Allgemein

Vier Mann, vier Ecken

Wenn jemand eine Reise tut, so kann er was erzählen. Das wusste schon Matthias Claudius, und der fuhr mit Sicherheit nicht im ICE. Ich dachte mir, im Laufe der Jahre würden sich die Dinge so langsam verändern, vielleicht sogar verbessern. Aber ich bin wohl zu ungeduldig. Spontaner ist sie geworden, die Deutsche Bahn. Während ich früher oft die Auskunft erhielt, Rollstuhlfahrer dürften nicht mitfahren, wenn sie nicht mindestens 48 Stunden vor Abfahrt angemeldet seien, hat man inzwischen sogar ausnahmsweise die Möglichkeit, die örtlichen Mitarbeiter großer Bahnhöfe spontan anzurufen, um sie um Einstiegshilfe zu bitten. Ganz ohne telefonische Voranmeldung zu reisen,… Weiterlesen »Vier Mann, vier Ecken

Amt und Sexualität

Ich bin kein Sex-Nerd. Ich habe noch nie in meinem Leben eine Prostituierte aufgesucht, auch keinen Callboy gecallt. Ich hatte eher unfreiwillig und zuletzt zum Glück eher wenig mit Menschen zu tun, für die Behinderung ein Fetisch ist. Ich bekleide kein öffentliches Amt. Aber eins habe ich mit einem städtischen Behindertenbeauftragten aus Rheinland-Pfalz dann doch noch gemeinsam: Ich schreibe öffentlich über (meine) Sexualität. Nicht allzu häufig, sondern eher hin und wieder, aber bei Bedarf auch ausführlich und im Detail. Warum ich das tue, ist schnell beantwortet: Ich glaube, dass es Menschen interessiert. Und das erkenne ich nicht zuletzt an der… Weiterlesen »Amt und Sexualität

Eine besondere Party

Unter einer „ruhigen Adventszeit“ stelle ich mir eigentlich etwas anderes vor. Nämlich, dass es nicht in meinem Tagebuch sehr ruhig ist, weil ich vor lauter Terminen kaum noch zum Schreiben komme. Die Uni stresst mich zurzeit wirklich. Es vergeht aktuell kein Tag, an dem nicht irgendeine wichtige Arbeit abgeliefert, vorgetragen oder geschrieben wird. Alles ist sehr lernintensiv und vieles auch sehr tiefgründig. Bisher ist noch alles irgendwie gut gelaufen, aber ich sehne mir wirklich das Weihnachtsfest herbei, um mal wieder etwas durchschnaufen zu können. Zoey musste so lange zum Glück nicht warten. Wir haben in der Nacht zu gestern unsere… Weiterlesen »Eine besondere Party

Ein roter Fleck

Das war doch mal ein überwiegend lustiger Praktikumstag! Endlich hatte ich mal richtig viel Spaß bei meiner praktischen Arbeit, die ich in diesem Semester einmal wöchentlich in der Chirurgie ableisten muss und die mir die nötigen Erfahrungen vermitteln soll. Der Hauptgrund dafür war wohl eine Ärztin, an deren Fersen ich mich heften sollte. Ich kann kaum beschreiben, warum sie mir so sehr gefiel. Es war vermutlich ihre direkte und unvoreingenommene Art, vielleicht aber auch ihr deutlich wahrnehmbarer Gefallen an ihrer Arbeit. Sie bat mir gleich das „Du“ an, was erfahrungsgemäß nicht selten, aber auch nicht selbstverständlich ist, und während ich… Weiterlesen »Ein roter Fleck

Nicht der Richtige

Er ist nicht der Richtige. Das muss ich leider so zusammenfassen und der Kennenlernphase ein Ende setzen. Wenn es jemand über zwei Monate nicht über sein Herz bringt, sich klar zu positionieren, ist das zwar ein gangbarer Weg, aber keiner, den ich mitgehen möchte. Es ist gar nicht so sehr das Verhältnis zu seiner Mutter, das ausschlaggebend war, sondern der dahinter stehende Ansatz, Entscheidungen aus dem Weg zu gehen. Klar, es kann mitunter sehr reizvoll sein, einen eher zurückhaltenden bis devoten Partner zu haben. Was mich aber nervt, ist, wenn die Unterwürfigkeit so weit geht, dass die eigene Meinung selbst… Weiterlesen »Nicht der Richtige

