Behinderung

Mondsüchtig

Es war kein runder. Und es war auch nicht genau der Geburtstag, an dem die Gartenparty stattfand. Trotzdem fanden sich fast 40 Leute bei Marie im Garten ein und traten den Rasen breit gratulierten ihrer Mutter nachträglich und ließen sich mit Grillfleisch, Salaten, knusprigen Baguettebrot und Getränken verwöhnen. Während Maries Patenonkel Uwe am Grill schwitzte, rotierten Marie und ich in der Küche, damit alle Gäste stets genügend saubere Teller, Besteck, Gläser, Getränke und Knabberkram hatten. Es gab genug zu tun, aber trotzdem war es lustig. Bis zu dem Moment, als einer der Gäste zu uns in die Küche kam und… Weiterlesen »Mondsüchtig

Abendlied

So legt euch denn, ihr Brüder, in Gottes Namen nieder; kalt ist der Abendhauch. Verschon uns, Gott! mit Strafen und lass uns ruhig schlafen! Und unsern kranken Nachbarn auch! Vollmond ist. Sagt zumindest mein Smartphone. Man sieht es auch, wenn man aus dem Fenster guckt. Oder auf das Foto hier oben. Ja, es ist ein Foto, eben gerade aufgenommen. Man sieht es aber auch, wenn man die Leute beobachtet. Vor zwei Stunden lief einer mit freiem Oberkörper durch die Straße. Bei 12 Grad. Matthias Claudius sorgt sich in seinem „Abendlied“ um seinen kranken Nachbarn. Das in Deutschland wohl bekannteste Boulevardblatt… Weiterlesen »Abendlied

Tränen vor der Tür

„Wenn ich nachts um halb drei Uhr bei dir vor der Tür stehe, mit Tränen in den Augen – lässt du mich hinein? Wenn ja, bitte liken.“ Solchen oder ähnlichen Blödsinn liest man ja immer wieder in einschlägigen Geschichtsbüchern, und es gibt auch immer wieder Leute, die so etwas teilen und posten. Dabei geht es nur um eins: Derjenige, der das erstmalig online gestellt hat, verdient -was auch immer- an den Likes. Ich behaupte immer frech: Meine Freunde wissen, ob und wann ich für sie da bin und wann ich wen in mein Zimmer lasse. Dass das doch mal jemand… Weiterlesen »Tränen vor der Tür

Meine Bank

Wenn ein Mensch in einen Laden geht, nur um dem Inhaber mitzuteilen, dass ihm die Auswahl missfällt, muss die Frage erlaubt sein, welches Ziel dieser Mensch mit seiner Aktion verfolgt. Möchte er das Sortiment ändern? Oder nur Stunk machen? Sehr viel einfacher macht es sich dieser Mensch, wenn er über seine Motivationslage aufklärt. Entsprechend versteht wohl jeder, dass ich unsachliche Meckerkommentare (dein Blog ist scheiße, deine Idiotenmagnetsgeschichten sind frei erfunden, …) nicht veröffentliche. Dadurch entsteht zwar ein falsches Bild, nämlich das, das alle meine Leser meinen Blog toll finden, aber ich glaube, damit kann ich leben. Zum Thema „Idiotenmagnet“ habe… Weiterlesen »Meine Bank

Machen

Fahre mit einem Rollstuhl, fahre mit öffentlichen Verkehrsmitteln in einer Großstadt – und es gibt nichts, was man nicht noch erleben könnte. Ich war heute morgen früh auf dem Weg zu Marie, saß in der S-Bahn, als in Rothenburgsort ein Typ einstieg. Anfang 20, gut gekleidet, baumlang, hübsches Gesicht, braungebrannt, tolle Figur. Jemand, nach dem ich mich auf der Straße nochmal umdrehen würde, wenn ich jemand wäre, der Leuten hinterher schaut. Er setzte sich auf die Bank, die direkt neben mir war, legte den Kopf schief und lächelte mich an. Ich lächelte zurück. „Na?“, sprach er mich sofort an. Nun… Weiterlesen »Machen

