Behinderung

Wasser bis zum Hals

Die Diskussion um meine Sportnote zieht mal wieder weitere Kreise als mir im ersten Moment lieb ist. Weil ich nicht im Fokus stehen möchte. Im zweiten Moment möchte ich aber, dass sich etwas ändert. Ich ĂĽberlege ernsthaft, ob mir dieser Schulbesuch gut tut und ob ich ihn fortfĂĽhren möchte. Ein Jahr vor dem Abi. Wenige Monate vor der Fachhochschulreife. Ich ĂĽberlege ernsthaft, ob ich das schmeiĂźe. Das habe ich meinem Vertrauenslehrer so gesagt und mich fĂĽr den Rest der Woche krank gemeldet. Es gibt Dinge, die muss ich mir nicht antun. Und jetzt soll mir nur noch jemand sagen: „Du… Weiterlesen »Wasser bis zum Hals

Gewährte Teilhabe

Was läuft da bloĂź falsch? Wieso denken Menschen so? Menschen mit Behinderungen seien körperlich nicht leistungsfähig, bekämen bei Leistungsbeurteilungen Mitleidsboni und stĂĽnden, was negative Kritik angeht, in einer moralischen Unverwundbarkeit, manchmal sogar in einer durch die deutsche (!) Geschichte begrĂĽndete gesellschaftspolitischen Immunität. Die paralympischen Spiele, auf die kam das Thema auch, seien kein Leistungssport, sondern eine aus GewissensgrĂĽnden gewährte Teilhabe am gesellschaftlichen Leben. Und da bin ich ausgerastet. Da bin ich richtig ausgerastet. Paralympische Spiele – ob das Leistungssport ist oder nicht, dazu darf jeder eigene Ansichten haben. Ob irgendwer mit der DurchfĂĽhrung der Veranstaltung sein Gewissen bereinigt oder beruhigt… Weiterlesen »Gewährte Teilhabe

Alles easy

Es gibt gute Neuigkeiten. Markus hat einen Job gefunden. In Hamburg. Wie er es geplant hatte. Nur der Beginn war einen Monat später als ursprĂĽnglich geplant. Ein Sportverein will ihn zum Aufbau eines neuen Sportbereichs in erster Linie fĂĽr konzeptionelle Arbeiten (Trainingspläne, Traininskonzepte, Veranstaltungsplanung, Organisation des Sportbetriebs, Schreibkram) und setzt ihn 20 Stunden pro Woche ein, nimmt dabei RĂĽcksicht darauf, dass er sein Sportstudium noch nicht ganz fertig hat – fĂĽr später hat man ihm in Aussicht gestellt, seine Stelle auf 100% (40 Stunden) aufzustocken. Man bietet ihm 15.000 brutto fĂĽr diese halbe Stelle, wenn er seinen Uni-Abschluss hat, soll… Weiterlesen »Alles easy

Giftblätter und Giftnudeln

Am Freitag gab es Halbjahreszeugnisse. Zuerst die gute Nachricht: Ich habe mich in keinem einzigen Fach verschlechtert. (In Klammern die Noten vom Vorjahr.) Deutsch 14 (14, 13) Mathematik 10 (10, 10) Englisch 14 (13, 14) Pädagogik 13 (13, 12) Psychologie 12 (12, 12) Französisch n.e. (n.e., n.e.) Spanisch n.e. (n.e., n.e.) Biologie: 10 (09, 09) Chemie: 09 (09, 06) Politik, Gesellschaft, Wirtschaft: 09 (08, 07) Kunst: befreit Musik: befreit Darstellendes Spiel: befreit Religion: n.e. (n.e., n.e.) Philosopie: 08 (n.e., n.e.) Sport: 15 (befreit, befreit) Ja. Richtig gelesen. Uschi hat mir in Sport 15 (in Worten: fĂĽnfzehn!) Punkte gegeben. Also volle… Weiterlesen »Giftblätter und Giftnudeln

Viel zu glĂĽcklich

Da bin ich gestern zum Krafttraining und zur Physiotherapie in der Klinik, sitze in einer riesigen Sporthalle, in der an den Seiten etliche (ich glaube, es sind 62) Kraft- und Trainingsgeräte installiert sind, und zwar auf einem Teil, auf dem man gezielt seine Schultermuskulatur trainieren kann. Gezieltes Muskeltraining ist bei mir wichtig, da ich ja durch das Rollstuhlfahren und die ständigen Transfers meine Arm-, RĂĽcken- und Schultermuskulatur einseitig belaste und es ohne regelmäßiges Training der anderen (entgegengesetzten) Muskeln schnell zu VerschleiĂźerscheinungen kommt. Und meine Arme brauche ich noch ein wenig… Insofern habe ich ein von einem Sporttherapeuten ausgearbeitetes Bewegungsprogramm und… Weiterlesen »Viel zu glĂĽcklich

