Unfall

Elftes Gyrosbaguette

Ich stelle mir gerade vor, ich hätte Geburtstag. Nicht meinen richtigen, der in meiner Geburtsurkunde steht, sondern den anderen. Also den Zweitgeburtstag. Den ich immer an dem Tag berolle, an dem ich einst dem Sensenmann erst die Hand geschüttelt, dann aber nochmal „Auf Wiedersehen“ gesagt habe. Der Tag, an dessen Jährung ich früher immer Gyrosbaguette gegessen habe. Was mir inzwischen aber keinen Spaß mehr macht, weil erstens Gyrosbaguette so viele Zwiebeln enthält, dass ich davon in einer Tour laut pupsen muss, zweitens es den Imbiss nicht mehr gibt, an dem sich die Heli-Crew an meinem Unfalltag sowas geholt und dann… Weiterlesen »Elftes Gyrosbaguette

Der 60. Geburtstag meiner Mutter

Genau 10 Jahre ist es heute her, dass ich mit dem Bloggen begonnen habe. 10 Jahre! Eine lange Zeit. Damals war ich 16 Jahre alt, lag in einem Krankenhaus und war ziemlich übel zugerichtet. Ich wurde auf dem Schulweg von einem Auto geknutscht und bin geflogen. Zuerst über den Asphalt, dann mit einem Heli – und ein paar Wochen später zum ersten Mal aus dem Rollstuhl, weil sein Vorderrad sich im Schnee verhedderte. Damals hatte ich Stress mit meiner Muddi. Sie konnte nicht begreifen, dass ich nicht lange aus dem Krankenhaus durfte, auch nicht, wenn sie ihren 50. Geburtstag feiert… Weiterlesen »Der 60. Geburtstag meiner Mutter

Liebend getan

Vielleicht hat der Eine oder die Andere gedacht, dass ich heute ein Gyrosbaguette essen würde. Und lag damit richtig. Allerdings nicht dort, wo sich die Crew, die mich vor zehn Jahren von der Straße gekratzt hat, am Tag meines Unfalls ihr Gyrosbaguette geholt hat. Denn den griechischen Imbiss gibt es nicht mehr. Und auch „meine“ Notärztin, die mich vor zehn Jahren im Heli begleitete und vermutet hatte, dass ich meine Verletzungen nicht überleben werde, gibt es leider nicht mehr. Sie ist, wie ich gestern erfuhr, im September letzten Jahres verstorben. Warum, wieso, weshalb, weiß ich nicht. So alt, dass man… Weiterlesen »Liebend getan

Das siebte Gyrosbaguette

Sieben Jahre ist es her. Und vieles hat sich seitdem verändert. Vor allem im letzten, dem siebten Jahr. Man sagt ja immer, das siebte Jahr ist verflixt. Möglicherweise stimmt dieser Aberglaube, der sich sonst ja eher auf Partnerschaften und Ehen bezieht. Obwohl ich sagen muss, dass ich mit meinem Leben aktuell sehr zufrieden – und glücklich bin. Ich war, zum ersten Mal, nicht dort, wo ich sonst regelmäßig anlässlich meines Jahrestages war. Ich habe mir dieses Jahr zwar auch ein Gyrosbaguette gekauft, aber nicht dort, wo ich es sonst kaufe. Doch, es gibt den griechischen Imbiss noch. Aber: Es gibt… Weiterlesen »Das siebte Gyrosbaguette

Das sechste Gyrosbaguette

Zum sechsten Mal jährt sich mein Verkehrsunfall, der den Verlauf meines Lebens entscheidend geprägt hat. Gyrosbaguette ist ein Stichwort, das nicht fehlen darf. Sollte ich eines Tages beschließen, mich nur noch vegetarisch oder gar vegan zu ernähren: Einmal im Jahr müsste ich eine Ausnahme machen. Und ja, einmal im Jahr muss ich nach wie vor nach Wandsbek-Gartenstadt, um zu schauen, ob der Heli dort noch steht. Er stand. Er wurde gerade betankt. Ein Mann stand mit einer Videokamera am Zaun und filmte. Als er mich sah, grüßte er. „Na, was meinst du, starten die heute nochmal?“ – „Ich weiß es… Weiterlesen »Das sechste Gyrosbaguette

