Sexualität

Christin und Amerika

Für irgendwelche kulturellen Sehenswürdigkeiten hatten wir in den Tagen in Amerika keine Zeit. Wir hätten uns Zeit nehmen können, aber unser Hunger war hauptsächlich der nach Sonne. Wir haben es beide geschafft, schon vor unserem Wettkampf etwas Sonnenlicht zu bekommen ohne dabei die Haut zu verbrennen. Immerhin würde ich während meiner Schwimmzeit der prallen Sonne ausgesetzt sein. Wir lagen also am Strand, hatten uns einen Sonnenschirm geliehen (ohne den es nicht auszuhalten war), soffen literweise Wasser und gingen alle zwei Stunden mal in die Wellen. Vorausgesetzt, das Wasser war da. Wobei ein wenig Wasser immer da war. Christin bat darum,… Weiterlesen »Christin und Amerika

Kein Triathlon III

Geweckt wurden wir um kurz vor sechs Uhr von einem Entenpaar, das hinter der Hecke stand und laut schimpfte. Worüber auch immer. Christin schaute mich verschlafen an und verdrehte ob des Lärms die Augen. Während andere Menschen sich jetzt noch einmal umdrehen würden, hatte mich meine Querschnittlähmung schon wieder voll im Griff: Ich stellte erstmal fest, dass meine Blase über die Nacht brav gewesen war. Jetzt aber randvoll war, was kein Problem war, solange ich mich nicht aufrichte. Sobald ich das mache, bleibt ein Zeitfenster von zwei bis drei Minuten. Mein Rollstuhl stand im Vorzelt. Zum Waschraum müsste ich über… Weiterlesen »Kein Triathlon III

Kein Triathlon II

Am Freitag nach der Arbeit holte ich Christin von zu Hause ab. Sie stand mit ihren zwei großen Schwimmtaschen und einer Zelttasche und einem großen Beutel mit einem Luftbett bereits vor der Tür und wartete auf mich. Auch wenn wir erst in zehn Minuten verabredet waren. Sie lud ihre Sachen hinten ein, setzte sich auf den Beifahrersitz und sagte: „Ich bin so aufgeregt.“ – Dabei schwimmt sie regelmäßig im In- und Ausland diese langen Strecken und das gar nicht mal so schlecht. Vier Stunden hatten wir für die Fahrt eingeplant. Bei Außentemperaturen von über 30 Grad lobte ich mir die… Weiterlesen »Kein Triathlon II

Porsche und Strumpfhose

Leider „konnte ich nichts mehr von dem Typen schreiben, dem ich da begegnet bin.“ So lautete der drittletzte Satz meines letzten Eintrags. Während ich im Feuer Foyer des Hotels saß, um abzuwarten, dass eine der angestellten Personen nochmal eben den Müll vom Vornutzer aus meinem Zimmer holt und mein Bett bezieht, setzte sich jemand zu mich mir. Ein Mann, geschätzt zehn Jahre älter als ich, geschätzt über 190 cm groß, sportliche Figur, gepflegtes Äußeres, dunkelblonder Kurzhaarschnitt, kein Bart, bekleidet mit dunkelblauer Jeans, Poloshirt und schwarzen Halbschuhen. Stützte sich beim Sitzen mit seinen Unterarmen auf seinen Oberschenkeln ab und guckte mich… Weiterlesen »Porsche und Strumpfhose

Niedlich

Wie niedlich! Gestern bekam ich eine E-Mail, in der behauptet wurde, man habe mich beim Anschauen von Videos mit Erwachsenen-Inhalten, also P*rn*s, erwischt, indem man auf meinem PC einen Trojaner installiert habe. Dieser erzeuge und versende nun ganz lustige Split-Screen-Videos: Auf der oberen Hälfte des Bildes sei zu sehen, was ich mir da im Internet anschaue, auf der unteren Hälfte das Bild meiner Webcam. Und man habe mich und mein bestes Stück wirklich gut getroffen. Wenn ich nun verhindert wissen möchte, dass dieses Video an alle meine Kontakte gelangt, solle ich eintausend Dollar auf ein Bitcoin-Konto überweisen. Soweit einleuchtend. Leider… Weiterlesen »Niedlich

