Menschen

Suchte Streit

Ich habe die Nase gestrichen voll. Nicht mit Kokain, denn ich nehme keins. Wenngleich mir neulich welches angeboten wurde. Allerdings in öffentlichen Verkehrsmitteln, nicht im Krankenhaus. Derjenige muss gesehen haben, dass ich derzeit am Limit bin. Dieses Praktische Jahr, das verpflichtend ist vor der letzten (mĂĽndlichen) PrĂĽfung, hat es wirklich in sich. Ich bin derzeit vollständig in den Stationsbetrieb eingebunden. Wochenend- und Nachtdienste inklusive. Eigentlich bräuchte ich die nicht zu machen, allerdings wird in unserer Klinik erwartet, dass alle PJler eine entsprechende Ausnahme beantragen. Ich kenne niemanden im Praktischen Jahr, der sich dagegen sträubt. Die maximale Arbeitszeit beträgt eigentlich zehn… Weiterlesen »Suchte Streit

Auf den Keks

Darf ich mal meckern? Also mal kollektiv? Freunde und Bekannte sagen ja immer, ich sei eine gute Autofahrerin. Sehr ruhig, besonnen, verausschauend. Ăśblicherweise rege ich mich nicht ĂĽber andere Verkehrsteilnehmer auf. Es geht damit in der Regel dann sowieso nicht schneller und sich nicht aufzuregen, schont die Nerven. „Du hättest auch Fahrlehrerin werden können“, meinte mal eine Bekannte zu mir, der ich vor einiger Zeit in den ersten Stunden nach Bestehen der FahrprĂĽfung damit geholfen habe, dass ich bei ihr im Auto mitgefahren bin und sie begleitet habe, bis sie sich auch in der GroĂźstadt sicher genug fĂĽhlte. Begleitet, soweit… Weiterlesen »Auf den Keks

Studium, Nachbar, Partner

Es wird allerhöchste Zeit, dass mein Praktisches Jahr vorbei ist. Ich fĂĽhle mich, als machte ich im Moment auĂźer arbeiten, lernen und schlafen nichts anderes mehr. Derzeit zeichnen sich Interesse und Arbeitsbereitschaft enorm aus. Und die Bereitschaft, die ScheiĂźjobs ohne groĂźes Aufsehen abzuarbeiten. Entsprechend habe ich acht bis vierzehn Stunden pro Tag oft ununterbrochen mit Menschen zu tun, die einfach nur anstrengend sind. Respektlos, laut, egoistisch, dumm. Und oft auch sexistisch. Mein gestriges Highlight war die Frage, ob man einen Sonografie-Schallkopf auch vaginal einfĂĽhren könnte und ob das SpaĂź macht. Als ich direkt zum roten Faden zurĂĽckkehrte, griff der Mann… Weiterlesen »Studium, Nachbar, Partner

Gangster und Agenten

Es war mal wieder eine aufwĂĽhlende Zeit. Der Schichtdienst, in den man mich inzwischen mehr oder weniger vollständig eingebunden hat, ist eine ziemliche Herausforderung. Ich meine, einerseits bin ich ja froh, dass dieses Krankenhaus mich „normal“ behandelt und mir vertraut. Und offenbar mit dem, was ich in meiner Schicht tue, einverstanden bis zufrieden ist. Vielleicht ist es auch einfach nur der Personalstruktur geschuldet, so dass man alles einsetzt, was irgendwie ein Stethoskop und ein Telefon richtig herum halten kann. Denn eigentlich soll man im PJ … ach, lassen wir das. Andererseits weiĂź ich schon jetzt, was ich später nicht machen… Weiterlesen »Gangster und Agenten

Renate und Chantal

Ich habe wirklich sehr lange hin und her ĂĽberlegt. Eigentlich kann man im Praktischen Jahr, in dem ich gerade stecke, nicht einfach fehlen. Man darf insgesamt 30 Tage (egal, aus welchen GrĂĽnden) abwesend sein. Blöd wäre natĂĽrlich, wenn ich bis zum April (dann ist das dritte Drittel vorbei) noch krank werde und deshalb längere Zeit flach liege. Allerdings muss ich bis Weihnachten insgesamt 10 freie Tage genommen haben, sonst verfallen sie. In der letzten Woche hätte ich an drei Tagen arbeiten sollen – und habe mir diese drei Tage frei geben lassen. Um etwas fĂĽr meinen Körper zu tun, was… Weiterlesen »Renate und Chantal