Lob und Kritik

Da bekomme ich doch tatsächlich Post von einer mitgliedsstarken, bundesweit operierenden und in Landesverbänden vernetzten Organisation, in der sich ganz viele behinderte Menschen zusammengeschlossen haben. Auf offiziellem Briefpapier und von offizieller Mailadresse. Man lobt meinen Blog, er trage (wenngleich ich sagen muss, das war niemals mein vorrangiges Ziel) in erheblichem Maße zur Verständigung zwischen Menschen mit und ohne Behinderung bei. In einem Punkt möchte man mich aber kritisieren und „freue sich“ über eine öffentliche Klarstellung. Ich warne schonmal vor: Achtung, Pulleralarm! Durch meinen Blog würde beim Leser der Eindruck, wenn nicht sogar das Vorurteil entstehen, viele Rollstuhlfahrer seien inkontinent und… Weiterlesen »Lob und Kritik

Eintausend Kamelflöhe

Über Parkplätze habe ich schon ein paar Mal geschrieben. Ja, über Parkplätze kann man schreiben. Wenn man den etwas breiteren braucht, der oft mit einem besonderen Verkehrsschild für Rollstuhlfahrer freigehalten wird. Weil man neben seinem Einstieg noch einen Rollstuhl zusammen- oder auseinander bauen muss. Ohne die Türbreite Abstand auf der Fahrerseite komme ich nicht in mein Auto. Nun gibt es ja zuhauf Leute, die das Prinzip noch nicht verstanden haben, die unberechtigt auf Behindertenparkplätzen parken. Und dabei kann es sogar vorkommen, dass man, wenn man einen dabei erwischt und ihn höflich auf sein Fehlverhalten anspricht (nicht, weil man es als… Weiterlesen »Eintausend Kamelflöhe

HKX-MurX

Gerne möchte ich im Oktober nach Düsseldorf fahren, eine Messe besuchen. So lange Strecken, vor allem, wenn ich an einem Tag hin und zurück und mit mehreren Leuten reisen möchte, fahre ich mit dem Zug. Die Deutsche Bahn berechnet für ein Ticket zwischen 80 und 170 Euro, je nach Rabatt und vorhandener Bahn-Card – gab es da nicht auch einen Konkurrenten auf der Strecke? Richtig! HKX, die Abkürzung für Hamburg-Köln-Express, hat seinen Betrieb aufgenommen und eine entsprechende Zulassung bekommen, die Strecke bedienen zu dürfen. Wie fortschrittlich, Konkurrenz für die Bahn! Die brauchen eine Viertelstunde länger, sind aber erheblich billiger. Und… Weiterlesen »HKX-MurX

Minus mal minus und ein Truthahn

Seit heute habe ich endlich wieder ein Auto und ich hoffe, dieses Mal hält es etwas länger. Ich durfte es heute um kurz vor Feierabend abholen, als letzte Handlung des Autohauses sozusagen. Man war so freundlich und hatte mich noch dazwischen geschoben, eigentlich sollte es erst Freitag fertig sein. Als ich dann etwas aufgeregt den Zündschlüssel in der Hand hielt und mir bei geöffneter Fahrertür auf dem Fahrersitz sitzend alles erstmal anschaute, kam ein Typ in Jeans und Sakko, braungebrannt, Halbglatze, Brille, an meine Tür. Den Dialog möchte ich unbedingt verewigt haben: „Guten Abend!“ „Guten Abend!“ „Na, fahren Sie gleich… Weiterlesen »Minus mal minus und ein Truthahn

Wochenendlehrgang SH

Es war ein absolut genialer Wochenendlehrgang, mit genügend frisch getankter Kraft, um die letzte Woche vor den Semesterferien noch überstehen zu können. Auch wenn das Wochenende gleichzeitig ziemlich an meinen Kräften gezehrt hat. Aber am Ende im positiven Sinn. Es ging diesmal vorrangig um das Schwimmen in freien Gewässern, und es war eine Vorbereitung auf ein Trainingslager, das ich ab nächster Woche für insgesamt fünf Tage besuchen werde. Insgesamt waren wir 14 Leute, damit war der Kurs mehr als überfüllt, denn es gab nur eine Trainerin aus Bayern, zwei Helfer aus Schleswig-Holstein und jede Menge Einzeltraining. Zum Glück war das… Weiterlesen »Wochenendlehrgang SH