Allgemein

Laubfrosch und Bettgeschichte

Da ich im Moment nicht den Stationsalltag miterlebe, kann ich mit Marie nicht mithalten, die mir jede Woche neue Kuriositäten erzählt. Meine wenigen Patienten, mit denen ich zu tun habe, schlafen die meiste Zeit. Mehrmals wurde ich gefragt, ob es bei uns üblich ist, dass Darmspiegelungen unter Vollnarkose gemacht werden. Die Antwort lautet: Nein. Üblich ist es keineswegs, sehr viele Patienten wünschen aber eine Sedierung, oft sogar auch eine Kurznarkose. Ich kenne keine repräsentativen Zahlen, aber vom reinen Bauchgefühl her würde ich sagen: Zwei Drittel unserer Patienten wollen dabei lieber schlafen. Männlich wie weiblich. Aber ein paar außergwöhnliche Begegnungen hatte… Weiterlesen »Laubfrosch und Bettgeschichte

Poststreik

Eine Packstation ist für mich als Rollstuhlnutzerin nur bedingt geeignet. Ich könnte zwar zu jeder Zeit mein Paket abholen, müsste dabei aber darauf hoffen, dass es nicht in einem Fach liegt, an das ich nicht heran komme. Üblicherweise lasse ich alles, was per Versand kommt, an die Praxisanschrift von Maries Mutter senden, dort ist im Zweifel auch dann jemand, wenn Marie und ich gerade in der Uni sind. Nun streikt ja bekanntlich gerade die Post. Und DHL. Der Postbote kommt zur Praxis seit inzwischen über zwei Wochen nicht mehr, Laborwerte, Entlassungsberichte und ähnliches müssen in nervtötenden Telefonaten einzeln per Fax… Weiterlesen »Poststreik

Keine Sonderrechte

Kaum rolle ich durch einen Supermarkt, ist ein neuer Beitrag fällig. Ich soll Maries Mutter eine kleine Flasche Rum für einen Kuchen herausholen. Während sie mit Marie nebenan durch einen Bioladen turnt, flitze ich durch einen Discounter, stehe inzwischen in der schier endlosen Schlange vor der Kasse. In der anderen Reihe steht in viel zu kurzen Jogginghosen eine Frau mit unvorteilhafter Frisur, knetet in ihren Händen eine Tüte Gummibären. Um den Hals trägt sie ein Schlüsselband einer nahe gelegenen Einrichtung für geistig behinderte Menschen. Sie wippt auf und ab, fängt an, die Wartezeit zu überbrücken, indem sie sich selbst ein… Weiterlesen »Keine Sonderrechte

Nicht gedopt

Ich ziehe nach Feierabend meine Bahnen durch das Schwimmbecken. Wegen des bislang dürftigen norddeutschen Sommers im Hallenbad. Mit mir teilt sich eine Frau die Bahn. Es ist öffentliche Schwimmzeit, wenig los, die Frau hält relativ genau eine Bahnlänge Abstand zu mir, schwimmt in ungefähr gleicher Geschwindigkeit. Plötzlich ist sie direkt hinter mir, muss also auf halber Strecke gewendet haben. Ich hatte nicht damit gerechnet, erschrecke mich sogar ein wenig. Wie könnte es anders sein? Sie spricht mich an. Und tut dabei sehr geheimnisvoll. „Hey, nimmst du Medikamente?“, möchte sie von mir wissen. Ich mustere sie einmal, schätze sie etwa drei… Weiterlesen »Nicht gedopt

Neun Gänge

Nach wie vor knarzt nichts. Der Motor schnurrt, ist im Gegensatz zu meinem vorherigen Fahrzeug kaum zu hören und mit Blick auf die Größe des Fahrzeugs und das Drehmoment erstaunlich wenig durstig. Bisher bereue ich den Kauf meines neuen Autos noch nicht. Ich will zwar nicht sagen, dass das noch kommen wird, aber wundern würde es mich nach meinen letzten Erlebnissen nicht. Allerdings könnte ich ja vielleicht auch mal Glück haben. Bei dem ganzen Schnickschnack, den derjenige, der sich das Auto mal ausgesucht hat, bevor er aus persönlichen Gründen vom Kauf zurückgetreten ist, geordert hat, würde es mich nicht wundern,… Weiterlesen »Neun Gänge