Jung und alt

Das aktuelle Drittel meines Praktischen Jahrs verbringe ich in der Chirurgie. Und gerade in der Notaufnahme eines groĂźen Krankenhauses. Chirurgische und internistische Notaufnahmen sind dort getrennt, wenngleich sie im selben Gebäude, nur in unterschiedlichen Abschnitten liegen. Plötzlich kommt ein Anruf: Könnt ihr mal bitte eure Rollstuhlfahrerin rĂĽberschicken? Ein zwölfjähriges Mädchen, Cerebralparese, geistig etwa auf dem Stand einer Sieben- bis Achtjährigen, klagte in der Schule plötzlich ĂĽber Bauchweh und hat gespuckt. Schreit jetzt wie am SpieĂź und lässt nichts mit sich machen. Die Mama ist unterwegs, braucht aber noch mindestens eine Dreiviertelstunde. Ist ja nicht das erste Mal und nicht die… Weiterlesen »Jung und alt

Da war noch was

Wer sehr emotionale Dinge gerade nicht so gut verträgt, sollte diesen Beitrag lieber nicht lesen. Ich habe eigentlich ganz viele Dinge im Kopf, ĂĽber die ich gerne etwas schreiben möchte. Ăśber eine wunderbare Freundschaft (nicht: Partnerschaft) an meinem heimlichen RĂĽckzugsort am Meer. Ăśber eine wunderbare Partnerschaft. Ăśber Maries Wunsch, nun doch auch in die Pädiatrie (Kinderheilkunde) gehen zu wollen, nachdem sie zunächst mit Innerer Medizin (wie ihre Mama) liebäugelte. Und vieles mehr. Aber stattdessen schreibe ich erneut ĂĽber aktuelle Ereignisse aus meinem Praktischen Jahr. Die es im Moment wirklich in sich haben. Gestern kam eine Kollegin zu mir und sagte:… Weiterlesen »Da war noch was

Ständer und Heizung

Bekanntlich ist mit einem Nachtdienst ja nicht aller Nächte Morgen. Oder so ähnlich. Es ist gerade halb zwei Uhr nachts, ich darf alleine mit drei Pflegekräften und einem Sicherheitsmenschen die chirurgische Notaufnahme ĂĽber Wasser halten, während alles, was nicht mehr studiert, entweder im OP steht oder schläft. Während ich mich schon um ein schreiendes Kind mit einem unreifen Eiterpickel, zwei betrunkene Frauen mit SchĂĽrfwunden, einen jungen Mann mit einem gebrochenen Unterarm, einen älteren Mann mit einem Splitter im Handteller und eine alte Dame mit einer verstauchten Hand gekĂĽmmert habe, kommt als nächstes ein Mann mit einem angeblichen Abszess im Genitalbereich.… Weiterlesen »Ständer und Heizung

Fahrdienst und andere Katastrophen

Weiblich, 21 Jahre alt, wartet laut Computer seit zwei Stunden und 38 Minuten mit akuten RĂĽckenschmerzen. Es ist kurz nach zwölf Uhr nachts. Verpflichtend ist der Nachtdienst im Praktischen Jahr zwar bei uns nicht, aber wehren kann man sich trotzdem kaum dagegen. Es gibt da so Erwartungen. Ich bin alleine in der chirurgischen Aufnahme. NatĂĽrlich sind Pflegekräfte da, und ein Sicherheitsmensch döst in einem Sozialraum vor einem flimmernden Fernseher. Approbierte Mediziner? Gerade Fehlanzeige. Alles, was Dienst hat, steht im OP. Versucht sich an einer älteren Dame, die kopfĂĽber aus dem Fenster gestĂĽrzt ist und am Ende doch noch verstirbt. Und… Weiterlesen »Fahrdienst und andere Katastrophen

Roter Teppich

Es ist 22.00 Uhr, endlich Feierabend. Ich will nur noch nach Hause. Ich muss ein StĂĽck mit dem Bus, dann mit der S-Bahn, dann wieder mit dem Bus fahren. Wenn alles klappt, bin ich in 40 Minuten zu Hause. Ich mag nach einem anstrengenden Dienst nicht mehr mit dem Auto fahren. Aus Angst, während der Fahrt einzupennen. Das wäre im Bus oder in der S-Bahn nicht so schlimm. Vor der Fahrt nochmal zum Klo, dann mĂĽsste meine neurogene Blase eigentlich die 40 Minuten locker ĂĽberstehen. Auch zwei Stunden sollte sie eigentlich schaffen. Mein Problem: Wenn es dann doch mal dringend… Weiterlesen »Roter Teppich