Behinderung

Eine Lektion für mich

Ich möchte nicht behaupten, dass ich mich bereits eingelebt hätte. Das wird noch sehr lange dauern, vermutlich wird es auch nie so ganz geschehen. Ich vermisse Hamburg. Die Stadt, in der ich jetzt wohne, ist sehr schön. Sehr hübsch, auch schon etwas älter, sehr gepflegt. Die meisten Menschen sind sehr nett, wenngleich sich mein erster Eindruck weiter vertieft, dass viele Menschen im Süden nicht so leicht und tief zugänglich sind wie im Norden. Oder vielleicht auf eine andere Art und Weise, die ich noch herausfinden muss. Die übliche Anzahl schräger Leute gibt es – entgegen meiner ersten Annahme – auch… Weiterlesen »Eine Lektion für mich

Keine zweite Chance

Es ist schon ein merkwürdiges Gefühl, wenn man täglich viele neue Leute kennenlernt. Ich meine den Kreis, mit dem man täglich zu tun hat. Genauso wie den Kreis derjenigen, von denen man erst herausfinden muss, dass man mit ihnen nicht täglich zu tun haben möchte. Alle Menschen, die mir neuerdings über den Weg laufen, zu beschreiben, wäre zu umfangreich – und auch nicht nötig. Will sagen: Es gibt in meinem neuen Umfeld sehr viele entspannend unkomplizierte Menschen. Zumindest wirkt es bisher so. Es wirkt außerdem so als wäre mein Idiotenmagnet etwas schwächer geworden. Am letzten Wochenende hat mich eine Kommilitonin… Weiterlesen »Keine zweite Chance

Ordnen über Ostern

Die Reaktionen, die Resonanz, die Anteilnahme in den letzten Tagen war vielfältig und überwältigend. Ich bin insgesamt sehr aufgefühlt. Nein, es geht mir nicht gut. Darüber wird sich aber niemand wundern. Fakt ist, dass ich seit fast einer Woche nicht mehr in meinem eigenen Bett geschlafen habe. Ich habe drei Versuche gestartet, drei Mal haben mich Maries Eltern wieder aus der Wohnung geholt. Mit Maries Mutter durch die Tiefgarage, während Maries Vater meine Mutter von mir fern gehalten hat. Sie sitzt und liegt seit einer Woche fast durchgehend vor unserer Haustür. Sie ist für Stunden immer mal weg, manchmal wird… Weiterlesen »Ordnen über Ostern

Leben in Hamburg

Nein, es sind nicht meine Stinkesocken, die eine Seite des aktuellen Magazins der Aktion Mensch (erscheint quartalsweise) schmücken. Mit diesem Grauschleier würde ich mich nicht fotografieren lassen. Auch nicht meine Socken. Und schon gar nicht für ein öffentliches Magazin. Aber der Kompromiss musste sein, denn meine Fratze sollte da erst recht nicht zu sehen sein. Dann spricht mich nämlich künftig wirklich jeder in Hamburg an. Und meine Socken wollten sie nicht… Nun, es hat ein wenig gedauert mit der Veröffentlichung. Ein halbes Jahr, um genau zu sein. Und leider war viel zu wenig Platz, so dass etliches weggefallen ist. Aber… Weiterlesen »Leben in Hamburg

Durch die Tür

Ich brauche für die zwei Wochen nach Ostern einen Praktikumsplatz in einer Klinik. Während die meisten Kommilitonen schon alles unter Dach und Fach haben, bin ich noch immer auf der Suche. Bei uns auf dem Gelände ist nichts mehr frei, aber es gibt genügend so genannte „akademische Lehrkrankenhäuser“ in Hamburg, die ebenfalls für so ein Praktikum zugelassen sind. Nun kam ich gestern mittag im Personalbüro eines solchen akademischen Lehrkrankenhauses an. Mit Termin, nach einer entsprechenden Bewerbung. Ich wurde von einer Sekretärin in ein leeres Büro geführt, ein Mitarbeiter wolle sich gleich mit mir unterhalten. Nach etwa 10 Minuten kam dieser… Weiterlesen »Durch die Tür