Wesentlich seriöser

Ein gutes Vierteljahr nachdem ich zum ersten Mal über unseren Nachbarn erzählt habe, der mit unserer Hilfe abnimmt, möchte ich updaten: Sein BMI ist von ehemals 30 inzwischen auf 25,8 abgesunken – und damit erstmals seit (wie er sagt) über 10 Jahren wieder im Idealbereich. Zwar am oberen Ende des Idealbereichs, aber eindeutig unter dem Grenzwert. Ganz großes Kino, wie ich finde. Und insbesondere Maries Mutter war begeistert, als bei einer aktuellen Blutuntersuchung herauskam, dass alle untersuchten Werte im Normbereich sind. Keiner im Grenzbereich, sogar die Triglyceride waren deutlich weniger geworden. Oder, um es in Zahlen auszudrücken: Von ehemals rund… Weiterlesen »Wesentlich seriöser

Vater und Sohn

Ich mag keine pathetischen Beiträge. Noch weniger, wenn es dabei um den Tod geht. Aber manchmal schreibt das Leben Geschichten, die einfach nicht sachlich erzählt werden können. Schon gar nicht, wenn sie mich seit Tagen beschäftigen. Ein noch gar nicht so alter Mann, in den mittleren Vierzigern, geschieden, zwei erwachsene Kinder, kommt mit Handy am Ohr in Anzug, Krawatte und mit polierten Schuhen in die Notaufnahme, weil ihn unerträgliche Leibschmerzen plagen. Das war vor rund zwei Wochen, ich war nicht dabei, bekam es nur erzählt. Quasi noch während des Ultraschalls versuchte er, am Handy Meetings zu verlegen. Verantwortung habe er,… Weiterlesen »Vater und Sohn

Der neue Stern

Fast 500 Kilometer bin ich schon mit ihm gefahren. Ein neuer Stern an meinem Himmel. Und bisher knarzt nichts. Und er fährt. Sehr leise, fast nicht zu hören. Gut dosierbar, mitunter auch sehr kräftig. Sehr viel Platz, sehr viel Komfort. Ich will es nicht zu früh sagen, aber im Moment bin ich schwer begeistert. Und hoffe, dass die Begeisterung nun mal anhält. Der nachträgliche Umbau hat ein wenig länger gedauert als geplant, dafür scheint aber auch dabei alles gut verlaufen zu sein. Es ist alles auf richtiger Höhe, richtig eingestellt, klappert nicht – alles Dinge, die selbstverständlich sein sollten, sich… Weiterlesen »Der neue Stern

Wanda

Der Regen, das Gewitter – wenn die Stinkesocke an den Strand fährt, halten sich die beiden ausnahmsweise mal zurück. Überall dunkle Wolken, auf der Hinfahrt öfter mal den Scheibenwischer eingeschaltet. Und zehn Kilometer vor der Küste strahlender Sonnenschein. Ich war mit Marie und noch zwei anderen Rollstuhlfahrerinnen dort. Die beiden anderen Rollstuhlfahrerinnen kannten wir locker, hatten uns vorher ein paar Mal getroffen, und uns verabredet, einmal gemeinsam an den Strand zu fahren. Dabei hätte uns eigentlich vorher klar sein müssen, dass das eine Schnapsidee war, denn die beiden konnten sich nicht vorstellen, dass man mit dem Rollstuhl am Strand klar… Weiterlesen »Wanda

Warum

Warum ich eine Art Tagebuch schreibe, habe ich schon oft erklärt. Warum ich es online schreibe, auch. Warum ich aktuell Tagebuch schreibe, aber es nicht immer sofort veröffentliche, habe ich auch bereits mehrmals angedeutet. Aktuell befinde ich mich wieder in einer Phase, in der ich zwar nach wie vor gerne schreibe, mir das Bloggen aber sehr schwer fällt. Ich bitte all jene Leserinnen und Leser, die sich Sorgen machen um Verständnis und bedanke mich an dieser Stelle für die unzähligen Nachfragen. Mein Grund dafür ist ganz einfach: Es gibt aktuell mal wieder Menschen, die mich enorm unter Druck setzen und… Weiterlesen »Warum