Der wilde Wilde Westen

Neulich blieben wir beim Fernsehen in unserem WG-Gruppenraum einen Moment lang an einer Sendung hängen, in der Ausschnitte aus der legendären ZDF-Hitparade von vor 30 Jahren gezeigt wurden. Wir amĂĽsierten uns ĂĽber eine Band, inzwischen habe ich nachgeschaut, sie hieĂź „Truck Stop“, die sang: „Der wilde Wilde Westen fängt gleich hinter Hamburg an…“ Ich finde, diese Band hat Unrecht. Inzwischen fängt der wilde Westen direkt in Hamburg an. Am letzten Freitag fuhr ich mit meinem Viano, der inzwischen nicht mehr zugeparkt war, quer durch Hamburg zu einer verkehrsmedizinischen Untersuchung. Ich bin von der FĂĽhrerscheinbehörde aufgefordert worden, jetzt, rund zwei Jahre… Weiterlesen »Der wilde Wilde Westen

Tief und flach

Ich weiĂź noch ganz genau, wie es mir ging, als ich nach meinem Unfall im Krankenhaus von der Intensivstation auf die „normale“ Station verlegt wurde und mich so langsam an ein Leben im Rollstuhl gewöhnte. Eine ganz, ganz groĂźe Angst von mir war damals, dass ich keine Kinder mehr bekommen könnte. Auch wenn ich mir damals keine Gedanken darĂĽber gemacht habe, ob ich jemals Kinder bekommen möchte, so war es fĂĽr mich absolut wichtig, diese Entscheidung nicht durch diesen Unfall abgenommen bekommen zu haben. Diese Angst verstärkte sich damals und fĂĽhrte regelrecht zu schlaflosen Nächten, weil ich ĂĽber ein halbes… Weiterlesen »Tief und flach

Sherlock Frank und der Parkplatzkrimi

Sofie hatte sich gestern fĂĽr den WG-GroĂźeinkauf beworben, da sie ohnehin auch fĂĽr sich einkaufen wollte, ich hatte angeboten, mitzufahren. Als es heute losgehen sollte, fragte sie erneut, ob ich noch mitfahren möchte, denn sie mĂĽsste Frank ĂĽberraschend von einem Termin abholen – und der sei auf der anderen Seite der Stadt. Das Problem war weniger, drei RollstĂĽhle in einen Passat Kombi zu bekommen (plus Einkauf und drei Personen), denn notfalls hätten wir ja auch mit meinem Auto fahren können, sondern die wesentlich längere Zeit, die diese Aktion in Anspruch nehmen wĂĽrde, wenn man einmal quer durch die ganze Stadt… Weiterlesen »Sherlock Frank und der Parkplatzkrimi

Einmal Beinchen heben

Fast ein Jahr ist meine Physiotherapeutin im Krankenhaus nun schon in ihrem Job. Ronja, die trotz körperlicher und kognitiver Einschränkungen mit einem Hauptschulabschluss ihre Physiotherapie-Ausbildung durchgezogen hat, mit UnterstĂĽtzung des Arbeitsamtes in doppelt so langer Ausbildungszeit als normal, hat inzwischen einen festen „Patientenstamm“, der explizit nach ihr verlangt. Aus einem ganz einfachen Grund: Sie macht einen guten Job. Am Anfang ist man etwas irritiert von ihrer Art, sie ist wirklich sehr einfach gestrickt, sie schwankt beim Gehen, redet nuschelig, liest und schreibt wie jemand in der vierten Klasse. Aber wenn sie dann erstmal das macht, was sie sich (mit Sicherheit… Weiterlesen »Einmal Beinchen heben

Königin der Niederlande

Heute morgen hatten wir ein Schulprojekt in der City. Eigentlich wollten wir uns um 7.30 Uhr im Bahnhof Altona treffen, da aber auf meiner Linie wieder alles drunter und drĂĽber ging, verpätete ich mich. Meine Leute fuhren gerade aus Altona los, als ich am Diebsteich losfuhr, also eine Sekunde zu spät, um umzusteigen. Nun musste ich doch noch den Umweg ĂĽber Altona nehmen, auch wenn die anderen schon weg waren. Mit mir in der Bahn war ein junger Mann mit Down-Syndrom. Er fährt öfter auf dieser Strecke, arbeitet scheinbar irgendwo in Altona und jedes Mal, wenn er mich sieht, nimmt… Weiterlesen »Königin der Niederlande