Sofie

Tränen vor der Tür

„Wenn ich nachts um halb drei Uhr bei dir vor der Tür stehe, mit Tränen in den Augen – lässt du mich hinein? Wenn ja, bitte liken.“ Solchen oder ähnlichen Blödsinn liest man ja immer wieder in einschlägigen Geschichtsbüchern, und es gibt auch immer wieder Leute, die so etwas teilen und posten. Dabei geht es nur um eins: Derjenige, der das erstmalig online gestellt hat, verdient -was auch immer- an den Likes. Ich behaupte immer frech: Meine Freunde wissen, ob und wann ich für sie da bin und wann ich wen in mein Zimmer lasse. Dass das doch mal jemand… Weiterlesen »Tränen vor der Tür

Minus mal minus und ein Truthahn

Seit heute habe ich endlich wieder ein Auto und ich hoffe, dieses Mal hält es etwas länger. Ich durfte es heute um kurz vor Feierabend abholen, als letzte Handlung des Autohauses sozusagen. Man war so freundlich und hatte mich noch dazwischen geschoben, eigentlich sollte es erst Freitag fertig sein. Als ich dann etwas aufgeregt den Zündschlüssel in der Hand hielt und mir bei geöffneter Fahrertür auf dem Fahrersitz sitzend alles erstmal anschaute, kam ein Typ in Jeans und Sakko, braungebrannt, Halbglatze, Brille, an meine Tür. Den Dialog möchte ich unbedingt verewigt haben: „Guten Abend!“ „Guten Abend!“ „Na, fahren Sie gleich… Weiterlesen »Minus mal minus und ein Truthahn

Sand im Ohr, Sonne im Hirn

Ich bin wieder zurück. Eine Woche Strand mit einem Haufen verzogener Kinder und Jugendlicher Betreuerinnen und Betreuern ist vorbei. Nach ausgiebigem Schlaf in (m)einem vernünftigen Bett habe ich gerade die hoffentlich letzten Sandkörner aus meinen Ohren gewaschen. Nach einer Woche Trainingslager in Bayern und dem Kennenlernen meiner beiden älteren Halbschwestern hatte ich quasi einen halben Tag Zeit, Wäsche zu waschen, neu zu packen, Mails grob zu checken und die wichtigsten Telefonate zu erledigen, bevor es eine weitere Woche mit letztlich fast 30 Kindern und Jugendlichen (zwischen 12 und 18, bei wenig Heimweh auch ab 11 oder 10, bei viel Langeweile… Weiterlesen »Sand im Ohr, Sonne im Hirn

50 Sätze und andere Kuriositäten

Schon öfter, ich will nicht „regelmäßig“ sagen, habe ich über kuriose Begegnungen im Alltag geschrieben. Inzwischen gibt es auch die „Fünfzig Sätze, mit denen ich als Rollstuhlfahrerin in der Öffentlichkeit von wildfremden Menschen mehr als einmal konfrontiert wurde„, auf die ich an dieser Stelle dezent hinweisen möchte. Zum Leben jeder Rollstuhlfahrerin gehört, regelmäßig mit solchen kuriosen Dingen konfrontiert zu werden. Das wird sich auch nicht ändern, solange es in den Köpfen der Menschen zu einem bestimmten Thema (hier: Behinderung) teilweise extremst verschieden aussieht. Letzte Woche: Marie und ich fahren mit unseren Handbikes (die Vorspannbikes für den normalen Alltagsrolli) zur Uni.… Weiterlesen »50 Sätze und andere Kuriositäten

Geiles Wetter

So ein geiles Wetter! Nachts kalt genug, um die Hütte zu lüften, tagsüber warm genug, um im T-Shirt und kurzer Hose draußen zu sein – auf dieses Wetter habe ich inzwischen fast ein Jahr gewartet! Aber ich wusste, es kommt irgendwann zurück. Im Moment bin ich jede freie Minute draußen an einem Badesee mit Rasen, Sandstrand und ausreichender Größe für eine laut Tageszeitung „hervorragende Wasserqualität“. Man muss zwar 15 Kilometer (pro Strecke) mit dem Handbike radeln bikeln, aber das ist doch bei so einem Wetter ein Klacks. Der See hat zur Zeit um die 18 Grad, also eine erfrischende Abkühlung.… Weiterlesen »Geiles Wetter

