abgestiegen, stand vor den Pedalen mit beiden FĂŒĂŸen auf dem Gehweg und hielt ihre TretmĂŒhle mit beiden HĂ€nden am Lenker fest. Geschockt sah sie aus, den TrĂ€nen nahe. Als wĂ€re sie gerade eben nochmal mit dem Leben davon gekommen. Tja, man sollte aufpassen, wenn man mit dem Fahrrad eine Straße… Weiterlesen »Das Monster im Rollstuhl