Helena

Eigene Tasche

Helenas Krankenkasse hat sich in der letzten Woche beim Anwalt gemeldet. Weil die Krankenkasse Helenas Insulinpumpe zwar als notwendig anerkannt hat, sie dennoch aber nur zu einem kleinen Anteil bezahlen wollte, haben wir den Quatsch gleich zum Anwalt umgeleitet. Der hat erstmal die Kasse aufgefordert, ihm Akteneinsicht zu gewähren. Nach sieben Wochen bekommt er – statt der Akte – ein Schreiben, in dem steht: „Wunschgemäß teilen wir Ihnen mit, dass uns vom [Lieferanten von Helenas Insulinpumpe] mitgeteilt wurde, dass Ihre Mandantin bereit wäre, die Differenz zum vereinbarten Vertragspreis aus eigener Tasche zu zahlen. Bitte teilen Sie uns mit, wie mit… Weiterlesen »Eigene Tasche

So ein Tag

Ich war gerade, trotz Regen und Wind, eine Stunde Handbiken. Zum Abreagieren. Ist gerade Vollmond oder hat in dieser Gegend wieder irgendjemand eine BĂĽchse Idioten aufgemacht? Unwahrscheinlich viele waren heute unterwegs. Und mein Idiotenmagnet zieht sie bekanntlich alle an. Es war kurz davor, dass ich ausgerastet wäre. Ich halte mich fĂĽr einen sehr toleranten Menschen, aber mein Geduldsfaden ist nicht endlos strapazierbar. Das begann schon morgens damit, dass sich jemand direkt vor unsere Auffahrt gestellt hat. Parkenderweise. Zehn Minuten später, ich war wirklich kurz davor, ihn abschleppen zu lassen, kam er wieder, guckte mich grinsend an und sagte: „Ach, ist… Weiterlesen »So ein Tag

Schnucki und Blondi

Seit zwei Wochen habe ich einen neuen Arbeitsplatz. Mal wieder. Ich hoffe, dass das Vertrauensverhältnis zwischen mir und meinem neuen neuen Arbeitgeber dieses Mal länger hält. Ansonsten schrecke ich aber auch nicht davor zurĂĽck, noch ein weiteres Mal zu wechseln. Hauptgrund meiner KĂĽndigung war, dass die bisherige Klinikleitung aus meiner Sicht nicht genug gegen einen ĂĽbergriffigen Kollegen unternommen hat. Genau, jener, der gerne BHs öffnet und ĂĽber Orgasmus-Faces philosophiert. Aufgrund der Beschwerden von verschiedenen Kolleginnen und mir ist er wohl zu Jahresbeginn abgemahnt worden. Wobei ich das nicht genau weiĂź, sondern nur vermute. Nahezu unbeeindruckt hat er trotzdem sein Verhalten… Weiterlesen »Schnucki und Blondi

Tägliches Leben

Helena hat seit letzter Woche ihre Insulinpumpe. Bis jetzt sind wir super zufrieden. Wir haben uns fĂĽr die neueste Generation entschieden, also ein schlauchloses System, bei dem ein Reservoir mit 2 ml Insulin gefĂĽllt und zusammen mit der Pumpe auf die Haut geklebt wird. Die Pumpe ist etwa so groĂź wie eine Streichholzschachtel. Aus ihr sticht eine Nadel in die Haut und verbleibt dort fĂĽr einen gewissen Zeitraum. Bei Helena reichen die 2 ml Insulin fĂĽr etwa 5 Tage. Die kleinste Einzeldosis, die die Pumpe abgeben kann, ist ein halber Mikroliter Insulin. Also die Hälfte von einem Tausendstel Milliliter. Kurz… Weiterlesen »Tägliches Leben

Eis im Sommer

Es nĂĽtzt nichts. Ich muss es im Tagebuch aufschreiben, auch auf die Gefahr hin, dass ich mich wiederhole und noch mehr Leserinnen und Leser denken: So oft gibt es das doch nicht! Doch, so oft gibt es das. Wir sind auf dem RĂĽckweg von Maries Eltern an einem Fahrradunfall vorbeigekommen. Auto gegen Fahrrad, vermutlich Abbiegefehler der Audi-Fahrerin. Fahrrad lag auf der StraĂźe, Radfahrerin mit Helm lag daneben, ein halber Einkauf hatte sich quer ĂĽber die StraĂźe verteilt, der Audi stand zehn Meter weiter am StraĂźenrand. „Das muss gerade eben passiert sein“, sagte Marie, während ich auf den Verkehr achtete. Der… Weiterlesen »Eis im Sommer

