Öffis

Bein gestellt

Nicht nur ich ziehe idiotische Dinge an, was seit gestern bewiesen wäre. Jana hat sich gestern auf dem Weg zum Schwimmen eine Anzeige wegen Körperverletzung eingefangen. Angeblich sei sie für einen Speichenbruch bei einer Frau, Alter Mitte 50, verantwortlich. Nein, nix von wegen Fahrrad: Im Arm hat man auch eine Speiche. Neben der Elle. Im Unterarm. Auf diesen (Unterarm) ist besagte Frau gefallen, als sie bei Jana über den Schoß geklettert ist. Die Frau stellte das gegenüber der Polizei so dar, als hätte Jana ihr ein Bein gestellt. Dass Jana einen kompletten Querschnitt hat, bei dem ein willentliches Bewegen der… Weiterlesen »Bein gestellt

Belämmerter Beginn, exzellentes Ende

Dass jemand krankheitsbedingt eine Vorlesung absagen muss, kann passieren, aber ich bin strikt dafür, dass man einen Mailverteiler anlegt und solche Ausfälle kommuniziert, vor allem dann, wenn so etwas frühzeitig bekannt ist. Oder meinetwegen auch auf einer Internetseite, die jeder noch einmal aufrufen kann, bevor er sich auf den Weg macht. Die meisten meiner Kommilitonen störte der Ausfall wenig; mir jedoch ging es auf den Wecker, weil ich nur für diese eine Vorlesung eine Stunde lang mit einem schweren Rucksack dorthin gegurkt bin und eine weitere Stunde wieder zurück fahren würde. Am frühen Nachmittag hatte ich einen Termin bei meiner… Weiterlesen »Belämmerter Beginn, exzellentes Ende

Statistik, Taxi, Medizin

Mir wird mal wieder ganz schwindelig. Ich schreibe ein Tagebuch, schreibe es online – und hätte nie für möglich gehalten, dass es so viele Menschen gibt, die das mit- oder sogar durchlesen wollen. Ich dachte einmal, dass mein Leben als Behinderte absolut schrecklich, langweilig, uninteressant sein wird – wer rechnet in der Reha schon damit, dass man als bloggende Rollstuhlfahrerin andere Menschen faszinieren kann? Ehrlich gesagt: Ich habe damals nicht damit gerechnet. Mitte 2009, als ich aus der Klinik entlassen wurde, wurde mein Blog im Internet pro Monat rund 13.000 Mal angeklickt. Ein Jahr später waren es immerhin schon 20.000… Weiterlesen »Statistik, Taxi, Medizin

Wieder geritten

Zwei Wochen noch. Ich bin schon jetzt aufgeregt ohne Ende. Wohin soll das noch führen? Wahrscheinlich schlafe ich die letzten beiden Nächte vor meinem ersten Unitag gar nicht mehr. Und dabei ist doch alles ganz easy und in einem halben Jahr werde ich fast nicht mehr verstehen können, wie ich wegen meines Studiums so aufgeregt sein konnte. Aber noch ist „heute“ und nicht „in einem halben Jahr“. Marie (nicht Maria) ist übrigens mindestens genauso aufgeregt, sagt sie. Es wird allerdings auch Zeit, dass es endlich losgeht. Ich hoffe, dass ich das alles irgendwie schaffe. Da ich ja zur Zeit kein… Weiterlesen »Wieder geritten

Gebrauchsanleitung

Ich glaube, man kann gar nicht oft genug darüber schreiben. Nein, nicht über das Wetter (wieso sind draußen 13 Grad plus um diese Zeit?!). Über was anderes: Gebrauchsanleitung: Rollstuhlfahrer in der Öffentlichkeit 1. Wer in der Öffentlichkeit im Rollstuhl durch die Gegend fährt, fragt, wenn er Hilfe braucht. 2. Wer Hilfe braucht, aber nicht fragen kann, macht anders auf seine Hilfsbedürftigkeit aufmerksam. Derjenige kommt in aller Regel nicht an diesem Tag zum ersten Mal in diese Lage und kann sich entsprechend vorbereiten. 3. Wer Hilfe braucht und das selbst nicht weiß, verhält sich auch ansonsten erkennbar auffällig. 4. Wer freundlich… Weiterlesen »Gebrauchsanleitung