Nochmal sechs

Man sollte sich eben nicht zu sicher sein. Wir haben auch gestern keine geeignete Bewerberin und keinen geeigneten Bewerber für die offene Assistenzstelle gefunden. Wir hatten weitere insgesamt sechs Leute zum Vorstellungsgespräch eingeladen und es ist unglaublich: Es war niemand dabei, der unseren Vorstellungen entsprach. Und dabei halte ich unsere Vorstellungen gar nicht mal für so außergewöhnlich. Ich erwähne dieses Mal vorab, dass diese Leute alle eine schriftliche Bewerbung vorab zugeschickt haben und aufgrund dieser eine Vorauswahl stattgefunden hatte. Und ich erwähne auch, dass diese Leute nicht von der Arbeitsagentur geschickt wurden, sondern sich aus freien Stücken beworben hatten. Nummer… Weiterlesen »Nochmal sechs

Vier mal Arbeitsagentur

Wir stehen bei der Arbeitsagentur gerade hoch im Kurs mit unserem Wohnprojekt und einigen Stellen, die für Assistenzkräfte zu vergeben sind. Von denen ist gerade eine frei, wir stocken auch immernoch auf, und da schickt uns (auch) die Arbeitsagentur geeignete Bewerber. Manchmal kommt man sich da vor wie in dem Film „Ziemlich beste Freunde“, in dem ein Arbeitsloser zu einem Halsquerschnitt kommt, sich auf eine Assistenzstelle bewirbt und von vornherein durchblicken lässt, dass er eigentlich nur den Stempel für das Arbeitsamt haben möchte. Ganz so krass, dachte ich, ist es in Zeiten, in denen Leistungen auch gerne mal gekürzt werden,… Weiterlesen »Vier mal Arbeitsagentur

Nur die Augen

Der heutige 05.05. ist ein Protesttag zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderung, an dem europaweit zur Teilnahme an verschiedenen Aktionen aufgerufen wird. So gibt es auch in Hamburg die eine oder andere Aktion, an denen ich mich allerdings aus verschiedenen Gründen nicht beteilige. Was aber nicht heißen soll, dass ich nicht gegen das eine oder andere protestiere. Eine Teilnehmerin reiste heute morgen mit der Bahn an und verband ihre Hamburg-Reise damit, unter anderem Sofie wieder zu treffen, die sie von früher kennt und die sie, da sie rund 500 Kilometer von Hamburg entfernt wohnt, nur selten sieht. Sofie fragte mich,… Weiterlesen »Nur die Augen

Osterfeuer und später Besuch

Es ist ja so genial, dass mein Rolli wieder fährt, ohne dass einzelne Speichen klimpern, knarzen, knacken, brechen und ohne dass eine Acht oder gar eine Sechzehn in den Rädern ist. Nach dem eher heftigen Schnellfahrtraining im Rennrolli haben wir (in diesem Fall Cathleen, Sofie, Frank, Jana, Marie und ich) uns vorgenommen, mit unseren Handbikes (also nicht den Rennbikes, in denen man liegt, sondern den Vorspannbikes, die man für eine Radtour an den Alltagsrolli klemmt) zum Osterfeuer zu radeln. Für Cathleen, Marie und mich war das als Ausgleichstraining gedacht, die restlichen Leute sollten endlich ihre wintermüden Knochen mal wieder ein… Weiterlesen »Osterfeuer und später Besuch

Schneehasen in Schneehosen

Normalerweise sollte man mindestens 18 sein, wenn man bei uns wohnen will. Falls der- oder diejenige gut zu uns passt, die Eltern zustimmen und geklärt ist, wer zuverlässig die Miete zahlt, machen wir auch schonmal eine Ausnahme mit 17 oder gar 16 Jahren. Noch jüngere Leute können wir uns nicht vorstellen. So haben wir es mal gemeinsam beschlossen. Im September letzten Jahres haben wir uns alle (also alle Bewohner unseres Wohnprojekts) versammelt und darüber beraten, ob wir auf fast schon verzweifelte Bitten des Jugendamtes einen 14-jährigen Jungen bei uns aufnehmen sollten. Der Junge solle auf vorläufigen Beschluss eines Gerichts nicht… Weiterlesen »Schneehasen in Schneehosen