Einkaufen

Suchte Streit

Ich habe die Nase gestrichen voll. Nicht mit Kokain, denn ich nehme keins. Wenngleich mir neulich welches angeboten wurde. Allerdings in öffentlichen Verkehrsmitteln, nicht im Krankenhaus. Derjenige muss gesehen haben, dass ich derzeit am Limit bin. Dieses Praktische Jahr, das verpflichtend ist vor der letzten (mĂĽndlichen) PrĂĽfung, hat es wirklich in sich. Ich bin derzeit vollständig in den Stationsbetrieb eingebunden. Wochenend- und Nachtdienste inklusive. Eigentlich bräuchte ich die nicht zu machen, allerdings wird in unserer Klinik erwartet, dass alle PJler eine entsprechende Ausnahme beantragen. Ich kenne niemanden im Praktischen Jahr, der sich dagegen sträubt. Die maximale Arbeitszeit beträgt eigentlich zehn… Weiterlesen »Suchte Streit

Renate und Chantal

Ich habe wirklich sehr lange hin und her ĂĽberlegt. Eigentlich kann man im Praktischen Jahr, in dem ich gerade stecke, nicht einfach fehlen. Man darf insgesamt 30 Tage (egal, aus welchen GrĂĽnden) abwesend sein. Blöd wäre natĂĽrlich, wenn ich bis zum April (dann ist das dritte Drittel vorbei) noch krank werde und deshalb längere Zeit flach liege. Allerdings muss ich bis Weihnachten insgesamt 10 freie Tage genommen haben, sonst verfallen sie. In der letzten Woche hätte ich an drei Tagen arbeiten sollen – und habe mir diese drei Tage frei geben lassen. Um etwas fĂĽr meinen Körper zu tun, was… Weiterlesen »Renate und Chantal

Plätschern, rieseln, pullern

Oft kommt es ja nicht vor, dass man mich morgens in einem Supermarkt antrifft. Aber heute bin ich um eine Lebenserfahrung reicher geworden. Nämlich dass morgens grundsätzlich nur schwerhörige Omas und Opas einkaufen. Nicht etwa, dass mir ein paar Gehwagen im Weg gestanden hätten. Und niemand auf meine Bitte reagiert hätte, sie beiseite zu schieben. Keineswegs. Im Gegenteil, der Laden war so gut wie leer. Es wurden an etlichen Stellen die Regale aufgefĂĽllt, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wuselten hin und her. Normalerweise, wenn ich einkaufe, plätschtert im Hintergrund irgendeine Musik. Manchmal rieselt sie auch, manchmal pullert sie – ich habe da… Weiterlesen »Plätschern, rieseln, pullern

Alle Jahre wieder

DrauĂźen sind fast dreiĂźig Grad und drinnen steht der grinsende Alte mit weiĂźem Rauschebart und rotem Mantel. Nee, ich bin nicht in Down Under. Ich kaufe ein. Klopapier. Zum Beispiel. Eine alte Frau schaut mich mit groĂźen Augen an. Starrt. Glotzt. Kommt dichter. Stellt sich betont versehentlich mit ihrem Einkaufswagen in den Weg. Glotzt weiter. Ich glotze zurĂĽck und lege den Kopf schief. Das reicht schon, um sie reden zu lassen. Sie deutet auf mein Klopapier und sagt: „Ich hab mal gelesen, dass Querschnittgelähmte gar nicht auf Toilette können.“ Bitte was? Muss ich da noch höflich bleiben? Soll ich darauf… Weiterlesen »Alle Jahre wieder

Kleine Welt

Da stehe ich mit meinem Einkauf auf dem SchoĂź im Aufzug zum Parkdeck, als mein Blick auf ein junges Mädchen, geschätzt zehn Jahre alt, fällt. Unter ihrem Top blitzt eine Dosierpumpe hervor. Insulin? Schmerzmittel? Die Mutter hat gesehen, dass mein Blick kurz an ihrer Tochter kleben blieb. Sie guckt mich an. „Haben wir Sie nicht letzte Woche in der Klinik gesehen?“, fragt sie mich plötzlich. So klein ist die Welt. „Kann schon sein“, antworte ich. Sie sagt: „Sie sind relativ zĂĽgig ĂĽber den Flur gerollt und meine Tochter war so fasziniert davon, wie Sie die defekte AutomatiktĂĽr mit der Hand… Weiterlesen »Kleine Welt

