Behinderung

Rechtsfreier Raum

Es gibt noch einen Nachschlag in der Sache mit der fehlenden langen Leitung: Das Eisenbahn-Bundesamt, zuständig für die Aufsicht über die Eisenbahnen in Deutschland, hat die Überprüfung einer Beschwerde mehrerer Menschen aus Hamburg darüber, dass auf der Eisenbahnstrecke Hamburg – Rostock über ein Jahr lang keine Rollstuhlfahrer mitgenommen wurden, weil eine Heizungsstrippe zu kurz war und man den Zug nicht drehen wollte konnte, abgeschlossen. Leider kann auch die Aufsichtsbehörde nicht weiterhelfen, weil sie über diese „betrieblichen Gestaltungsprozesse“ nicht Aufsicht führen dürfe. Mit anderen Worten: Ob die Deutsche Bahn die Mitnahme von Rollstuhlfahrern ablehnen darf, entscheidet sie ganz alleine, solange sie… Weiterlesen »Rechtsfreier Raum

Keinen zweiten Raum

Es gibt Menschen, die schon mit einer Behinderung auf die Welt kommen, und es gibt welche, die sie im Laufe ihres Lebens bekommen. Das kann bereits während des Geburtsvorganges sein, das kann auch erst im hohen Alter sein. Die Gründe können vielfältig sein: Erkrankungen, Unfälle, Verbrechen, Selbstverletzung – um einige zu nennen. Es gibt Menschen, die kommen auf die Welt, entwickeln sich völlig unauffällig, tragen aber eine genetische Information in sich, die im Laufe ihres Lebens zu einer Behinderung führt. So kenne ich einen Menschen, der mit 12 Jahren anfing zu stolpern und unsicher zu gehen, bis er mit 20… Weiterlesen »Keinen zweiten Raum

Lieber wild als gar nicht

Aufgeben kommt nicht in Frage. Vielleicht kann ich den Kampf nicht gewinnen und muss über kurz oder lang eingestehen, dass ich als Mitglied einer Minderheit in einer unterlegenen Position bin, vielleicht ergibt sich daraus, dass ich meinen Schulbesuch abbrechen muss – in einem Staat, in dem die Verfassung die Diskriminierung von Minderheiten verbietet. Vielleicht kann ich den Kampf nicht gewinnen und muss über kurz oder lang eingestehen, dass ich als behinderter Mensch auch körperlich unterlegen bin, vielleicht ergibt sich auch daraus, dass ich meinen Schulbesuch abbrechen muss – in einem Staat, in dem die Verfassung allen Bürgern ihr Recht auf… Weiterlesen »Lieber wild als gar nicht

Respekt und Autorität

Nachdem ich öffentlich erwähnt habe, dass die Schulaufsicht meine Schuldirektorin kurzfristig zu einem Gespräch in die Behörde eingeladen hat, und ich nicht bereit bin, diese Tatsache aus meinem Blog zu löschen, bin ich aufgefordert worden, mich mit dem Thema „Respekt“ auseinander zu setzen und auf mindestens zwei handschriftlichen DIN-A4-Seiten meine Haltung zu erörtern und in Frage zu stellen. Respekt, das Wort kommt aus dem Lateinischen und bedeutet ursprünglich „Zurückschauen, Rücksicht, Berücksichtigung“ und wird heute in Deutschland meistens mit Wertschätzung, Aufmerksamkeit und Ehrerbietung gegenüber einer anderer Person verknüpft. Es wird auch im Sinne einer Achtung, die Menschen grundsätzlich voreinander haben sollten,… Weiterlesen »Respekt und Autorität

Drei Suspendierungen

In Hamburg versucht man ja, möglichst viel Geld zu sparen und beauftragt private Dienstleister damit, die Schulberatungen zu übernehmen. Einen solchen Termin bei einer regionalen Beratungsstelle hatten meine Mitschülerin, die auch im Rollstuhl sitzt, und ich am letzten Dienstag. Dass dieser Kram privat organisiert ist, war mir vorher nicht klar. Entsprechend empfing uns eine Dame, die kaum Deutsch konnte und noch gar nicht wusste, dass meine Schule in ihrem Zuständigkeitsbereich liegt. Das einzige, was sie versuchen wollte, war, mit einer für ganz Hamburg zuständigen Stelle für Gewaltprävention zu sprechen, nur war dort niemand erreichbar. Geschäftsstelle, Leiter, Stellvertreter – überall nur… Weiterlesen »Drei Suspendierungen

