Allgemein

Freiheitsberaubung

Ich wollte ein wenig Ausgleichstraining an Geräten machen und war nebenbei mit Anja, jenem 16-jährigen Spasti, der seit unserer druckvollen Ăśberzeugungsaktion bei uns mittrainieren darf, locker verabredet. Anja wollte mal wieder auf einen Rollentrainer und wurde von ihrem Vater gebracht, der aber sofort wieder verschwand. Und Anja hatte noch eine etwas jĂĽngere Freundin mitgebracht, die gerne zuschauen wollte. Deren Vater wĂĽrde die beiden nach zwei Stunden wieder abholen. Anja und ich kĂĽmmerten uns um uns selbst und unser Trainingsprogramm, beim Duschen trafen wir uns wieder, danach quatschten wir noch einen Moment, rollten zurĂĽck in die Halle und unterhielten uns auch… Weiterlesen »Freiheitsberaubung

Rettungslore und Gartenpool

In der letzten Woche hatten wir es in unserem Studium erstmals mit einer Professorin zu tun, die sich als Anästhesistin lange Zeit darum gekĂĽmmert hat, dass Patienten bei einer OP gut schlafen, andererseits aber auch ĂĽber Jahre als Notärztin unterwegs war. Sie stammt aus dem Rheinland und heiĂźt mit Vornamen Lore, was jetzt erstmal nicht so spannend wäre, hätte sie nicht erzählt, dass ihre Kolleginnen und Kollegen sie damals immer „Rettungslore“ genannt haben. Marie und ich schauten uns an, wussten, frevelhaft wie wir nunmal sind, nicht, ob wir darĂĽber lachen oder weinen sollten, und hatten diese merkwĂĽrdige Vorstellung schon wieder… Weiterlesen »Rettungslore und Gartenpool

Wie langweilig

Es hat sich viel verändert. Das wurde mir heute gerade mal wieder bewusst. Nicht nur in meinem Leben, sondern auch in diesem Blog. Das Layout, den Schreibstil – und vor allem die Leserschaft. Wenn ich meine Leser mal ganz nĂĽchtern einfach so beschreiben darf. Als ich noch im Gefängnis war im Krankenhaus lag, hatte mir meine Psychologin, die ich jetzt seit fast vier Jahren kenne, geraten, ein Tagebuch zu schreiben. Stinkesocke, scheiĂźe drauf, hat erstmal endlos gegenan geredet, dann irgendwann doch damit angefangen und es irgendwann auch online gestellt. Nach wie vor schreibe ich das Tagebuch nur fĂĽr mich und… Weiterlesen »Wie langweilig

So a StĂĽckerl heile Welt

Wie könnte ein Sonntagmorgen schöner beginnen als mit der Feststellung: Du hast gestern nacht vergessen, das Handy auszustellen. Zuviel Bier bei der Grillparty? Oder waren das die Folgen des unvermeidbaren Passivkonsums, weil sich auf dem Heimweg in der U-Bahn eine junge Frau eine TĂĽte anstecken musste? Sechs Minuten nach Neun, im Display meine Trainerin Tatjana. Hatte ich einen Termin vergessen? Neun Uhr Trainingsbeginn? Auf einem Sonntag?! „Ja?!“, nuschelte ich verschlafen. – „Oh, hab ich dich geweckt, das tut mir Leid.“ – „Wo brennt’s denn?“ – „Ja, ähm, ich wollte mal fragen, ich habe um 11 Uhr ein Mädel hier, 16… Weiterlesen »So a StĂĽckerl heile Welt

Statistik, Taxi, Medizin

Mir wird mal wieder ganz schwindelig. Ich schreibe ein Tagebuch, schreibe es online – und hätte nie fĂĽr möglich gehalten, dass es so viele Menschen gibt, die das mit- oder sogar durchlesen wollen. Ich dachte einmal, dass mein Leben als Behinderte absolut schrecklich, langweilig, uninteressant sein wird – wer rechnet in der Reha schon damit, dass man als bloggende Rollstuhlfahrerin andere Menschen faszinieren kann? Ehrlich gesagt: Ich habe damals nicht damit gerechnet. Mitte 2009, als ich aus der Klinik entlassen wurde, wurde mein Blog im Internet pro Monat rund 13.000 Mal angeklickt. Ein Jahr später waren es immerhin schon 20.000… Weiterlesen »Statistik, Taxi, Medizin