Keine Sonderrechte

Kaum rolle ich durch einen Supermarkt, ist ein neuer Beitrag fällig. Ich soll Maries Mutter eine kleine Flasche Rum fĂĽr einen Kuchen herausholen. Während sie mit Marie nebenan durch einen Bioladen turnt, flitze ich durch einen Discounter, stehe inzwischen in der schier endlosen Schlange vor der Kasse. In der anderen Reihe steht in viel zu kurzen Jogginghosen eine Frau mit unvorteilhafter Frisur, knetet in ihren Händen eine TĂĽte Gummibären. Um den Hals trägt sie ein SchlĂĽsselband einer nahe gelegenen Einrichtung fĂĽr geistig behinderte Menschen. Sie wippt auf und ab, fängt an, die Wartezeit zu ĂĽberbrĂĽcken, indem sie sich selbst ein… Weiterlesen »Keine Sonderrechte

Wie gewonnen, so zerronnen

Zehn Euro war der Gutschein wert, den Maries Vater kĂĽrzlich im Baumarkt gewonnen hatte. Diese zehn Euro waren schnell verdientes Geld. Wie wertvoll zehn Euro sein können, bekam ich heute vor Augen gefĂĽhrt, als ich im Supermarkt an der Kasse stand. Ein junger Mann stand vor mir, er war etwa fĂĽnf Jahre älter als ich. Er hatte Brot, Salami, mehrere billige TiefkĂĽhlpizzen Margarita, Mehl, Eier und Milch auf dem Laufband. Alles zusammen sollte knapp zehn Euro kosten. Als die Kassiererin den Preis nannte, griff er sich theatralisch in alle möglichen Taschen. Mir war sofort klar, dass da was nicht stimmte.… Weiterlesen »Wie gewonnen, so zerronnen

Bettelnde Kunden

Ich hasse es. Shopping. Ich weiĂź, dass es völlig untypisch ist. FĂĽr eine junge Frau. Aus einer GroĂźstadt. Aber ich hasse es inzwischen so sehr, dass ich mich regelrecht davor drĂĽcke und fast jedes Mal einen Föhn kriege, der stärker bläst als alle fest installierten Haartrockner meines Lieblingsschwimmbades zusammen. Und wenn es ganz hart kommt, kann ich sogar vor lauter Verzweiflung mindestens doppelt so laut schreien als all diese Schwimmbadföhnis zusammen in allerhöchster Stufe lärmen. Ich meine damit nicht jenes Shoppen, bei dem man ziellos und möglichst abseits der Haupt-Einkaufszeiten durch ein paar nette Läden bummelt. Mit dem Gedanken im… Weiterlesen »Bettelnde Kunden

Flirter und Dickmacher

Gibt es Männer, die mit sexy Frauen in Kontakt kommen wollen und sie deshalb scheinbar unbeabsichtigt anrempeln? Indem sie beim Laufen verträumt auf ihr Handy gucken, betont abwesend rĂĽckwärts oder seitwärts gehen, verlorenes Gleichgewicht oder die versehentlich unangemessene Geschwindigkeit vor unĂĽbersichtlichen Ecken vortäuschen? Ja, die gibt es. Gibt es Frauen, die mit knackigen Männern in Kontakt kommen wollen und sich ähnlich anstellen, dabei aber noch auf weitere Tricks aus der Kiste, wie zu hohe Absätze, Orientierungslosigkeit, … ach, ich muss aufpassen. Beides hat, wenn es nicht zu plump ist, einen gewissen Charme. Flirten gehört dazu. WĂĽrden alle die Menschen, die… Weiterlesen »Flirter und Dickmacher

Gute Vorsätze

Wie soll es erst im nächsten Jahr werden? Also in 2015? Da haben die Läden vom Donnerstag, den 24. Dezember mittags bis Montag, den 28. Dezember morgens geschlossen! Ein Chaos wird ausbrechen, denn die Menschen mĂĽssen sich fĂĽr dreieinhalb Tage bevorraten! Ob man vielleicht am 27. Dezember einen verkaufsoffenen Sonntag veranstaltet? Sozusagen als den Tag, an dem das Weihnachtsgeld von Oma auf den Kopf gehauen, die Geschenke getauscht und die sonst fast viertägige Hungersnot vorzeitig beendet werden kann? Die letzten Schokoweihnachtsmänner, die seit Ende August die Regale fĂĽllten, werden fĂĽr 20 Cent das StĂĽck verkloppt. Platz muss dringend her fĂĽr… Weiterlesen »Gute Vorsätze