Behinderung

Die Schwarzwaldklinik

Bei Menschen mit Querschnittlähmung ist einiges anders. Nicht alles, auch nicht vieles, aber einiges. Vor den 60-er Jahren hätten sie, wie ich erfahren habe, meistens nicht überlebt. Die damalige Intensivmedizin hätte es vielleicht nach mehreren Anläufen irgendwann hinbekommen, die erste Schockphase zu überbrücken, aber mehr als ein Pflegefall, der ziemlich bald an Haut- oder Nierenkomplikationen stirbt, wäre nicht daraus geworden. Das ist Fakt. Kürzlich wurde im Fernsehen eine Folge der Schwarzwaldklinik wiederholt („Der Optimist“), bei der jemand beim Wasserskifahren gestürzt war und wegen einer Querschnittlähmung behandelt wurde. Am Ende der Folge sieht man, wie dieser Patient, in einem Schiebestuhl sitzend,… Weiterlesen »Die Schwarzwaldklinik

Behindertenschließung hinter Ihnen

Ich glaub, ich spinne. Da wollte ich doch heute am Hamburger Hauptbahnhof auf die Toilette und entdeckte an der Tür ein Schild: Da lässt allen Ernstes jemand ein solches Schild prägen, anstatt den Schlüsselschalter an einer vernünftigen Position anzubauen? Und was bitte ist eine Behindertenschließung? Ich will mich nicht künstlich aufregen, aber wieso schaffen es die laufenden Menschen immer wieder, derart in linguistische Fettnäpfe zu treten? Der einfache Satz: „Türöffnung über Schlüsselschalter hinter Ihnen“ wäre doch völlig ausreichend gewesen, oder? Man stelle sich nur mal vor, auf einem Zeltplatz lebt für einige Zeit eine Gruppe Sinti und Roma und bekommt… Weiterlesen »Behindertenschließung hinter Ihnen

Aufzüge für anspruchsvolle Fahrgäste

Ein Aufzug ist eine technisch anspruchsvolle Einrichtung. Eine besondere Aufgabe an den Hersteller eines Aufzuges ist, diese technisch anspruchsvolle Einrichtung auch für geistig anspruchslose Fahrgäste benutzbar zu machen. Nicht jedem Hersteller gelingt die Bewältigung dieser besonderen Aufgabe. Paradebeispiel: Hamburg Hauptbahnhof. Über die Bildung und die Intelligenz der dort herumlaufenden Menschen möchte ich kein Urteil abgeben. Es reicht mir zu wissen, dass sehr gebildete und geniale Menschen genauso mit der Bahn fahren wie keksdumme. Einige von ihnen fahren mit dem Aufzug. Da wäre es doch wünschenswert, dass sowohl der geniale als auch der keksdumme Fahrgast dort ankommt, wohin er möchte. Doch… Weiterlesen »Aufzüge für anspruchsvolle Fahrgäste

Ein ehrenwertes Haus

Ich wohne wirklich sehr gerne hier. Meine Leute in der WG sind sehr nett, die Wohnung ist schön, mein Zimmer, das Haus ist neu und liegt zentral – ich bin sehr glücklich. Gestern abend haben wir auf dem Balkon gegrillt, damit es nicht so qualmt zwar mit einem Elektrogrill, aber es war super. Lina und ich haben Salate gemacht, Sofie hat Brot eingekauft, das Wetter war einigermaßen gut, die Stimmung lustig. Wir waren gerade mit dem Essen fertig, ich war einigermaßen genudelt, als es an der Tür bimmelte. Es war eine Nachbarin, die reinkommen und mit uns reden wollte. Wir… Weiterlesen »Ein ehrenwertes Haus

Die erste Fahrt nicht ohne Polizei

Vielleicht wäre es entspannter gewesen, niemals am Straßenverkehr teilzunehmen. Dass es Idioten auf dieser Welt gibt, war mir ja bekannt, dass es Vollidioten gibt, auch. Aber was ich bei meiner ersten Fahrt, nur bis zum Supermarkt, erleben durfte, ist schon allerhand. Beim Fahren klappte alles prima. Ich habe nicht so viel verlernt in der Zwischenzeit wie ich befürchtet habe. Ich bin natürlich eher zu vorsichtig, schaue lieber drei Mal zu viel als ein Mal zu wenig und habe auch keine Routine. An einer Kreuzung staute sich das plötzlich und ich habe gelernt, dass man dann vor dem Haltestrich stehen bleibt,… Weiterlesen »Die erste Fahrt nicht ohne Polizei

Wieviel Offenheit tut mir gut?