Stark und tapfer

Ich glaube, es ist der größte Sprung in meinem Blog: Ăśber drei Jahre zurĂĽck ins Jahr 2009, zu einem meiner ersten Beiträge. Ă„hnlich, wie ich bereits in 2009 der Notärztin, die mich damals nach meinem Unfall erstversorgt hatte, einen Besuch abgestattet habe, um mich bei ihr zu bedanken, habe ich aus einem bestimmten Anlass heraus heute auch noch einer anderen Person, die die Weichen nach meinem Unfall entscheidend gestellt hat, eine kleine Aufmerksamkeit vorbei gebracht. Den Anlass lieferte diese Person selbst: Den Eintritt in den Ruhestand. Wie ich mehr oder weniger zufällig erfahren habe, geht der Richter, der mich Anfang… Weiterlesen »Stark und tapfer

BeschĂĽtzerinstinkt

So toll es auch ist, so sehnsĂĽchtig ich damals darauf gewartet habe und so sehnsĂĽchtig einige meiner minderjährigen Freundinnen und Freunde noch darauf warten: Der Sprung in die Volljährigkeit ist mit Sicherheit ein Höhe-, vielleicht auch ein Wende-, zumindest aber ein rechtlich wichtiger Punkt im Leben jedes Menschen. Vieles ändert sich mit dem (hier) 18. Geburtstag. Dennoch stolpern viele junge Menschen ĂĽber diesen Moment, weil sie ihn aus meiner Sicht schlicht ĂĽberbewerten. Wer jetzt behauptet: „Das hättest du vor zwei Jahren sicherlich nicht gesagt!“, bekommt von mir nur zum Teil Recht. Klar, habe ich mich darauf gefreut, endlich selbständig zu… Weiterlesen »BeschĂĽtzerinstinkt

Osterhäschen

Die Fremde vor der TĂĽr Teil 2: Es ging hiernach noch munter weiter. Ich hatte sie duschen geschickt, weil sie seit mittags weder ihre Tabletten genommen noch eine Toilette von innen gesehen hatte und entsprechend … sagen wir mal … sie roch nicht gerade nach einem Märchenwald. Eine Stunde lang hatte es gedauert, bis sie ihre Klamotten ausgezogen, sich unter die Dusche gesetzt, eingeseift, Haare gewaschen, abgebraust hatte. Und dann kam der BrĂĽller. Sie saĂź auf dem Duschsitz, nackt, bis zur Brust in ein groĂźes Handtuch eingewickelt und rief nach mir. Als ich um die Ecke guckte, meinte sie: „Kann… Weiterlesen »Osterhäschen

Sechs mal die FĂĽnf

Heute, mitten in der Nacht, war der 555555. Besucher auf meiner Seite. Im Moment rennt der Zähler schneller als man gucken kann, ist schon 2.000 Zähler weiter, und das liegt in erster Linie daran, dass bei den Deutsche Welle Blog Awards „The BOBs“ irgendjemand diesen meinen Blog vorgeschlagen hat und er fĂĽr den „Besten Deutschen Blog“ nominiert wurde. Im Moment steht er dort auf Platz 2, hat den BILDblog ĂĽberholt und pendelt mittig zwischen eben diesem und Sash mit seinem Taxi bei Nacht. Dadurch klicken natĂĽrlich auch ganz viele Leute auf meine Seite und wollen schauen, was hier so los… Weiterlesen »Sechs mal die FĂĽnf

Osterfeuer und später Besuch

Es ist ja so genial, dass mein Rolli wieder fährt, ohne dass einzelne Speichen klimpern, knarzen, knacken, brechen und ohne dass eine Acht oder gar eine Sechzehn in den Rädern ist. Nach dem eher heftigen Schnellfahrtraining im Rennrolli haben wir (in diesem Fall Cathleen, Sofie, Frank, Jana, Marie und ich) uns vorgenommen, mit unseren Handbikes (also nicht den Rennbikes, in denen man liegt, sondern den Vorspannbikes, die man fĂĽr eine Radtour an den Alltagsrolli klemmt) zum Osterfeuer zu radeln. FĂĽr Cathleen, Marie und mich war das als Ausgleichstraining gedacht, die restlichen Leute sollten endlich ihre wintermĂĽden Knochen mal wieder ein… Weiterlesen »Osterfeuer und später Besuch