Aufzug

Froh und dankbar

Sei froh und dankbar, dass du mitgenommen wirst. Genau das nehme ich immer wieder wahr, wenn es darum geht, als Mensch mit einer Mobilitätseinschränkung mit öffentlichen Verkehrsmitteln fahren zu wollen. Auch knapp 15 Jahre nach Beginn meines Blogs hat sich nichts verändert. Ich würde sogar sagen, es ist insgesamt schwieriger geworden. Ja, ein paar Aufzüge wurden neu gemacht. Einige Stationen barrierefrei erschlossen. Aber Konsequenz kann ich – ehrlich gesagt und mit einer Träne der Enttäuschung im Auge – nicht erkennen. „Sei froh und dankbar, dass du mitgenommen wirst.“ – Wird so ein Satz gesagt? Ja, tatsächlich. Von Menschen mit offiziellen… Weiterlesen »Froh und dankbar

Kampf-Lesbe

Im Jahr 2018 werden junge Schüler gefragt, wie eine Familie entsteht. Laut dem inzwischen vorliegenden Lösungsmuster gibt es die volle Punktzahl bei: „Ein Mann heiratet eine Frau und zeugt ein Kind mit ihr.“ Ich finde, dass nicht nur die Schüler Fehler machen dürfen. Ich hätte es stark gefunden, wenn die Lehrerin, die nicht mehr die Jüngste ist, etwas nachliest und sich eingesteht, dass ein großes Stück gesellschaftliche Entwicklung unbemerkt an ihr vorbei gezogen ist. Sie war in einem Trott, hat jedes Jahr dieselben Tests geschrieben, ist vielleicht schon lange ausgebrannt … keine Ahnung. Da mit ihr nicht zu reden war… Weiterlesen »Kampf-Lesbe

Zweierlei Maß

Gerade noch hatte sie damit geprahlt, dass sie nie erwischt wird, wenn sie mit bis zu 200 km/h dort fährt, wo eigentlich nur 70 km/h erlaubt sind. Gerade noch habe ich mein Unverständnis darüber ausgedrückt, und gerade noch habe ich mir anhören müssen, was für ein kleinkarierter Mensch ich sei, wenn ich mich halbwegs an die Geschwindigkeitsbegrenzungen halte. Fahrverbote gebe es schließlich erst ab 40 km/h drüber, plus Tachoabweichung, plus Toleranz, dann könne man auch 120 fahren, wenn 70 ausgeschildert ist. Sehr häufig fahre ich mit Tempomat und stelle dann drei bis fünf Kilometer pro Stunde mehr ein, um die… Weiterlesen »Zweierlei Maß

Schlechte Welt

Ach, wie schlecht ist die Welt doch geworden. Sagt mein Nachbar, während er mit mir im Aufzug steht. In dem großen 30-Parteien-Mietshaus in meinem Studienort, in dem ich zurzeit wohne. Ich kenne seinen Namen nicht. Aber ich sehe, dass er Alkoholiker ist. Ich schätze sein Lebensalter auf 70 bis 75 Jahre, das Alter seiner Klamotten auf 30 bis 40 Jahre. Eine Strickjacke, deren Reißverschluss nur noch zu einem Drittel mit dem Rest der Jacke verbunden ist. Eine Jogginghose, dessen Polyester-Bestandteile sich zu einem Drittel bereits verflüchtigt haben. Er weiß nicht, was ich studiere, und zeigt mir trotzdem seine Stauungsdermatitis. Möchte… Weiterlesen »Schlechte Welt

Verfahren und verzählt

In unserem neuen Haus ist fast alles super. Die Sonne kitzelt so schön in meiner Nase, wenn ich morgens aufwache. Nachts ist es wunderbar ruhig, morgens schnattern höchstens mal ein paar Enten – herrlich. Bislang bereuen Marie und ich es noch nicht, hier zu wohnen. In rund drei Wochen geht es allerdings erstmal für drei Monate zurück an unseren Studienort, da die Vorlesungszeiten bald wieder beginnen. Mein siebtes Semester ruft. Die anderen Leute im Haus sind auch sehr nett, die Auswahl ist uns, nach jetzigem Stand, gut gelungen. Vielleicht liegt es auch nur daran, dass die Anzahl überschaubar ist und… Weiterlesen »Verfahren und verzählt