Immenhof

Inzwischen hat es Zeugnisse gegeben. Ich bin ganz ĂĽberrascht, wie groĂź das Interesse unter meinen Leserinnen und Lesern ist. Diverse Nachfragen habe ich dazu bekommen. Maries und mein Interesse war natĂĽrlich auch sehr groĂź. Und Helena war, obwohl wir keinen Druck gemacht haben, so aufgeregt, dass sie morgens ĂĽberhaupt nichts essen wollte. Zum GlĂĽck hat sie das nicht erst nach den ersten zwei Bissen gemerkt, sondern vorher, so dass wir die Insulindosis anpassen konnten. Und dabei waren die Noten eigentlich alle halbwegs bekannt. Ich hatte an dem Tag frei, war morgens zwei Stunden zusammen mit Marie schwimmen. Als Helena mittags… Weiterlesen »Immenhof

Gute Vorsätze und: Wie man damit umgeht

„Gute Vorsätze“ ist, glaube ich, ein Instrument, um vom Jahreswechsel-Blues, den viele Menschen schieben, wenn sie die letzten 365,25 Tage in ihren Gedanken Revue passieren lassen, abzulenken. Genauso wie die Knallerei. Die soll böse Geister vertreiben. Vermutlich nicht nur die drauĂźen, sondern auch die, die auf der Psyche liegen. Wenn Weihnachten, das Fest der Liebe, vorbei ist, und alle Aufregung verflogen, dann brauchen die Menschen etwas, an dem sie sich festhalten können. Gute Vorsätze. FrĂĽher oder später ist der Jahreswechsel-Blues weg. Alle sind wieder im Alltag angekommen, sind wieder im Stress, sind mittendrin. Mit ihm weg sind dann auch die… Weiterlesen »Gute Vorsätze und: Wie man damit umgeht

Fridolin

Bis heute scheint es keine Probleme damit zu geben, dass Helena ihren Schulweg mit dem Rollstuhl zurĂĽcklegt. Auf meine Frage, ob ich sie am Montag bis zur Schule begleiten soll, antwortete sie: „Nee, was sollen denn die anderen Leute von mir denken? Dass ich den Schulweg nicht alleine finde?“ Als sie mittags nach Hause kam, war sie fröhlich. „Er hat ĂĽbrigens seit heute einen Namen: Fridolin Bumblebee.“ – Ich musste laut lachen. Ich bin immer wieder fasziniert von ihrer Fantasie. Sie gackerte mit und sagte: „Etwas ernsthafter bitte, ja? Er kann nichts dafĂĽr.“ – „FĂĽr seinen Namen?“ – „Ja.“ –… Weiterlesen »Fridolin

Hokuspokus

Ich war heute nach Feierabend noch einmal im Schwimmbad. Helena war mit eine Freundin verabredet, Marie hilft heute ihrer Mutter bei einer Jahresabrechnung und ich hatte nochmal Lust auf den Blindfisch. Normalerweise glaube ich nicht an Hokuspokus. Aber manchmal habe ich das GefĂĽhl, als gäbe es eine gewisse Paranormalität. Anders kann ich es mir nicht erklären, dass die Frau bereits fertig ist mit Schwimmen und im nassen Badeanzug, in ein Handtuch eingewickelt, auf einer gefliesten Bank sitzt und … auf mich wartet? WĂĽrde sie sehen können, wĂĽrde ich sagen, sie starrt Löcher in die Luft. Ich rolle zu ihr und… Weiterlesen »Hokuspokus

Infekt und Mobilität

Ich wollte gerade schon schreiben, dass nichts AuĂźergewöhnliches passiert ist, da sitze ich im Dienstzimmer, schreibe noch meinen letzten Bericht fertig, habe eigentlich schon Feierabend und alles an meine Nachtdienst-Kollegin ĂĽbergeben und sehe plötzlich einen Kopf um die Ecke des hölzernen TĂĽrrahmens schauen. „Frau Socke? Könnten Sie sich noch um eine ambulante Patientin kĂĽmmern?“ – „Kann das nicht die Kollegin machen? Ich bin jetzt seit 12 Stunden hier und habe eigentlich Feierabend.“ – „Theoretisch schon, sie hat auch gerade nicht viel zu tun, aber wenn ich Ihnen morgen davon erzähle, wĂĽrden Sie mich anmeckern, wenn ich Ihnen die Dame vorenthalten… Weiterlesen »Infekt und Mobilität