Hackfleisch und Ohrfeigen

Wenn alleine meine Anwesenheit reicht, für Unfrieden zu sorgen, muss nach wie vor die Frage erlaubt sein, ob ich mir das zumuten möchte. Wenn sich körperliche Angriffe gegen behinderte Menschen richten (und damit meine ich nicht nur mich, sondern auch zwei Mitschülerinnen mit einer Behinderung) und man sich ernsthaft um seine körperliche Unversehrtheit sorgen muss, wird ein Schulbesuch unerträglich und unzumutbar. Wenn die verantwortlichen Lehr- und Führungskräfte meiner Schule es nicht schaffen, in letzter Konsequenz (nach unzähligen Ermahnungen und schriftlichen Verweisen) die nicht gesellschaftsfähigen Subjekte aus dem gemeinsamen Schulunterricht zu entfernen, bleibt mir, bleibt uns keine andere Wahl, als um… Weiterlesen »Hackfleisch und Ohrfeigen

Keine lange Leitung

Etwas länger als ein Vierteljahr ist es schon wieder her, als ich in meinem Beitrag „Kurve zu hoch“ darüber geschrieben habe, dass auf der Strecke Hamburg-Rostock zur Zeit keine Rollstuhlfahrer im Regionalexpress mitgenommen werden. Der 3. Leserkommentar ergänzte noch ein paar Fakten. Der Grund für die Nichtmitnahme ist so banal und gleichzeitig so bescheuert, dass man vermuten könnte, es sei Fasching oder erster April. Nein, es ist Aschermittwoch (also alles vorbei) und den ersten April haben wir auch noch nicht. Der Hamburger Hauptbahnhof ist bekanntlich nicht allzu breit, dafür recht lang. In einigen Gleisen halten daher zwei Züge gleichzeitig. Im… Weiterlesen »Keine lange Leitung

Positionspapier gegen Diskriminierung

Ich werde ab morgen wieder zur Schule gehen. Ich bin heute morgen noch vor der 1. Stunde von der Schulleiterin angerufen worden. Sie habe am letzten Freitag im Rahmen einer Lehrerkonferenz erfahren, dass es in meinem Jahrgang offenbar in erschreckendem Umfang, so drückte sie sich aus, diskriminierenden Unterrichtsinhalt (!) gegeben hätte, und zwar in Form einer unerträglichen (!) Diskussion über die Leistungsfähigkeit von Menschen mit Behinderungen. Das sei nicht in ihrem Sinne gewesen und sie entschuldige sich in aller Form bei mir. Die Konferenz war ursprünglich für Freitag von 16.00 bis 18.00 Uhr angesetzt gewesen, sie sei gegen 17.00 Uhr… Weiterlesen »Positionspapier gegen Diskriminierung

Noch eine Versicherung

Mein Vater hat für mich, als ich etwa 12 Jahre alt war und zu reiten anfing, eine private Unfallversicherung abgeschlossen. Als ich meinen Unfall auf dem Schulweg hatte, wurde die komplette Versicherungssumme bei Invalidität fällig. Die Versicherungssumme betrug 100 T€, allerdings mit 5-facher Progression, weil es meinem Vater damals darum ging, die wirklich „heftigen“ Dinge abzusichern und nicht die „kleineren“, und so hat jenes in Bayern vertretene große Unternehmen mir vor etlichen Monaten eine halbe Million Euro ausgezahlt, die zur Zeit über 5 Jahre festgelegt sind mit 100% Einlagensicherung, auf verschiedene Konten verteilt und mit jeweils 4,2% Zinsen. Ich weiß,… Weiterlesen »Noch eine Versicherung

Gefressen worden

Seit Mittwoch ist Markus hier. Zum Glück. Natürlich werden böse Zungen jetzt behaupten, dass das der wahre Grund sei, warum ich diese Woche nicht mehr zur Schule gegangen bin. Das Drama um meine 15 Punkte in Sport kam gerade im richtigen Moment. Mir ist auch klar, dass einige Mitschüler und auch Lehrer hin und wieder oder regelmäßig diesen Blog lesen. Ja, schöne Grüße, ich lebe noch. Und ja, denkt ruhig, was ihr wollt. Markus arbeitet in der Zeit, in der ich Schule hätte. Er kommt ja auch zum Arbeiten nach Hamburg, nicht nur meinetwegen. Aber eben auch meinetwegen. Und warum… Weiterlesen »Gefressen worden