Eltern

Blanker Egoismus

Unsere WG hat seit heute zwei Leute weniger. Lina und Liam sind ausgezogen, nachdem sie kurzfristig ihre Beziehung als beendet erklĂ€rt haben. Die Trennung kam innerhalb von drei Stunden. Davor waren sie ĂŒber 2 Jahre zusammen. Liam sagt, er hĂ€tte gerne Sex mit einer anderen. Lina war nicht einverstanden. „Wollen wir uns dann lieber trennen?“ – „Ja.“ So ungefĂ€hr ist das abgelaufen. Kein Streit, keine TrĂ€nen. Anfangs wollte er in der WG wohnen bleiben, erstmal alleine, spĂ€ter sollte dann diese oder eine andere neue Flamme nachtrĂ€glich einziehen, zum GlĂŒck hat Liam uns gebeten, darĂŒber abzustimmen, ob wir damit einverstanden wĂ€ren.… Weiterlesen »Blanker Egoismus

Catharina schwimmt

Yes. Mit etwas GlĂŒck: Morgen nachmittag. Mit etwas weniger GlĂŒck: Übermorgen vormittag. Das hĂ€ngt jetzt davon ab, ob der Hautarzt morgen Zeit fĂŒr mich hat und alle seine Untersuchungen machen kann – oder eben nicht. Wenn nicht, werde ich spĂ€testens am Donnerstag entlassen, wurde mir fest versprochen. Inzwischen habe ich Catharina ohne große MĂŒhe davon ĂŒberzeugen können, dass wir zusammen schwimmen gehen. Eigentlich sollte sie im Rahmen der medizinischen Reha schon öfter mit ihrem Physiotherapeuten ins Schwimmbad, das hat sie jedoch abgelehnt und jedes Mal einen irren Aufstand geprobt. Irgendwann erzĂ€hlte sie mir dann, dass sie Wasser noch nie mochte… Weiterlesen »Catharina schwimmt

Ich gehe mit meiner Laterne


 und meine Laterne mit mir. Da oben leuchten die Sterne und unten leuchten wir. Ich trag mein Licht und fĂŒrcht‘ mich nicht, la bimmel, la bammel, la bumm. So habe ich es im Kindergarten gelernt. Man könnte jetzt ĂŒber den tieferen Sinn und ĂŒber Parallelen im Leben, in meinem Leben, nachdenken und wĂŒrde bestimmt irgendetwas finden. Ganz bestimmt. In diesem Moment finde ich es allerdings lediglich schade, dass es am Ende nicht „la bummel“ heißt. Denn „Bummel“ heißt mein neuer vorlĂ€ufiger weiblicher Vormund. Kein Scherz. Und der Name ist auch keineswegs Programm, dazu aber spĂ€ter mehr. Erstmal muss ich… Weiterlesen »Ich gehe mit meiner Laterne

Jetzt gehts richtig los

Inzwischen ĂŒberschlagen sich die Ereignisse. Ich versuche, ein wenig Ordnung reinzubringen. Ich hoffe, ich schreibe das alles richtig und gebe das richtig wieder. Mir raucht immernoch der Kopf. Am Morgen war die Mitarbeiterin vom Jugendamt bei mir vor der TĂŒr, siehe Beitrag von gestern. Wie wir spĂ€ter erfahren haben, hat die Polizei, die vorgestern bei dieser Aktion hier war, nicht bemerkt oder nicht fĂŒr besonders wichtig gehalten, dass ich noch minderjĂ€hrig bin. Das hat mich auch nicht gestört. Als die Beamten aber meinen Vater besucht haben, um ihm zu erzĂ€hlen, dass er fĂŒr die nĂ€chsten 14 Tage hier nicht aufzutauchen… Weiterlesen »Jetzt gehts richtig los

Der letzte Brownie

Seit heute mittag weiß ich mit einer gewissen Sicherheit, was ich schon lange vermutet hatte: Meine Mutter ist psychisch krank. Sie ist vor etwa zwei Wochen dem Rat ihres Hausarztes gefolgt und hat sich in einer psychiatrischen Klinik stationĂ€r aufnehmen lassen. Dort diagnostizierte man inzwischen eine „emotional instabile Persönlichkeitsstörung“, auch bekannt als „Borderline-Syndrom“. Eine behandelnde Ärztin telefonierte mit mir und bat mich zu gemeinsamen Therapie-GesprĂ€chen in die Klinik, die allerdings rund 40 Kilometer von hier entfernt liegt. Außerdem wĂŒrde meiner Mutter Besuch gut tun und vielleicht mal eine kleine Aufmerksamkeit. Ich habe ihr gesagt, dass ich mir darĂŒber Gedanken machen… Weiterlesen »Der letzte Brownie