Aufzüge und Angoraziegen

Rollstuhlnutzende sollten sich nicht vor Aufzügen fürchten. Und nicht klaustrophobisch sein. Behaupte ich mal kühn. Ich muss nicht lange einleiten. Es ruckte und schaukelte kräftig, die Kabine kam rund 50 Zentimeter unter dem oberen Haltepunkt zum Stehen, das Licht ging aus, die Notbeleuchtung an – und ich stand drin. Ein gläserner Aufzug, draußen schien die Sonne, die Aussicht war schön. Ich hatte es lange nicht mehr. Und irgendwie war Murphy nicht zur Stelle, so dass mir dieser unnütze Ballast ausnahmsweise mal nicht zum ungünstigsten Zeitpunkt in den Tagesablauf stolperte. Sondern auf dem Weg nach Hause, satt, Blase leer, Handyakku voll.… Weiterlesen »Aufzüge und Angoraziegen

Ein Neues Semester

„Das fängt ja gut an.“, kommentierte Marie ihren ersten Tag des neuen Semesters. Dass Vorlesungen in Anatomie künftig auf Englisch gehalten werden sollen, weil die neue Dozentin darauf Bock hat, ist ein Sache. Dass sie dabei so nuschelt, dass niemand ein Wort versteht, ist eine andere (Sache). Dass sie aber nicht in der Lage war, mit einem Kommilitonen, der zweisprachig aufwuchs, weil dessen Eltern aus Amerika nach Deutschland kamen, als er drei Jahre alt war, eine Fachfrage auf Englisch zu klären und sich da einen abgestottert hat, war unsere Rettung. Ich habe ja nichts gegen Vorlesungen auf Englisch, aber es… Weiterlesen »Ein Neues Semester

Mal Wieder Ein Trainingslager

Das war mal wieder eine Woche… Eigentlich wollte ich seit Montag über unser Ostertrainingslager schreiben, aber die Uni hat mich wieder voll im Griff. Hinzu kommt die Zypernkrise, die mich ziemlich auf Trab gehalten hat. Da ich Schmerzensgeld & Co. natürlich nicht unter meiner Matratze aufbewahre, muss ich mich ja ständig darum kümmern, dass das Risiko, Geld zu verlieren, kalkulierbar bleibt. Bei der damaligen Anlage ist der Berater eindeutig noch von anderen politischen Voraussetzungen ausgegangen, insbesondere, was die Einlagensicherung bei Bankenpleiten angeht. Nun hatte ich zwar kein Geld in Zypern angelegt, aber dafür hat eine Bank, bei der ein Teil… Weiterlesen »Mal Wieder Ein Trainingslager

Bein gestellt

Nicht nur ich ziehe idiotische Dinge an, was seit gestern bewiesen wäre. Jana hat sich gestern auf dem Weg zum Schwimmen eine Anzeige wegen Körperverletzung eingefangen. Angeblich sei sie für einen Speichenbruch bei einer Frau, Alter Mitte 50, verantwortlich. Nein, nix von wegen Fahrrad: Im Arm hat man auch eine Speiche. Neben der Elle. Im Unterarm. Auf diesen (Unterarm) ist besagte Frau gefallen, als sie bei Jana über den Schoß geklettert ist. Die Frau stellte das gegenüber der Polizei so dar, als hätte Jana ihr ein Bein gestellt. Dass Jana einen kompletten Querschnitt hat, bei dem ein willentliches Bewegen der… Weiterlesen »Bein gestellt

Belämmerter Beginn, exzellentes Ende

Dass jemand krankheitsbedingt eine Vorlesung absagen muss, kann passieren, aber ich bin strikt dafür, dass man einen Mailverteiler anlegt und solche Ausfälle kommuniziert, vor allem dann, wenn so etwas frühzeitig bekannt ist. Oder meinetwegen auch auf einer Internetseite, die jeder noch einmal aufrufen kann, bevor er sich auf den Weg macht. Die meisten meiner Kommilitonen störte der Ausfall wenig; mir jedoch ging es auf den Wecker, weil ich nur für diese eine Vorlesung eine Stunde lang mit einem schweren Rucksack dorthin gegurkt bin und eine weitere Stunde wieder zurück fahren würde. Am frühen Nachmittag hatte ich einen Termin bei meiner… Weiterlesen »Belämmerter Beginn, exzellentes Ende