Heini, Bärbel, Aschenbrödel

Bei kaltem Wetter wird mehr gekuschelt. Deswegen werden ja auch in den Monaten Juli, August und September in Deutschland die meisten Kinder geboren. Einen kleinen Kick gibt es nochmal mit den ersten Frühlingsgefühlen, aber ansonsten ist die stimmungsvolle Zeit vor Weihnachten und kurz danach diejenige, in der die meisten Kinder gezeugt werden. Das bedeutet auch: Jemanden, der aus eher peinlichen Gründen die Notaufnahme aufsucht, wird man am ehesten in dieser Zeit dort antreffen. Nun arbeite ich derzeit nicht in der Notaufnahme und bin damit schon gar nicht für gynäkologische oder urologische Notfälle zuständig. Worum ich, ehrlich gesagt, auch nicht traurig… Weiterlesen »Heini, Bärbel, Aschenbrödel

Rapunzeln

Unsere konzeptionelle Bewerbung für Helena haben wir Mitte dieses Monats offiziell eingereicht. Die formellen Voraussetzungen erfüllen wir, das örtliche Jugendamt hat keine Bedenken, Maries Eltern haben schriftlich zugesagt, uns bei Bedarf zu unterstützen, in der Schule und der anschließenden Tagesbetreuung gibt es keine nennenswerten Probleme, der Vormund ist „grundsätzlich einverstanden“, lässt sich aber von der fachlichen Einschätzung des derzeit betreuenden Jugendamtes leiten. Wir drei wollen nach wie vor unbedingt. Einige Menschen um uns herum sind vorsichtig optimistisch, dass das klappen wird, andere behaupten sogar, dass die das nicht mehr ablehnen können … wir sind gespannt und hoffen, dass die Entscheidung… Weiterlesen »Rapunzeln

Liebend getan

Vielleicht hat der Eine oder die Andere gedacht, dass ich heute ein Gyrosbaguette essen würde. Und lag damit richtig. Allerdings nicht dort, wo sich die Crew, die mich vor zehn Jahren von der Straße gekratzt hat, am Tag meines Unfalls ihr Gyrosbaguette geholt hat. Denn den griechischen Imbiss gibt es nicht mehr. Und auch „meine“ Notärztin, die mich vor zehn Jahren im Heli begleitete und vermutet hatte, dass ich meine Verletzungen nicht überleben werde, gibt es leider nicht mehr. Sie ist, wie ich gestern erfuhr, im September letzten Jahres verstorben. Warum, wieso, weshalb, weiß ich nicht. So alt, dass man… Weiterlesen »Liebend getan

Abgriff

Es ist fast genau vier Jahre her, da stand ich an einer Tankstelle, wollte mit meiner Kreditkarte bezahlen und wurde fast verhaftet. Warum? Meine Mutter, damals psychisch schwer erkrankt, heute vermutlich noch immer schwer erkrankt, hatte bei Nacht und Nebel meine sämtlichen Bankkarten sperren lassen. Sich bei meiner Bank als ihre Tochter ausgegeben und behauptet, die Handtasche verloren zu haben. Murmeltiere grüßen ja bekanntlich täglich, von daher hinkt dieser Vergleich hier. Nach vier Jahren. Aber für ein Déjà-vu war das, was mir heute passiert ist, zu realistisch. Ich stehe im Verkaufsraum einer Tankstelle, habe rund 60 Liter frischen Diesel gezapft,… Weiterlesen »Abgriff

Studium, Nachbar, Partner

Es wird allerhöchste Zeit, dass mein Praktisches Jahr vorbei ist. Ich fühle mich, als machte ich im Moment außer arbeiten, lernen und schlafen nichts anderes mehr. Derzeit zeichnen sich Interesse und Arbeitsbereitschaft enorm aus. Und die Bereitschaft, die Scheißjobs ohne großes Aufsehen abzuarbeiten. Entsprechend habe ich acht bis vierzehn Stunden pro Tag oft ununterbrochen mit Menschen zu tun, die einfach nur anstrengend sind. Respektlos, laut, egoistisch, dumm. Und oft auch sexistisch. Mein gestriges Highlight war die Frage, ob man einen Sonografie-Schallkopf auch vaginal einführen könnte und ob das Spaß macht. Als ich direkt zum roten Faden zurückkehrte, griff der Mann… Weiterlesen »Studium, Nachbar, Partner