Eine Woche Stress

Manchmal wünsche ich mir die Zeit zurück, in der ich mittags aus der Schule kam (ja, ich gehöre noch zu der Generation, die die Zeit vor den Ganztagsschulen zu einem großen Teil miterlebt hat), meine Hausaufgaben in den langweiligen Unterricht der ersten beiden Stunden des Folgetages verschoben habe und stundenlang Zeit für mich selbst hatte. Und für meine Pferde. Ich habe mich vor ein paar Tagen mit Jana unterhalten, vor allem über das Theater hier auf meiner Seite. Ich will den Inhalt des Gesprächs hier nicht weiter vertiefen, aber eins ist mir besonders aufgefallen. Ich habe mich, was meine Zeit… Weiterlesen »Eine Woche Stress

Tag der geschlossenen Türen

Das war ja wieder eine Aktion … ich sage nur: Schwimmtraining. Da ich ja zur Zeit kein Auto habe, musste ich mit dem Rolli und dem ganzen Gepäck zur U-Bahn. Dort ging der Aufzug nicht, also mit dem Bus zur nächten Station, dann bis zum Hauptbahnhof, dort umsteigen (erster Aufzug, zweiter Aufzug, über die Straße, dritter Aufzug) in die S-Bahn, drei Stationen weiter, noch ein Aufzug, zum Bus, noch drei Stationen – endlich da. 90 Minuten für eine Strecke, für die ich mit dem Auto höchstens 20 Minuten brauche. Über einen gefrorenen Matschweg bergauf in in den Eingangsbereich der Schwimmhalle,… Weiterlesen »Tag der geschlossenen Türen

Ganz viel heiße Luft

Heute saß ich im Bus, zusammen mit Cathleen, als eine Frau, schätzungsweise Mitte 40, den roten Knopf drückte, den man drückt, wenn man an der nächsten Station aussteigen will. Als Quittung leuchtet meistens irgendwo „Wagen hält“ auf. Der Bus hält an der nächsten Station, die Frau geht nach draußen, dreht sich um, lässt einen Fuß in der Tür stehen, wartet drei Sekunden, kommt wieder rein. Cathleen und ich schauen uns fragend an. Vermutlich hat sie zu früh gedrückt, möchte erst an der nächsten oder übernächsten Station raus. Tatsächlich, zwei Stationen später drückt sie erneut. Der Bus hält an, sie steigt… Weiterlesen »Ganz viel heiße Luft

Fahrstuhl-Ersatzverkehr

  Kommt ein Mann zum Arzt: „Herr Doktor, ich hab seit einer Woche Durchfall!“ – Der Arzt verschreibt ihm Tabletten. Nach einer Woche kommt der Mann wieder zum Arzt. „Na, haben Sie noch immer Durchfall?“ – „Nein, aber jetzt habe ich Rollstuhl!“ Haha. Als Querschnittgelähmte habe ich regelmäßig das Problem, dass mir Niveau auf die Füße fällt. Jeder andere würde sie rechtzeitig wegziehen können, nur ich bin halt ein bißchen lahm. Um nicht zu sagen: Behindert. Womit wir schon wieder beim Thema wären: Den Witz hat mir heute einer in der S-Bahn frei von der Leber erzählt. Und ich konnte… Weiterlesen »Fahrstuhl-Ersatzverkehr

Mal eben 644 Euro

Ich bin ja schon sehr gespannt auf mein Studium, dessen erste Vorlesung nun offiziell am 2. April beginnt. Lange habe ich darauf warten müssen, aber inzwischen weiß ich, dass alle Unterlagen komplett sind, die Pflegepraktika anerkannt wurden und meine Bewerbung Erfolg hatte. Die meisten meiner künftigen Kommilitonen bekommen ihre Zusage erst Ende Januar – manchmal hat eine Behinderung doch auch einen Vorteil. Allerdings: Studieren in Hamburg ist teuer. Ganze 644 Euro möchte die Uni pro Semester, also pro Halbjahr, von mir haben. Setzt sich wie folgt zusammen: 375,00 € Studiengebühren 146,90 € Semesterticket 60,00 € Beitrag Studierendenwerk 50,00 € Verwaltungskostenbeitrag… Weiterlesen »Mal eben 644 Euro