Ein Rennrollstuhl fĂŒr 1.500 Euro

Um die Frage zu beantworten, ob man sich einen neuen Rennrollstuhl zulegt, muss man sich erstmal selbst die Frage stellen, ob man diesen Sport ĂŒberhaupt langfristig und professionell machen möchte. Denn so ein SportgerĂ€t kostet in einfachster brauchbarer Ausstattung mindestens 5.000 Euro. Da ich noch nicht hundertprozentig weiß, wie ich in den nĂ€chsten zwei Jahren mit der Schule zurecht komme, ob ich mich in meiner Leistung entsprechend steigern kann, ob ich ĂŒberhaupt die Zeit habe, intensiv zu trainieren, ob dieser Sport fĂŒr mich das richtige ist und ob mein Körper ein dauerhaftes intensives Training akzeptiert, wĂ€re es aus meiner Sicht… Weiterlesen »Ein Rennrollstuhl fĂŒr 1.500 Euro

Das erbÀrmliche Wrack

Die neueste verbale Entgleisung meines Lieblingslehrers lautet: Penner. Ich bin nicht betroffen, sondern jemand, der sein Buch nicht gefunden hat. Inzwischen sagte jemand, dass der Lehrer keinen Bock mehr auf Unterrichten hat und sich freut, wenn er noch irgendwohin versetzt wird, wo er weniger Arbeit hat. Er meint wohl, dass man ihn nicht rausschmeißen kann. Wenn er mich allerdings eines Tages mal als KrĂŒppel bezeichnet, gibt es richtig Ärger. Irgendwann kommt ein Spruch, da bin ich mir sicher. Nach der Schule hatte ich mein erstes FamiliengesprĂ€ch mit meiner Psychologin im Krankenhaus. Bis ich dort angekommen bin und meine Eltern tatsĂ€chlich… Weiterlesen »Das erbĂ€rmliche Wrack

FĂŒnf Minuten Erziehungsberatung

Ich war gleich skeptisch, als meine Mutter mir ĂŒberfallartig vorschlug, mit meinen Eltern zu einem Termin in eine Beratungsstelle zu gehen, vor allem, weil es sich um eine Erziehungsberatungsstelle handelt und unsere Probleme ja nicht direkt etwas mit der Erziehung zu tun haben. Aber ich wollte mich nicht verschließen, wenn meine Eltern sich Hilfe suchen und mir wieder ein StĂŒckchen nĂ€her kommen möchten. Wie man so ein Beratungsangebot nun nennt oder unter welchem Stichwort man es anbietet, um vielleicht einigen Eltern den Gang dorthin leichter zu machen, spielt ja erstmal keine Rolle. Also schnappte ich mir an meiner Bushaltestelle (3… Weiterlesen »FĂŒnf Minuten Erziehungsberatung

Aber sonst geht es mir gut

Mein Dasein als Autofahrerin ging vor einer Woche ja gleich aufregend los, als erstmal einer abgeschleppt werden musste, weil er mich zugeparkt hatte. Aber irgendwie entspannt sich das nicht. Am Dienstag morgen kam ich zum Auto und wunderte mich noch ĂŒber einen Haufen Scherben, der da beim Einparken noch nicht gelegen hatte, bevor ich dann feststellte, dass man mir das Autoradio geklaut hatte und dafĂŒr ein hinteres Seitenfenster eingeschmissen hatte. Den Parkausweis fĂŒr Behinderte hat man natĂŒrlich auch gleich mitgenommen. Immerhin hatte es ĂŒber Nacht nicht geregnet, so dass nicht noch alles nass war drinnen. Die Polizei kommt dafĂŒr nicht,… Weiterlesen »Aber sonst geht es mir gut

Ein Golf fĂŒr 5.000 Euro

Auf meiner stĂ€ndigen (zur Zeit noch eher im Hintergrund ablaufenden) Suche nach einem behindertengerechten Fahrzeug hat mir Frank von einem gebrauchten, 10 Jahre alten Golf Kombi erzĂ€hlt, den er ĂŒber Beziehungen fĂŒr 5.000 Euro bekommen könnte. Das Auto kommt aus 1. Hand, ist scheckheftgepflegt, unfallfrei, mit Klimaanlage, hat rund 70.000 km gelaufen. Und es ist bereits umgebaut, so dass ich, von einer Kleinigkeit abgesehen, ihn nicht mehr umrĂŒsten lassen mĂŒsste. Es steht zwar bereits bei einem HĂ€ndler, mit dem ist der Vorbesitzer jedoch befreundet. Ich könnte sicher sein, dass das Fahrzeug in gutem Zustand ist. Allerdings mĂŒssten meine Eltern zustimmen.… Weiterlesen »Ein Golf fĂŒr 5.000 Euro