Ein Kleines M

Wenn ich fast fünf Jahre lang Tagebuch schreibe und das auch noch online, dann wird es in dieser weiten Welt Menschen geben, die mich besser kennen als ich. Sagte mir kürzlich ein Kumpel aus dem Sportverein. Ob er damit richtig liegt, weiß ich nicht. Was ich aber weiß, ist, dass ich in den fünf Jahren nach meinem Unfall über vieles nachgedacht habe und auch viele Verhaltensweisen, Werte und Einstellungen überdacht, zum Teil auch angepasst und verändert habe. Nicht, weil ich das dringende Bedürfnis hatte, mal durchzulüften. Auch nicht, weil ich, frei nach den „Ärzten“, eine Attitüde in mir kochen sah,… Weiterlesen »Ein Kleines M

Etwas Verschätzt

Warum es am Montagabend mal wieder ein Gyrosbaguette gab, muss inzwischen allen Menschen, die mich kennen, klar sein. Fünf Jahre (hey, eine runde Zahl!) ist es jetzt her. Dieses Mal war schönstes Sommerwetter in Hamburg, abends um 22 Uhr konnte man noch im T-Shirt draußen umher fahren. Viel hat sich nicht verändert in Wandsbek Gartenstadt – der Heli stand bereits zur Nachtruhe vor seinem Hangar. Ich habe in diesem Jahr zum ersten Mal nicht geweint. Ja, ein mulmiges Gefühl war da, ein sehr nachdenkliches, aber irgendwie war es in diesem Jahr nicht so emotional wie sonst. Das kann viele Gründe… Weiterlesen »Etwas Verschätzt

Vier Jahre lang

Zurück von einem Trainingswochenende, musste ich mir vorhin unbedingt noch etwas zu essen holen. Normalerweise würde ich es abends nicht essen, denn es ist doch etwas hinderlich beim Einschlafen. Es musste aber sein. So bin ich alleine los am späten Abend zur U-Bahn-Station „Wandsbek Gartenstadt“, habe mich dort in den leichten Sommerregen gestellt und ein sehr leckeres Gyrosbaguette ins System geworfen. Anschließend habe ich noch bestimmt zwanzig Minuten lang ins Leere gestarrt. Der leichte Regen bei einsetzender Dunkelheit war ganz gut, damit mich keine vorbei gehenden Leute ansprechen, warum mir ein paar Krokodiltränen über das Gesicht gekullert sind. Nein, der… Weiterlesen »Vier Jahre lang

Plötzlich so anders

Warum liest sich mein großartiger Blog plötzlich so anders? Warum schildere ich die Herausforderungen des Alltags nicht mehr so positiv wie früher? Warum reagiere ich, warum reagieren meine Freunde teilweise so krass und asozial auf Hilfsangebote? Warum gehe ich so respektlos und herabwürdigend mit meiner Umwelt, insbesondere mit Tieren um? Warum bin ich in den letzten drei Jahren so selbstherrlich geworden? Worüber kann ich überhaupt noch offen und frei schreiben, wenn so viele Leute aus meinem täglichen Umgang hier mitlesen? Schreibe ich jetzt, nur wegen einigen wenigen Fetischisten, nicht mehr offen über meine Behinderung mit allen ihren Facetten? Das sind… Weiterlesen »Plötzlich so anders

Einmal Spiegel, einmal Flucht

Endlich sind die neuen Trainingsklamotten fertig! Wir bestellen über einen Sponsor aus Sachsen, der individuell schneidert – und der schickt dann große Pakete an den Vereinssitz. Ich durfte gestern dort vorbei fahren und die beiden großen Kartons abholen. Ein netter Herr mit Sackkarre hat mir die Kartons ins Auto geladen, ich musste nicht mal aus dem Auto aussteigen, sondern nur anrufen, dass ich vor der Tür stehe. Supi. Als ich mein Auto wieder von Gelände zirkel (die Einfahrt ist sehr eng, das ist immer Millimeterarbeit), höre ich plötzlich ein metallisches Klacken, schaue instinktiv nach rechts und sehe den Flügel des… Weiterlesen »Einmal Spiegel, einmal Flucht