Dublin und Zoey

Zoey. So nenne ich sie mal. Zoey bedeutet „Leben“ und der Name ist Programm. Und falls jemand fragt: Das Ypsilon habe ich drangehängt, damit nicht jemand „Zö“ liest. Ich musste mir neulich nämlich im Zug über eine Stunde lang mit anhören, wie eine ältere Frau, geschätzt auf etwa 70 Jahre, mit ihrer Freundin per Handy telefonierte. In einem Großraumwagen, in dem eigentlich das Telefonieren verboten ist. Und da die ältere Dame nicht mehr so recht hörte, gelang mir wiederum das Weghören nicht. Sie sprach ausführlichst über einen Roman, den sie gerade las. Dieser spielte in Dublin, der Hauptstadt von Irland.… Weiterlesen »Dublin und Zoey

Diesel, Bratwurst und Muskelschwund

Was für eine dicke Suppe! Bis kurz vor Hannover war das Wetter noch schön, von dort an wurde die Sicht immer schlechter. Als Marie und ich am Freitag in Hamburg aus dem Zug stiegen, kam man sich vor wie in einer Waschküche. Stellenweise konnte man keine 50 Meter weit gucken. Und so schauten wir beispielsweise an der Tankstelle auch zwei Mal hin: Diesel für 1,17 € pro Liter? Tatsächlich. Das Riesenrad auf dem Winterdom, dem Volksfest in Hamburg, drehte leer seine Runden. Was wohl daran lag, dass man von unten noch die ersten fünf Gondeln erkennen konnte, darüber aber alles… Weiterlesen »Diesel, Bratwurst und Muskelschwund

Vielleicht der Salat

Mir ist es richtig schlecht ergangen. Ich war schon vor meinem Unfall nicht wehleidig, nach meinem Unfall hat sich mein Empfinden für mein Befinden noch ein wenig verschoben. Bevor ich also auf die Idee komme, mir könnte es schlecht gehen, muss schon etwas mehr als ein eingerissener Fingernagel mich bedrücken. Ich bin gestern abend ins Bett gegangen, da war alles völlig normal. Marie und ich haben jeweils eine Scheibe Brot zum Abend gegessen, einen Tee getrunken, haben uns irgendwann in unsere Betten gelegt – Feierabend. Kaum lag ich, wurde mir speiübel. So etwas hatte ich lange nicht. Ich rätselte, ob… Weiterlesen »Vielleicht der Salat

Hamburg

Sie ist nicht neu, aber sie ist immer gegenwärtig: Meine Liebe zu Hamburg. Wie liebe ich diese Stadt! Und wie vermisse ich sie und sehne mich nach ihr, wenn ich längere Zeit weg gewesen bin. Hamburg bedeutet für mich in erster Linie „Freiheit“. Und auch wenn ich Weihnachten wegen des damit leider verbundenen kommerziellen Wahnsinns seit Jahren nicht mehr so viel abgewinnen kann wie früher, als ich noch ein Kind war, freue ich mich dennoch schon auf die ganze Weihnachtsbeleuchtung und den einzigartigen Lichterglanz an Elbe und Alster. Heute war es zwar regnerisch und alles grau in grau, trotzdem habe… Weiterlesen »Hamburg

Zu schwach

Ich glaube, die Chirurgie und ich werden in diesem Leben keine Freunde mehr. Mein aktueller Anleiter findet, Chirurgie sei ein Knochenjob, und Menschen, die körperlich bereits nicht voll fit sind, seien zu schwach dafür und hätten dort nichts zu suchen. Dabei will ich nur mein Praktikum durchziehen, das verpflichtend im klinischen Teil des Studiums ist (und in späteren Abschnitten werde ich noch weitere Pflichtteile in der Chirurgie haben), meine Scheine bekommen und mich dann so schnell wie möglich wieder anderen Bereichen widmen. Ich werde vermutlich auch später keine Facharztausbildung in der Chirurgie anstreben. Aber die Pflicht-Inhalte traue ich mir schon… Weiterlesen »Zu schwach