In ziemlicher Euphorie und mit sehr bewegten Gefühlen habe ich am Wochenende an meinem ersten nächtlichen Schnellfahrtraining teilgenommen und danach natürlich, aus dieser Stimmung heraus, hier darüber berichtet. Mit sehr vielen, teilweise auch intimen Einzelheiten. Ich habe noch nie zuvor so viele Mails und Kommentare von Menschen bekommen, die ich noch nie persönlich gesehen habe. Viele sprachen mir Mut zu oder drückten Bewunderung oder Respekt aus. Aber für einige war mein letzter Eintrag auch Anlass, um mich zu warnen, nicht so offen mit meinen persönlichen und intimen Details aus meinem Leben umzugehen. Dabei war mein Beitrag vom nächtlichen Training nur… Weiterlesen »Wieviel Offenheit tut mir gut?

Willkommen in der Wirklichkeit

Am gestrigen Freitag sollte es nach Hause gehen. Es war alles organisiert. Viele Sachen habe ich schon selbst mit in mein neues Zuhause genommen, die letzten Dinge und mich wollte Sofie mit dem Auto abholen. Um 11 Uhr sollte ich entlassen werden. Pünktlich um 10 vor 11 kam Sofie in mein Zimmer. Da der Arztbrief noch nicht fertig war, rollten wir dann um 13 Uhr erstmal in die Kantine. Um kurz vor 15 Uhr war er endlich fertig. Ich verkneife mir jeden Kommentar, denn eigentlich hatte ich gute Laune. Hätte ich um 11 gewusst, dass ich noch vier Stunden warten… Weiterlesen »Willkommen in der Wirklichkeit

Reden ist Silber

Meine Oma sagt manchmal: „Reden ist Silber, Schweigen ist Gold.“ Meine Freunde drücken es manchmal etwas direkter aus: „Wenn man keine Ahnung hat, einfach mal die Klappe halten.“ Und mir ist das Thema einen ganzen Blog-Eintrag wert. Ich kenne den Grund nicht (meine Psychologin hingegen wahrscheinlich schon, aber die ist gerade nicht hier), aber es muss einen geben, aus dem sich Leute dazu hinreißen lassen, in ungewöhnlichen Situationen zu labern. Und eben weil sie auf die Situation nicht vorbereitet sind, labern sie dann Scheiße. Und das wiederum ohne jede Not. Auch wenn ich mich inzwischen wieder einigermaßen „normal“ fühle, muss… Weiterlesen »Reden ist Silber

Den Typen kenn ich!

Das gibt es doch nicht! Da fahre ich heute los, um mich bei einer Physiotherapeutin außerhalb der Klinik vorzustellen (für die Betreuung nach der Entlassung), und komme an einer Plakatwand vorbei, und dann klebt da ganz groß Torben, den ich vom Triathlon-Training kenne! Ich hätte mir zwar einen anderen Spruch ausgesucht, aber dass es eine Plakat-Aktion mit behinderten Sportlern gibt, finde ich absolut super! So sehen die nicht behinderten Leute wenigstens mal, dass wir, von unserer Behinderung abgesehen, völlig „normal“ sind. Hoffe ich.

Ein Golf für 5.000 Euro

Auf meiner ständigen (zur Zeit noch eher im Hintergrund ablaufenden) Suche nach einem behindertengerechten Fahrzeug hat mir Frank von einem gebrauchten, 10 Jahre alten Golf Kombi erzählt, den er über Beziehungen für 5.000 Euro bekommen könnte. Das Auto kommt aus 1. Hand, ist scheckheftgepflegt, unfallfrei, mit Klimaanlage, hat rund 70.000 km gelaufen. Und es ist bereits umgebaut, so dass ich, von einer Kleinigkeit abgesehen, ihn nicht mehr umrüsten lassen müsste. Es steht zwar bereits bei einem Händler, mit dem ist der Vorbesitzer jedoch befreundet. Ich könnte sicher sein, dass das Fahrzeug in gutem Zustand ist. Allerdings müssten meine Eltern zustimmen.… Weiterlesen »Ein Golf für 5.000 Euro