Nochmal Wüste

Es gibt zur Zeit bei mir nur zwei Themen, und trotzdem wird es nicht langweilig. Mir zumindest nicht. Gerade kam ich völlig dehydriert zurück aus der deutschen Servicewüste, da muss ich schon wieder hinein. Oder vielleicht war ich auch nie wirklich draußen? Erwarte ich eigentlich zu viel, wenn ich erwarte, dass ein Autohaus mich bezüglich meiner Bestellung eines Neuwagens auf dem Stand der Dinge hält? Ende Januar sollte das Auto fertig umgebaut bei denen auf dem Hof stehen, inzwischen haben wir April und das Ding ist noch nicht mal in der werkseigenen so genannten „After-Sales-Werkstatt“, in der der behindertengerechte Umbau… Weiterlesen »Nochmal Wüste

Service und andere Krankheiten

Dokumentationen im Fernsehen gucke ich eher selten. Das liegt hauptsächlich an meinen Fernsehgewohnheiten: Eher sehr selten, und wenn, dann meistens abends, vom Bett aus, kurz vor dem Einschlafen. da möchte ich dann meistens mich nicht mehr großartig konzentrieren und über -meistens verdächtig mundgerecht präsentierte- Fakten und Beobachtungen nachdenken. Kürzlich blieb ich aber dennoch an einer Dokumentation über eine Verlagerung der Umsätze vom Einzel- zum Versandhandel hängen. Immer mehr Leute bestellen online und lassen sich die Ware nach Hause liefern. Verschiedene Gründe und Motivationen wurden genannt, und ich hatte den Eindruck, die Reportage war bei der Bewertung dieser Gründe und Motivationen… Weiterlesen »Service und andere Krankheiten

Schlümpfe und Massage

Das schönste Eiland weit und breit, wir haben hier die schönste Zeit, die Sonne scheint, es gibt kein Grau, der Himmel über uns ist blau. Die Felder, sie sind reif und grün, so weit kann kaum ein Auge sehn, wir wolln für immer hier nur sein und uns den ganzen Tag nur freu’n! Ich bin weder unter die Dichter noch unter die Pöten gegangen. Poeten meine ich. Grund: Ich kann nicht gehen. Habe ich amtlich bescheinigt bekommen. Meine Gehfähigkeit ist auf unbestimmte Zeit außergewöhnlich eingeschränkt. Man könnte es auch so ausdrücken wie ein älterer Herr gestern in der U-Bahn: „Sind… Weiterlesen »Schlümpfe und Massage

Nochmal die Sonne sehen

Wer eine andere Person körperlich misshandelt, wird bestraft. Wer eine Sache wegnimmt, um sie sich zuzueignen, wird bestraft. Wer in der Absicht, sich einen Vermögensvorteil zu verschaffen, indem er einen Irrtum erregt, wird bestraft. Wer zur Täuschung eine Urkunde verfälscht, wird bestraft. Wer in die Wohnung eines anderen eindringt, wird bestraft. Nahezu egal, welchen Paragrafen ich mir im deutschen Strafgesetzbuch ansehe, immer wird die Tat beschrieben, die „wer“ verüben muss, um bestraft zu werden. Bis auf eine einzige Ausnahme: Beim Mord. Der Mörder wird auch bestraft, klar. Aber hier wird nicht beschrieben, was ein Mord ist, sondern wer Mörder ist.… Weiterlesen »Nochmal die Sonne sehen

Berlin, Berlin

Der Alltag in Hamburg hat mich schon wieder voll im Griff, ich steuere mit voller Fahrt auf meine Zwischenprüfung zu und bin im Moment wirklich mehr als unter Strom. Eigentlich wollte ich meine Teilnahme an einem Traininglager in Berlin am letzen Wochenende noch spontan absagen und meine Nase in ein paar Bücher stecken; inzwischen bin ich froh, dass ich es nicht getan habe. Auch wenn ich dadurch zusätzlich noch ein Treffen mit einer Freundin verpasst habe, auf das ich mich eigentlich schon sehr lange freue. Dass sie nach Hamburg kommen würde, hatte sich allerdings erst einige Tage vorher ergeben und… Weiterlesen »Berlin, Berlin